Der Dokumentarfilm erzählt auf berührende und inspirierende Weise von John und Molly Chester, die sich seit fast zehn Jahren mit ihren „Apricot Lane Farms“ in Kalifornien der ökologischen Landwirtschaft verschrieben haben.
Es war schon immer der große Traum von Molly und John Chester, auf dem Land zu leben und eine eigene Farm zu haben. Lange Zeit lebten die Food-Bloggerin und der Naturfilmer jedoch mitten in der Großstadt L.A.. Als sie einen Hund namens Todd aus dem Tierheim holten, schien das Glück zunächst perfekt. Doch Todd bellte so laut, dass sich die Nachbarn beschwerten und Molly und John die Wohnung gekündigt wurde. Das war der Moment, wo beide entschieden, dass es an der Zeit ist, etwas in ihrem Leben zu ändern. Und so suchen sie sich Investoren und ein Stück Land. Was sie zunächst dort vorfanden, waren viele Probleme: Eine karge Landschaft, tote Erde, Reste von Monokultur. Und doch wollten Molly und John versuchen, dieses „verbrannte“ Stück Erde zu retten. Und daraus ein Paradies für Pflanzen, Tiere und Menschen zu schaffen. Die Geschichte von Molly und John Chester beginnt im Jahr 2010. Der Dokumentarfilm UNSERE GROSSE KLEINE FARM, bei dem John Chester selbst Regie führte, dokumentiert die Geschehnisse rund um die „Apricot Lane Farms“ auf anschauliche, spannende und vor allen Dingen inspirierende Art und Weise. Von den anfänglichen Planungen über die ersten Rückschläge bis hin zu bahnbrechenden Erfolgen wird man als Zuschauer Teil eines ganzen Kosmos. Man kann dabei zusehen, wie Schwein Emma ihre 15 (!) Ferkel zur Welt bringt und sie sich mit dem Hahn Greasy einen eher ungewöhnlichen Freund fürs Leben sucht. Man ist dabei, wie die erste Obsternte fast völlig an die Vögel verloren geht, eine Schneckenplage die Bäume beschädigt und Kojoten zu einer ernsthaften Gefahr für die freilaufenden Hühner werden. Und man wird Zeuge davon, wie ein Land, das durch seine Ausbeutung fast zerstört wurde, zu einer blühenden Oase des Lebens wird. Das alles ist nur möglich, weil Molly Chester, ihr Mann John und ihr hochmotiviertes und engagiertes Team eine große Verbundenheit untereinander und zu dem Land, das sie bewirtschaften, haben. Diese vermittelt sich in jeder Einstellung dieses wunderschön fotografierten Films, in dem Molly und John glaubhaft und authentisch ihren Traum von einer besseren Welt leben. Am Ende des Films sagt John, dass „Apricot Lane Farms“ nicht der einzige Weg sei, um die Erde zu retten. Doch, und das macht UNSERE GROSSE KLEINE FARM in jeder Minute deutlich: Es ist ganz sicher ein richtiger und wichtiger Weg, der zeigt, dass der Mensch nur dann von der Erde leben kann, wenn er gleichzeitig alles versucht, um sie zu erhalten. Ein wunderschöner Film - so inspirierend wie die Idee, von der er erzählt.
Jurybegründung:
Gerade haben sie geheiratet - der Dokumentarfilmer John und Molly, die Food-Bloggerin. Zum großen Glück der Chesters fehlte nur noch ein Hund. Todd aus dem Tierheim erfüllte alle ihre Wünsche, war aber in ihrem kleinen Appartement in Santa Monica für die Nachbarn eine bellende Zumutung. Auf den Hund wollten sie nicht verzichten und so entschlossen sie sich zu einer radikalen Änderung ihres Lebens, auch zur Erfüllung ihres schon lange gehegten Lebenswunsches, Farmer zu werden. In den Hügeln, eine Stunde nördlich von Los Angeles, sollte ihre Vision zur Wirklichkeit werden: Ein traditioneller Bauernhof mit einer Vielzahl an Pflanzen, Obstsorten und glücklichen Tieren. Doch das große Land, das sie gekauft hatten, war ausgetrocknet und vernachlässigt. Mit der finanziellen Hilfe von Freunden, eines großen Investors und vor allem des Beraters Alan York - ein Pionier im Bereich der biodynamischen Landwirtschaft - schufen sie in nahezu einem Jahrzehnt ein Paradies mit einem besonderen Ökosystem und ohne Einsatz von chemischen Mitteln. Von Beginn an begleitete John Chester filmisch das einmalige Experiment, eine sehr spannende Langzeitbeobachtung. Es waren Jahre des Erfolges, aber auch vieler Misserfolge und eindrucksvoll, wie die Chesters unbeirrbar ihrem eingeschlagenen Weg treu blieben, der Natur weitgehend ihren eigenen Rhythmus zu belassen.
