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Onna no kappa: Erotic-Fantasy aus Japan über eine Frau, die in einem Fabelwesen aus dem See ihre alte, damals verstorbene Jugendliebe entdeckt.

Handlung und Hintergrund

Die 35-jährige Asuka arbeitet in einer Fischfabrik und steht kurz davor, ihren Chef zu heiraten. Da steigt aus dem angrenzenden Teich ein Kappa hervor, ein Fabelwesen mit Schildkrötenmaul, Kopfplatte und Rückenpanzer. Es gibt sich als Wiedergeburt ihrer Jugendliebe Aoki zu erkennen, der zu Schulzeiten ertrank. Der anhängliche Geselle wirbt um Asoka, was ihren eifersüchtigen Verlobten erzürnt und bald auch den Gott des Todes, einen Sake-süchtigen Hippie, auf den Plan bringt. Aber dafür gibt es ja die mythische Analperle.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Shinji Imaoka
Produzent
  • Stephan Holl,
  • Daisuke Asakura
Darsteller
  • Sawa Masaki,
  • Yoshirô Umezawa,
  • Ai Narita,
  • Mutsuo Yoshioka,
  • Emi Nishimura,
  • Fumio Moriya,
  • Hiroshi Satô,
  • Yutaka Ônishi
Drehbuch
  • Shinji Imaoka,
  • Fumio Moriya
Musik
  • Stereo Total
Kamera
  • Christopher Doyle
Schnitt
  • Ken Memita

Kritikerrezensionen

    1. Bis heute hielten sich die unabhängig produzierten Sexfilme, die ‚pink eigas’, im japanischen Kinoangebot. Für zahlreiche Regisseure, die später zu Popularität und Ansehen gelangten, dienten sie als experimentelle Spielweise. Solange ein halbes Dutzend Sexeinlagen enthalten war, konnten die Filmemacher mit Story, Darstellern und Inszenierung ganz nach Gusto verfahren, doch die meisten Beispiele dieses Genres glänzen nicht gerade mit fesselnden Charakteren oder Plots. Gleiches gilt auch für das sonderliche Pink-Musical „Underwater Love“, dessen Titel in die Irre führt, da es keine Liebesszenen unter Wasser gibt. Bei der ersten eigenen (Co-)Produktion der Kölner Asienspezialisten Rapid Eye Movies hätte das offensichtlich schmale Budget solche Extravaganzen gar nicht zugelassen.

      Eine Fantasy-Atmosphäre will sich im neusten Werk des Pink-Spezialisten Shinji Imaoka, von dem REM 2008 „Liebestoll im Abendrot“ veröffentlichte, nicht einstellen, was auch kaum beabsichtigt war. Zwar wirkt die Ausgangssituation eines als Fischwesen zurück gekehrten Menschen, der seiner großen Liebe in wiedergeborener Gestalt hinterher stellt, noch recht originell. Doch Darsteller, Schauplätze, Effekte, absurde Ideen, erotische Szenen und selbst die Musiknummern erweisen sich als reichlich überschaubar. Die ungeschminkten Darstellerinnen geben sich keine Mühe, Pickel und Sonnenbrand zu kaschieren, während Yoshiro Umezawa mit verrutschender Perücke, angeklebter Froschmaulmaske und falschem Rückenpanzer als Kappa durch die Szenerie watschelt.

      Immerhin erweisen sich die wenigen Tanznummern als recht charmant choreographiert. Starkameramann Christopher Doyle, der bei Wong Kar-Wai oder Gus Van Sant für herausragende Bilder sorgt, steuert stimmungsvolle Naturtotale bei. Doch da er ansonsten verstärkt Handkamera einsetzt, wirkt die Fotografie bestenfalls solide. Gelegentlich setzt die Regie phallische Motive und sexuelle Symbolik mit fließendem oder spritzendem Wasser ein. Daneben wartet die mit einigen erotischen Verwicklungen angereicherte Handlung mit geschmacklos-schrägen Einfällen wie des Kappas grüner Gummipenis, eine Analperle als Überlebensmittel oder ein Todesgott als langhaariger, kiffender Slacker im Batikkleid auf.

