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„Indiana Jones 5“ Kritik: Das Finale von Harrison Fords Abschied wird Fans spalten

„Indiana Jones 5“ Kritik: Das Finale von Harrison Fords Abschied wird Fans spalten
© 2023 Lucasfilm Ltd. / Disney

Harrison Ford verabschiedet sich von seiner wohl größten Rolle. Doch wie überzeugend fällt sein letztes Abenteuer in „Das Rad des Schicksals“ aus? Wir verraten es euch.

1981 schwang Harrison Ford erstmals die Peitsche und machte den Nazis in „Jäger des verlorenen Schatzes“ Konkurrenz bei der Suche nach der Bundeslade. 42 Jahre, drei weitere Filme sowie eines Auftritts in der Serie „Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“ sowie eines Kurzfilms für eine Disneyland-Attraktion steht dem Hollywood-Star jetzt der Abschied von seinem vermutlich ikonischsten Charakter bevor, der für viele selbst den Legendstatus eines Han Solo überstrahlt.

Sein letztes Abenteuer hört auf den Namen „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“, das deutsche Zuschauer*innen ab dem 29. Juni 2023 in den Kinos erleben können. Doch wird der fünfte und letzte Kinofilm mit Indy den hohen Erwartungen gerecht? Wir konnten das Werk vor dem bundesweiten Release sehen und verraten euch, wie „Das Rad des Schicksals“ uns gefallen hat:

Andi: Erst Top, dann ganz gut… am Ende Flop

„Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ war für mich eine dreigeteilte Erfahrung. Wie schon im Vorfeld verraten wurde, erleben wir zu Beginn einen fast halbstündigen Rückblick in den Zweiten Weltkrieg, in dem Indy es mal wieder mit seinen Lieblingsgegnern, den Nazis, aufnimmt. Wohl nicht ohne Grund war die Filmreihe immer dann am stärksten, wenn es gegen die größten Verbrecher*innen der Menschheitsgeschichte ging, siehe die großartigen „Jäger des verlorenen Schatzes“ und „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“.

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Der neuste Teil untermauert diese These, denn der Einstieg ist für mich der beste Part an „Das Rad des Schicksals“: Die digitale Verjüngungskur für Harrison Ford funktioniert glänzend, das verschmitzte Lächeln sitzt genauso wie die Schläge in Nazigesichter. Ich wünschte mir fast, dass der ganze Film noch mal in diese Glanzzeit von Indiana Jones eingetaucht wäre, denn hier musste ich öfter an die Aussage von Originalregisseur Steven Spielberg denken, der nach der Sichtung dieses neuen Beitrags nahezu ungläubig meinte: „Verdammt! Ich dachte, ich wäre der einzige, der wüsste, wie man [diese Filme] macht.“

Dass der neue Regisseur James Mangold verstanden hat, was einen „Indiana Jones“-Film ausmacht, bewies aber durchaus auch der zweite Part, in dem wir dem alten Indy im Jahr 1969 bei seinem letzten Abenteuer folgen. An den Glanz von Teil 1 und 3 (der zweite hat mich leider nie überzeugt) kommt „Das Rad des Schicksals“ hier zwar nicht ganz heran. Die Schatzsuche fällt mir etwas zu rudimentär aus, zudem nehme ich dem alten Harrison Ford Actionszenen nicht mehr so richtig ab; wobei sie immerhin bodenständiger und dadurch besser genießbar als in Teil 4 sind. Zudem kann die Dynamik zwischen dem aus gutem Grund misslaunigen Indy und seiner Patentochter Helena (Phoebe Waller-Bridge) nicht mit dem fantastischen Hin und Her von Harrison Ford und Sean Connery aus „Der letzte Kreuzzug“ mithalten; ein ohnehin fieser, weil dezent unfairer Vergleich, ich weiß.

