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Valley of Love: Nach dem Selbstmord ihres Sohnes Michael erhalten dessen Eltern Isabelle (Isabelle Huppert) und Gérard (Gérard Depardieu) einen Brief des Verstorbenen, in dem steht, dass sie sich im Death Valley einfinden sollen, an einem ganz bestimmten Tag. Eine Woche sollen sie in der brütenden Hitze durchhalten und dabei an einer Reihe von Plätzen auf Spurensuche gehen. Isabelle und Gérard, lange geschieden, folgen den Anweisungen...

Handlung und Hintergrund

Isabelle (Isabelle Huppert) und Gérard (Gérard Depardieu) bekommen nach dem Selbstmord ihres 31-jährigen Sohnes einen Brief, in dem sie genaue Anweisungen erhalten: Sie sollen am 12. November zum Death-Valley in Kalifornien reisen. Dort müssen sie eine Woche in der Wüstenhitze ausharren und auf Spurensuche nach hinterlegten Hinweisen gehen. Die beiden Schauspieler Isabelle und Gérard haben nach ihrer Scheidung ein gespanntes Verhältnis. Nun treffen sie nach jahrelanger Trennung aufeinander. Ihr Sohn litt an Depressionen, die teilweise durch eine emotionale Vernachlässigung in der Kindheit verursacht wurden. Obwohl die Eltern die rätselhaften Anweisungen nicht verstehen, brechen sie zusammen auf, um den letzten Willen ihres Sohnes zu erfüllen. Zudem verspricht er ihnen in dem Brief, dass er zu einem vorgegebenen Zeitpunkten „erscheinen“ wird. In Kalifornien angekommen, müssen die beiden täglich in die Wüste aufbrechen und vorgegebene Standorte aufsuchen. Dort finden sie bestimmte Handlungsanforderungen, wie die Einnahme der halluzinogenen Droge Peyote. Während ihres Trips erinnern sie sich an ihre gemeinsame Vergangenheit. Dabei lassen sie die glücklichen Momente in ihrer Beziehung Revue passieren und stellen sich schließlich der Frage nach einer möglichen Schuld an dem Tod ihres Kindes. Die Wüstensonne macht den beiden immer mehr zu schaffen und lässt sie schließlich in eine Welt zwischen Traum und Wirklichkeit versinken. Ist ihre Reise ein Racheakt des Sohnes? Oder soll sie im Gegenteil die beiden von alten Lasten reinigen?

Der Regisseur Guillaume Nicloux („Die Nonne“) arbeitet als Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Für das Drehbuch zur bizarren Dokumentarfilm-Satire „Die Entführung des Michel Houellebecq“ gewann er 2014 den Drehbuchpreis des Tribeca Film Festivals. Isabelle Huppert und Gérard Depardieu, die großen Stars des französischen Kinos, standen zuletzt 1979 in dem Liebesdrama “Loulou“ gemeinsam vor der Kamera.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Guillaume Nicloux
Produzent
  • Cyril Colbeau-Justin,
  • Sylvie Pialat,
  • Jean-Baptiste Dupont,
  • Benoît Quainon
Darsteller
  • Gérard Depardieu,
  • Isabelle Huppert,
  • Dan Warner ,
  • Aurelia Thierree
Drehbuch
  • Guillaume Nicloux
Musik
  • Charles Ives
Kamera
  • Christophe Offenstein
Schnitt
  • Guy Lecorne