      Trotz der relativ kurzen Laufzeit tragen diese grellen, aber mitunter überstrapazieren Pointen nicht über manche Leerstelle. Gewöhnlich beträgt die Laufzeit eines ‚pink eiga’ zwischen sechzig und siebzig Minuten, was für „Underwater Love“ ebenso angemessen gewesen wäre. Was bleibt, sind die gewohnt schmissigen Songs des Berliner Duos „Stereo Total“, die mitunter für Tempo sorgen. Schon 2009 bewiesen Francoise Cactus und Brezel Göring mit dem Album „No Controles“, dass sie ihre Songs mühelos in spanischer Sprache aufnehmen können und ebenso bereitet ihnen japanisch kein Problem.

      Fazit: Schräges Sexmusical in schwerfälliger Inszenierung, aber mit akzeptablen Tanznummern und einem eingängigen Popsoundtrack.
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    2. Underwater Love - A Pink Musical: Erotic-Fantasy aus Japan über eine Frau, die in einem Fabelwesen aus dem See ihre alte, damals verstorbene Jugendliebe entdeckt.

      Nach Arthaus-Manier angerichtetes Softsex-Fantasy-Musical aus Japan um eine Frau, die im Fabelwesen aus dem angrenzenden Teich ihre verstorbene Jugendliebe entdeckt.

      Shinji Imaoka („Liebestoll im Abendrot“) folgt dem Trend der letzten Jahre, die unwahrscheinlichsten Genres miteinander zu verbinden. So kombiniert er fröhlich den japanischen Pinku Eiga - zu deutsch: Softporno - mit folkloristischen Fabelwesen in lakonischer Manier mit Musicalnummern zu einem absurd komischen, zwischen Naturalismus und Abstraktion pendelnden shintoistischen Theater der schrägen Sorte. Dafür kollaborieren erstaunlich prestigeträchtige Namen: Star-Kameramann Christopher Doyle, der Zhang Yimous und Wong Kar-Wais Werke veredelte, dazu die deutsch-französischen Electropopper Stereo Total und als Produzent tritt Stephan Holl, Geschäftsführer von Rapid Eye Movies, in Erscheinung.

      Diese Adult-Version von „Ponyo“ mit der Belegschaft aus „Dancer in the Dark“, dem Happening-Stil eines Michel Gondry („Science of Sleep“) und transzendentalen Phasen à la Apichatpong Weerasethakul („Uncle Boonmee“) wirft sich etwas übertrieben in Pose. Die Figuren dürfen sich so albern verhalten wie auf einem Kindergeburtstag, dann so lüstern und unterleibsbetont wie Asukas Kollegin, die als Hobby-Hure den Gurken knabbernden Schildkrötenmann verführt, im Angesicht des nahen Todes wiederum sind sie wieder verzweifelt und fassungslos.

      Das verleiht der unorthodoxen Geschichte samt ihrer absichtlich sinnlosen Musical-Texte den Flair einer Parabel auf die Sterblichkeit. Befindet sich Asuka doch am Scheidepunkt ihres Lebens und sieht sich nicht nur der Reinkarnation ihrer verlorenen Jugendliebe gegenüber, sondern auch metaphysischen Fragen und ganz konkreten Todeserwartungen. Der Weg dahin führt aus den Fabrikhallen zu Bergwaldesquellen, wo das mitunter balladeske Stück sich dem Schicksal widmet - und ob es denn zu ändern ist. Für die Antworten sollte man einen Sinn für japanische Kultur ebenso wie für bizarre Exaltiertheit haben, denn beides kommt in dem experimentierfreudigen Arthaus-Werk wahrlich nicht zu kurz.

      tk.
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