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Dieser zweite Part, der den Großteil des Films ausmacht, bietet dennoch alle Versatzstücke für ein unterhaltsames, wenn auch nicht großartiges Indy-Abenteuer – allerdings folgt dann eben der dritte Part, das Finale von „Das Rad des Schicksals“. Der Umgang mit den mystischen Artefakten der Reihe brachte schon immer das Risiko mit sich, in den Bereich des Lächerlichen abzukippen, wie „Das Königreich des Kristallschädels“ bewies. Leider macht es der letzte Teil meiner Meinung nach nicht besser. Zum großen Finale sah man sich hier offenbar zudem genötigt, emotional noch einmal richtig ausholen zu wollen, was die vorherige Charakterisierung der Figuren allerdings für ein stimmigeres Gesamtbild besser hätte vorbereiten müssen. So bleibt bei mir ein schaler Nachgeschmack an diesem eigentlich grundsoliden „Indiana Jones“-Film haften.

Jule: Nostalgie-Gefühl tröstet über kleine Makel hinweg

Als im Jahr 2015 die Meldung die Runde machte, dass uns mit „Indiana Jones 5“ ein weiteres Abenteuer über den ikonischen/legendären Titelhelden erwarten soll, waren meine Gefühle zwiegespalten. Einerseits war ich natürlich überglücklich, dass „das Königreich des Kristallschädels“ nicht der letzte Auftritt von Harrison Ford in Fedora und Peitsche sein würde (wobei ich den vierten Teil im Gegensatz zu den oftmals vernichtenden Kritiken eigentlich als ganz solide einstufe) – andererseits kam die Angst hoch, dass den Verantwortlichen womöglich nur die Dollar-Zeichen in den Augen leuchten. Nicht immer ist es die beste Idee, einer Filmreihe neue Teile zu spendieren; man denke beispielsweise an „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ oder „Jurassic Park 3“.

Letztendlich überwog aber doch die Vorfreude, weshalb sich acht Jahre Wartezeit für mich wie eine gefühlte Ewigkeit hinzogen – bis dann die ersten Kritiken eintrudelten, die „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ als miserabel einstuften. Die Angst war zurück. War Harrison Ford, der Mann, der mich schon als Knirps in fernste Fantasie-Welten entführte, kein würdiger Abschied vergönnt? Als ich aber endlich im Kinosessel Platz nehmen durfte und in typischer Indy-Manier direkt in die Handlung hineingeworfen wurde, schmiss ich all meine Angst über Bord. Und das war die richtige Entscheidung.

Wie üblich jagt Henry Jones Jr. alias Indiana Jones (Harrison Ford) einem historischen Artefakt hinterher und geht damit, wie es sich für einen ordentlichen Abschluss gehört, einem der wohl größten Mysterium der (Film-)Geschichte nach. Auf diesem Weg stellt er sich natürlich klobigen wie gewieften Bösewichten, überlistet sie in rasanten Verfolgungsjagden, bekommt ordentlich eins auf den Deckel und teilt mindestens genauso häufig aus. Zugegeben, gelegentlich zogen sich Szenen wie die in den Straßen von Tangier für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge, aber das hat der Film mit zahlreichen Easter Eggs, die mir immer wieder Gänsehaut bescherten, absolut wettgemacht.

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Und damit sind wir auch schon am für mich wichtigsten Punkt angelangt: Während sich Indy in 42 Jahren Filmhistorie stets in Missionen stürzte, die perfekt unabhängig voneinander funktionieren, ist das Publikum von „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ auf gewisse Grundkenntnisse angewiesen, ohne die viele Witze und Szenen nicht den entsprechenden Charme an den Tag legen würden. Genau das ist es, was den Film für mich zu einem soliden Abschluss avancieren lässt. Natürlich kommt der fünfte Titel aus dem Franchise bei Weitem nicht an die Original-Trilogie heran, das muss er aber auch nicht. „Indiana Jones 5“ versteht es, den Fans ein letztes spannendes Abenteuer zu präsentieren, das all die vergangenen Jahre des berüchtigten Archäologen aufrollt, alle offenen Fragen beantwortet und ein letztes Mal Nostalgie aufkommen lässt.

Lucie: Ein würdiger Abgang – auch wenn der Funke nicht überspringt

Obwohl ich nicht seit Kindheitstagen eine so starke emotionale Bindung wie viele andere zu den Filmen habe, so haben die Inszenierungen von Steven Spielberg mit Harrison Ford als Peitsche schwingendem Archäologen und Nazi-Jäger doch einen besonderen Platz in meinem Herzen. Aus diesem Grund ging ich auch allen Meldungen über negative Kritiken zu „Indiana Jones und das Rad der Zeit“ so gut es ging aus dem Weg, um mir mein eigenes Bild zu machen.

