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„Unsane: Ausgeliefert“-Kritik: Mehr als nur ein iPhone-Film?!

„Unsane: Ausgeliefert“-Kritik: Mehr als nur ein iPhone-Film?!
© Fox / Fingerprint Releasing / Bleecker Street

Regisseur Steven Soderbergh sorgt auf der Berlinale 2018 für Schlagzeilen. Komplett auf iPhone-Kameras gedreht, inszeniert er den Psychothriller „Unsane: Ausgeliefert“. Punktet der Film auch durch die Story oder wird er stets als „Der iPhone-Film“ verschrien sein?

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Der gestandene Regisseur hat in den letzten Jahren eher durch experimentelle Projekte geglänzt als sich an die Norm des typischen Hollywood-Blockbusters zu halten. Während er mit „The Knick“ ein TV-Mammut-Projekt inszenierte, ging er in seiner Folge-Serie „Mosaic“ soweit, das Drehbuch in die Hand der Zuschauer zu legen. Auch seine (vermeintliche) Rückkehr zum klassischen Hollywood-Kino – „Logan Lucky“ – distribuierte er in den USA kurzerhand selbst, wodurch die Kritiker zwar begeistert waren, aber die Zuschauer fernblieben.

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Jetzt folgt der nächste Streich: Komplett auf iPhone 7+ Kameras gedreht, schickt er seine Hauptdarstellerin Claire Foy durch einen paranoiden Strudel der Angst. Als Stalking-Opfer wird die handliche Kamera als voyeuristisches Mittel verwendet, um ihre mentale Instabilität und ihr Trauma zu untermauern. Ohne ihre Zustimmung wird unsere Protagonistin in das Highland Creek Institut eingeliefert, das für sie schnell zum Gefängnis wird. Einer der Mitarbeiter (Joshua Leonard) sieht ihrem Stalker zum Verwechseln ähnlich. Nun liegt es an ihr selbst, aus der streng bewachten Anstalt zu entfliehen und ihren inneren Dämonen zu trotzen.

Spielwiese iPhone

Während das normale Kinoformat von 1:2,35 in „Unsane: Ausgeliefert“ bewusst aufgebrochen wird, um sich dem digitalen Medium anzupassen, kann der gewohnte Kinogänger schnell das technische Spektakel vergessen und sich auf die Handlung konzentrieren. Dies wird durch die ruhige Hand von Soderbergh persönlich unterstrichen, der nicht nur Regie führte, sondern die iPhones kurzerhand selbst hielt und auch den Schnitt übernahm (auch wenn euch der Abspann etwas anderes weiß machen möchte).

Dank verschiedener Objektive – allen voran der FishEye-Optik – vermag es Soderbergh wieder seine sonst typische Handschrift unterzubringen. Tiefe Bilder und Schärfeneinstellungen vermitteln den klaustrophobischen Raum der Klinik. Als Experiment positioniert er die wohl kleinste 4K-Kamera der filmischen Welt mal kopfüber, mal frontal, mal mit Nachtsichtfunktion und mal in der hintersten Ecke des kleinsten Raumes. Ein gutes Mittel, um die angesprochenen Themen des Voyeurismus auf der einen und der Paranoia auf der anderen Seite gelungen herauszuarbeiten.

Konventionen trotz experimentellen Umfelds

Die iPhone-Spielerei versucht dabei durch ein eher konventionelles Drehbuch hinweg zu täuschen, das zu Beginn zwar mit einer authentischen Darstellung mentaler Probleme punkten kann, mit seinem narrativen Twist jedoch leider in die Absurdität abzudriften droht. Zum Glück schafft es Hauptdarstellerin Claire Foy diese Momente zu retten und den Zuschauer bei Laune zu halten.

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Claire Foy zeigt nach ihrem internationalen Durchbruch („The Crown“) nun das Gegenteil zu ihrer Königin Elisabeth II. Manisch, ängstlich, impulsiv verleiht sie ihrer Sawyer Valentini das nötige Feingefühl, um ihr selbst erbautes Gefängnis ins Szene zu setzen und über die Schwächen der Handlung hinweg zu versöhnen. Getrieben vom Wunsch, ihr Trauma endlich zu überwinden, muss sie den (vermeintlichen) Kampf mit ihrem Peiniger aufnehmen.

Ihr Gegenüber wird von Joshua Leonard verkörpert, dem mutmaßlichen Stalker. Dank ruhiger Spielweise ertappt sich der Zuschauer dabei, dem trügerischen Wolf im Schafspelz Vertrauen zu schenken und selbst an Foys Geisteszustand zu zweifeln. Das psychologische Institut selbst kommt eher wie ein Abklatsch aus „Einer flog über das Kuckucksnest“ daher, als mit Originalität zu glänzen. Dadurch entsteht leider ein Übermaß von bekannten Szenarien, das zwar durch die iPhone-Optik neu poliert wird, jedoch nicht in Gänze neu erfunden werden kann. Dennoch reicht es aus, über 98 Minuten Dauer, unterhaltsames Thriller-Kino im neuen Gewand zu präsentieren.

Fazit: Dank technischer Spielereien und hervorragenden Hauptdarstellern schafft es Soderbergh über ein konventionelles Drehbuch hinweg bei Laune zu halten. Trotz ungewohnter Optik ist seine typische Handschrift unverkennbar, die der Story die ebenfalls nötige Bildtiefe verleiht. So wird „Unsane: Ausgeliefert“ mehr als nur „der iPhone-Film“, sondern zur neuen Spielwiese von Soderbergh.

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