Eine lange Diskussion entspannte sich in der Jury bei der Bewertung des Films. Ist dies ein Dokumentarfilm im klassischen Sinn? Mit Sicherheit nein! Denn sonst hätte man sich die Frage stellen müssen nach detaillierten Angaben zu Management und Finanzierung, zu Lohn und Unterbringung der vielen Helfer aus aller Welt, zu Arbeitsstrukturen und vieles mehr. Die Absicht von John Chester war aber klar, einen lehrreichen Naturfilm über ein ökologisches Experiment der besonderen Art zu machen und damit das Interesse bei einem breiten Publikum zu wecken. Mit einer geschickten Dramaturgie und guter Montage bietet der Film schöne und auch heitere Spannungsmomente. Wir werden Zeugen von Geburten und Tod, wie die Natur bei Schneckenplagen, bei der Überpopulation von Erdmännchen und den Angriffen von Starenschwärmen und Coyoten sich selbst zu helfen vermag, wenn der Farmer die richtige Hilfestellung leistet. So ist es aber auch die teilweise idyllische Geschichte einer Familie geworden, bereichert mit wirklich traumhaft schönen Naturaufnahmen am Rande zur Werbefilmästhetik. Diese leider auch noch verstärkt durch eine als zu dominant empfundene Musikuntermalung. Besonderen Lob verdienen aber auch die schönen Animationsteile zu Beginn des Films, die uns das zeigen, was Chesters Kamera nicht festhalten konnte.
FBW-Jugend-Filmjury:
(www.jugend-filmjury.com)
Der amerikanische Dokumentarfilm UNSERE GROßE KLEINE FARM erzählt die Geschichte von dem jungen Paar Molly und John Chester. Vor allem Molly hat die Vision, eine Farm zu gründen, die im Einklang mit der Natur steht. Diesen Traum versuchen die beiden wahr werden zu lassen, als sich ihr Leben ändern muss, da sie nicht bereit sind, sich von ihrem Hund zu trennen, der in einer Stadtwohnung nicht zu halten ist. Sie suchen sich Geldgeber und übernehmen völlig unerfahren eine brach liegende Farm. Glücklicherweise finden sie einen fachkundigen Berater und Mentor, der ihnen hilft die Farm ökologisch aufzubauen. Im Film wird die Entwicklung über sieben Jahre mit allen Höhen und Tiefen dokumentiert. Dabei vermittelt der Film die Erlebnisse und Erfahrungen nicht in einem objektiv-dokumentarischen Stil, sondern bedient sich eines subjektiven Erzählers, indem er John seine und Mollys Geschichte chronologisch erzählen lässt. Auf diese Weise emotionalisiert der Film und bringt alles in einen persönlichen Zusammenhang. Einzelne Tiere bekommen im Film eine besondere Rolle, da zu ihnen eine direkte Bindung aufgebaut wird. Der Film spricht gleich zu Beginn den Zuschauer auf dramatische Weise an, indem er vor die chronologische Erzählung ein wichtiges Ereignis vom Ende des Films vorwegnimmt. Erst danach wird in vielen Einzelschritten die Entwicklung des Projekts auf zum Teil sehr humorvolle sowie auch rührende Weise dokumentiert. Dabei wird deutlich ausgestellt, wie die Zusammenhänge in der Natur funktionieren können und eine mögliche Zukunftsperspektive eröffnet. Auffällig ist, dass es insbesondere beim Filmmaterial unterschiedliche Qualitäten gibt. Es entsteht der Eindruck, als wäre die Idee zum Film erst während des Projekts entstanden und für die Darstellung der ersten Vorbereitungen des Projekts auf vorhandenes Bildmaterial zurückgegriffen worden. Außerdem wurden in einzelnen Szenen Animationen eingebaut, um Zusammenhänge deutlich zu machen. Spätestens nach dem Kauf der Farm überwiegen qualitativ zum Teil sehr beeindruckende Bilder, welche mit vielfältigen Perspektivwechseln arbeiten. Die Kamera arbeitet mit zahlreichen Totalen, die immer wieder Veränderungen auf der Farm dokumentieren und wechselt sich mit detaillierten Nahaufnahmen ab, die Emotionen sichtbar machen. Stilistisch ähnelt der Film in vielen Teilen einer Tier- bzw. Naturdokumentation. Der Film wendet sich an ein Kinopublikum, das sich für die Thematik der ökologischen Landwirtschaft interessiert. Damit spricht er zunächst eher Erwachsene an. Jugendliche, die großes politisches Interesse und Verständnis für Ökologie haben, dürften von diesem Film auch angesprochen werden. Für jüngere Kinder ist der Film nicht geeignet, da nur die Erzählerstimme synchronisiert ist und die englischen Dialoge in den einzelnen Szenen untertitelt sind. Wir haben den Film in seiner Gesamtheit bewertet und insbesondere auch seine ästhetische Machart gewürdigt und empfehlen ihn als FBW-Jugend Filmjury zwischen 12 und 16 Jahren für Jugendliche sowie für Erwachsene als sehenswert.
berührend: 3 Sterne
spannend: 3 Sterne
realistisch: 5 Sterne
interessant: 4 Sterne
lehrreich: 4 Sterne
Gesamtbewertung: 4 Sterne.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)