Im Kinosaal wirkte die Ekstase des Publikums ansteckend und der Film begann mit einem treffend gezeichneten Porträt des alternden Indys, der sich nach getaner Arbeit als Archäologieprofessor und nebenberuflicher Weltretter in den Ruhestand verabschiedet, während um ihn herum die erste Mondlandung gefeiert wird. Als sich dann ein Action-Abenteuer entfaltet und Indy wohl oder übel ein letztes Mal den Fedora aufsetzen muss, um das mächtige Rad des Archimedes aus den Händen seines Nazi-Widersachers Jürgen Voller zu retten, kam ich aber nicht umhin, einen gewissen „Spark“ zu vermissen.

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Ob das am Regiewechsel von Steven Spielberg zu James Mangold, dem alternden Harrison Ford oder an meinem eigenen Älterwerden lag, kann ich nicht genau festmachen. Das hinderte mich aber keinesfalls daran, hochgespannt und lächelnd in meinem Kinosessel zu sitzen. Im letzten Akt passiert schließlich der irre, fast schon komödiantisch anmutende Höhepunkt der Handlung, auf den man sich als Zuschauer*in auf jeden Fall erstmal einlassen muss. Wer das schafft, kann meiner Meinung nach von Indiana Jones letztem Auftritt berührt und unterhalten werden und gebührend Abschied nehmen; selbst wenn „Das Rad des Schicksals“ den ersten Teilen nicht das Wasser reichen kann.

Olli: Indy ist alt und das ist auch gut so

„Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ schickt euch auf eine letzte große Schatzsuche und lässt dabei das Abenteuergefühl aus einer längst vergangenen Ära auflodern. Allerdings steht bei diesem Film etwas anderes im Vordergrund, für das die besagte Schatzsuche nur als Vehikel fungiert: „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ ist ein Film über das Älterwerden – die Herausforderung des Alterns, den Umgang mit dem Altern und vor allem der Akzeptanz des Alterns. Dank dieses Fokus erhält die Figur eine neue Facette und den einen oder anderen durchaus rührenden Moment, der dem Franchise tatsächlich ein Abschlussgefühl verleiht.

Am Ende des Tages bietet „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ ein paar spaßige Momente, die jedoch nie so wirklich aus dem Schatten der ikonischen Vorgänger („Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ vielleicht ausgenommen) treten können. James Mangold hat eine Gratwanderung zwischen ausgefallenen Situationen an der Grenze zur Blamage und einer in Nostalgie getränkten Hommage an die ersten Filme inszeniert, die zu unterhalten weiß. Lediglich im großen Finale sitzt man im Kinosessel und denkt sich: Können es nicht einfach wieder Aliens sein…

Im Interview hat Olli mit Harrison Ford und den anderen Stars über den neuen Film gesprochen.

Peer: Altbekanntes + überzeugende Neuzugänge = spaßiger Indy-Film

„Das Rad des Schicksals“ ist natürlich kein Instant Classic, wie es der erste und dritte Teil der Reihe waren – aber damit hat ohnehin niemand gerechnet. Hier wird nichts neu erfunden, sondern die komplette Klaviatur der bekannten Indiana-Jones-Elemente leicht abgewandelt bespielt (Verfolgungsjagden auf Zügen, Nazis, Wüstenstädte, Flugreisen, Höhlen, Getier und so weiter), was an vielen Stellen auch funktioniert. Es ist nicht ganz so drüber wie Teil 4, die Neuzugänge Phoebe Waller-Bridge und Mads Mikkelsen funktionieren für mich gut und auch Harrison Ford nehme ich diesen letzten Peitschenhieb noch ab.

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Wie immer ist es im Einzelfall auch nicht so wichtig, wie die Hauptfiguren jetzt schon wieder entkommen oder wie diese wissenschaftlich-magische Falle/Maschine jetzt genau funktioniert. “Das Rad des Schicksals“ ist eine Abenteuergeschichte, in die man sich hineinfallen lässt, an die man glauben muss. An einigen emotionalen Stellen war ich sogar berührt und das nicht nur peinlich. Wenn man nicht alles auf die Goldwaage legt, hat man mit diesem Kinoabenteuer viel Spaß.

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