„Wir wollen entstehen und Entstehung bewirken und nicht erinnern!“ Das ist das Motto der Punkrockband 1000 Robota, die sich aufmacht, die Musikwelt zu erobern. Es ist zwei Jahre her, als lokale und überregionale Medien eben diese Band als DIE Newcomer in der Indie-Szene feierten. Der Film von Sandra Trostel begleitet die drei jungen Nachwuchskünstler auf ihrem Weg in die Realität des Musikgeschäfts, wo es neben Erfolgen auch immer wieder Enttäuschung und Frustration hagelt. Der charismatische Sänger und Gitarrist Anton - arrogant und zielstrebig - will von all dem Trubel der Medien nichts wissen, er kämpft lieber wie ein guter alter Punker gegen das Establishment. Die Regisseurin zeigt sich als exzellente Beobachterin, die den Jungs immer in ihren Aktionen folgt, doch ihre Naivität und jugendliche Unerfahrenheit nie bloßstellt. Man bekommt einen Hype zu spüren, der ja doch nur ein medialer war, erfährt so viel mehr über das gegenwärtige Musikbusiness als „nur“ über eine Band. Ein Glücksgriff unter den Musikdokumentationen!
Jurybegründung:
Im Grunde ist diese Dokumentation ein Glücksfall. Denn mit der zu Beginn der Dokumentation noch unbekannten Schülerband „1000 Robota“ hat die Filmemacherin ins Schwarze getroffen. Binnen kürzester Zeit bekommt die Band einen Plattenvertrag, nimmt ein erstes Album auf und wird von den Medien gehypt - ohne dass sich das auf ihrer Tour in Besucherzahlen irgendwie bemerkbar machen würde. Zum Schluss scheitert die Band daran, dass die einzelnen Mitglieder dem Musikgeschäft intellektuell noch nicht gewachsen sind und ihnen die Pose als Ausrede für das eigene Scheitern genügt.
Die Blicke hinter die Kulissen des Musikbusiness sind für Außenstehende informativ, Anton Spielmann und Jonas Hinnerkort bilden zwei intellektuelle Gegenpole, zwischen denen Sebastian Muxfeldt immer wieder verschwindet. Immer wieder wird die Pose bemüht, wenn die Band einmal mehr gescheitert ist, die Fähigkeit zur Einsicht eigener Fehler ist nur ansatzweise vorhanden, was durch Antons Monologe und Band-Interviewmitschnitte sehr gut dargestellt wird.
Auch wenn die gesichtete Fassung noch nicht final ist und mit 100 Minuten deutlich zu lang geraten ist, so zählt diese Langzeitdokumentation zu den geglückten Musikdokumentationen, da sie die (Nicht-)Karriere der drei Musiker ohne externe Experteninterviews unkommentiert begleitet und die Aktionen durch die einzelnen Bandmitglieder selbst kommentieren und interpretieren lässt. Bis auf die eingestreute Clipästhetik einzelner Konzertmitschnitte ist diese Dokumentation konzeptionell gelungen und mit noch stringenterer Materialauswahl auch noch so zu verdichten, dass der Zuschauer die komplette Laufzeit bei der Stange gehalten werden kann.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)