Filme zu beurteilen und vor allem dabei fair zu bleiben, ist nicht immer einfach. Man kann nicht auf jeden Film die gleiche Qualitätsschablone legen und alles, was da dann nicht rein passt, als ungenügend abstempeln. Klingt in der Theorie wahnsinnig logisch, wird aber nicht immer in die Tat umgesetzt. Bei Urban Explorer zum Beispiel könnte man sehr schnell versucht sein, zu sagen: Vorhersehbare Story! Hat man alles schon tausendmal gesehen und darunter auch einige Mal besser! Ein Logikloch, wie zum Beispiel der irre Killer ist nicht totzukriegen, jagt das andere! Ein schlechter, sehr schlechter Film, der einen auf amerikanischer Teen-Slasher macht, auch wenn die Protagonisten Anfang 20 sind! Die Sache ist bloß die: Urban Explorer will gar nichts anderes sein, als ein Slasher-Film nach der altbewährten Methode. Regisseur Andy Fetscher will in erster Linie unterhalten und unterhalten werden kann man als Zuschauer zur Abwechslung auch mal, indem man nicht ständig auf falsche Fährten gelockt wird und einem seine Erwartungen um die Ohren gehauen werden, sondern indem sich alle Annahmen zu Beginn des Films am Ende bestätigen. Fetscher hat offensichtlich erkannt und steht dazu, dass nicht jeder Film das immer wieder gern bemühte Rad neu erfinden muss. Die Story ist sozusagen eine Einladung, sich am Ende selbst auf die Schulter klopfen zu dürfen, weil man wusste, dass es endet wie es endet. Scharfzüngiger formuliert, bedeutet das, ich setze die Messlatte einfach (deutlich) niedriger an und erspare mir somit, mich darüber zu ärgern, Zeit durch das Anschauen des Films verplempert zu haben. Mit Sicherheit sollen hier in erster Linie die Horrorfans begeistert werden, die sich nicht zum x-ten Mal Halloween und die anderen üblichen Verdächtigen des Genres anschauen wollen. Und by the way, wenn Micheal Meyers immer wieder aufsteht auch dann noch, wenn ihm ein großes Fleischermesser in der Brust steckt und wenn er sich nie schneller fortbewegt als im Schritttempo und trotzdem jeden kriegt, auch wenn er noch so um sein Leben rennt dann ist das übrigens cool und längst Kult!
Der Film beginnt mit typischen Berlinbildern, die mit Handkamera aufgenommen worden sind. Fetscher setzt bewusst auf den Wiedererkennungswert, um das Bedürfnis der jungen Backpacker nach etwas Neuem, Unbekannten deutlich zu machen und um einen deutlichen Kontrast zu den unterirdischen Tunneln, die dieses Neue, Unbekannte darstellen sollen, zu erzeugen. Nebenbei bemerkt ein Setting, das nicht schon tausendfach in diesem Subgenre verwurstet wurde. Wodurch genau genommen eine weitere Neuerung entsteht, denn hier rennen die potenziellen Opfer nicht die Treppen rauf, sondern in U-Bahnschächte rein. Natürlich ist es wenig nachvollziehbar, dass das Final-Girl sexy Hotpants und süße Absatzstiefelchen trägt, wenn sie sich in den Berliner Untergrund hinab wagt. Aber mal ehrlich, ihren amerikanischen Leidensgenossinnen steht sie darin doch in nichts nach! Und naja, mit der Geschichte über die sogenannten Odin-People, eine Hypersondernazirasse, die angeblich unkaputtbar ist, stellen Fetscher und sein Drehbuchautor Martin Thau sogar eine mögliche Erklärung in den Raum, für das Wiederaufstehverhalten des Killers. Wirklich streitbar ist die Schauspielkunst von Klaus Stiglmeier. Will er mit dem ständigen Augenverdrehen und den riesigen fletschenden Zähnen tatsächlich ernsthaft dämonisch wirken? Dann wäre es bloß unfreiwillig komisch. Oder ist es absichtlich überzogen und somit ein Augenzwinkern? Die Antwort darauf darf jeder für sich selbst finden.
Urban Explorer ist ein dreckiger Film und irgendwie ist es schön zu sehen, dass ein Slasher-B-Movie auch mal aus Deutschland kommt. Es besser zu machen als das amerikanische Vorbild ist dann der nächste Schritt und bis es soweit ist, gucke ich einfach noch mal Halloween.
Fazit: Ein Slasher-Movie nach altbewährter Methode. Wer überrascht werden will, muss sich was anderes angucken.