Kritikerrezensionen

    1. Manchmal lese ich den Plot eines Films und kann mir dann unmöglich vorstellen, dass ich mich damit anfreunden könnte. Die Ausgangssituation von Valley Of Love ist so ein Fall: Ein älteres Ehepaar, seit langem getrennt, verbringt auf Wunsch des verstorbenen Sohns eine Woche gemeinsam im Death Valley. Die Besetzung mit Gerard Depardieu und Isabelle Huppert tat ein Übriges, dass ich normalerweise Abstand genommen hätte. Und dann der schlimme Titel Valley Of Love! Wir hören Charles Ives The Unanswered Question, ein Stück, das wie für diesen Film komponiert erscheint. Es drückt das Geflecht aus offenen Fragen und Gefühlen aus, die nun im Todestal aufgeworfen werden. Huppert spielt Isabelle, deren Sohn sich umgebracht hat. Warum hat er das getan? Womöglich, weil sie sich schon früh von ihm abgewendet hatte? Ist er überhaupt tot? Der Sohn Michael schrieb vor seinem Selbstmord zwei Briefe. Einen an den Vater Gerard, einen an die Mutter Isabelle, mit der Anweisung, sich an einem bestimmten Datum im Death Valley einzufinden. Würden sie die Bitte erfüllen, erschiene er ihnen ein letztes Mal... Isabelle klammert sich an die Wiederkehr des Sohnes fast wahnhaft. Dem Vater sind solche Fragen fremd: Natürlich trügen sie die Verantwortung für den Tod des Sohnes, schliesslich hätten sie ihm auch das Leben geschenkt. The Unanswered Question legt verschiedene Ebenen übereinander, die miteinander klingen: Eine einzelne Trompete über dem Gewirr von Streichern. So ähnlich funktioniert der Film von Guillaume Nicloux, was vor allem dem Schauplatz des Death Valley geschuldet ist. Hier wird die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit porös. Isabelle hofft auf ein Wunder, Gerard stapft infach nur schwitzend auf und ab. Erleben wir gerade mit ihnen die Geister, die einen ein Leben lang nicht mehr loslassen? Habe ich dem Film Unrecht getan? mehr auf cinegeek.de
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      1. Michael hat sich umgebracht. Sechs Monate ist das nun her. Seine Eltern, Isabelle und Gérard, leben schon lange getrennt, beide haben einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden. Doch nun, im November des Jahres 2014, bringt sie der Tod ihres Sohnes im Death-Valley-Nationalpark wieder zusammen. Sowohl Isabelle als auch Gérard haben nach seinem Tod einen Brief von Michael erhalten. Darin bittet er sie, innerhalb eines genannten Zeitraums zu bestimmten Uhrzeiten an diversen Treffpunkten im Death Valley zu erscheinen. Und dort würde er sie dann treffen. Isabelle und Gérard wissen beide zunächst nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Mit der Nachricht aus dem Jenseits. Mit der Distanz zwischen sich, die sich mit Small Talk nun mal nicht verringert. Mit ihren eigenen Ängsten und der Trauer, als Eltern versagt zu haben. Und doch wissen beide, dass sie sich der Situation stellen müssen. Das sind sie Michael schuldig. Und vor allem sich selbst. Ein französisches Beziehungsdrama vor ur-amerikanischer Kulisse. Das Kunststück, dies miteinander zu vereinen, gelingt Regisseur Guillaume Nicloux in VALLEY OF LOVE - TAL DER LIEBE auf mühelose und faszinierende Weise. In einer Kulisse, die von Kargheit und dem grellen Licht der prallen Sonne geprägt ist, treffen Figuren aufeinander, die Suchende und Verlorene gleichermaßen sind, und die im Death Valley wieder zum Leben zurückfinden müssen. Mit Isabelle Huppert und Gérard Depardieu treffen zwei Schauspielgrößen aufeinander, die sich in ihrem beeindruckenden Spiel nichts schenken. Mit Entfremdung, Wut und fast schon Hass treffen sie zunächst aufeinander, reiben sich auf, machen sich Vorwürfe und legen dem Zuschauer ihre Wunden offen, die unheilbar scheinen. Doch in kleinen Gesten, in klugen Dialogen und in stillen Momenten nähern sie sich langsam einander wieder an und finden in der Aufarbeitung der gemeinsamen Trauer wieder zueinander. Kunstvoll und ganz natürlich webt Nicloux die Mystery-Ebene des verstorbenen Sohnes und seiner Nachricht aus dem Jenseits in die Geschichte ein, ohne jedoch daraus das große Drama zu machen. Es geht ihm nicht darum, die Frage, ob Michael seinen Eltern wirklich erscheint, klar zu beantworten. Dieser Strang der Geschichte ist vielmehr Katalysator für die Beziehung von Isabelle und Gérard. Sowohl auf visueller als auch erzählerischer Ebene ist VALLEY OF LOVE - TAL DER LIEBE ein Genuss. Eine schauspielerisch beeindruckende Tour-de-Force.

        Jurybegründung:

        Ein Kammerspiel als Roadmovie - mit diesem scheinbaren Widerspruch kann man VALLEY OF LOVE - TAL DER LIEBE auf den Punkt bringen. Zwei Menschen, die vor langer Zeit ein Paar waren und zusammen einen Sohn hatten, machen eine Reise zusammen, weil ihr Kind, das vor kurzem Selbstmord begangen hat, dies in seinem Abschiedsbrief von ihnen verlangt hat. Die beiden treffen sich im Death Valley in Kalifornien und folgen den absurd wirkenden Anweisungen ihres toten Kindes. Sie besuchen an jedem Tag eine der Sehenswürdigkeiten des Ortes, der zugleich mystisch und banal wirkt, weil er eine Touristenattraktion ist und die beiden das Gleiche tun wie Tausende andere Durchreisende. Zugleich sind sie aber auf einer Art von Pilgerreise, auf der sie Abbitte dafür leisten, dass sie ihrem Sohn keine guten Eltern waren. Und sie warten auf das von ihm in seinem Brief versprochene Zeichen, mit dem er sich ihnen in irgendeiner Form offenbaren wird. In diesem Sinne ist VALLEY OF LOVE auch eine Geistergeschichte, in der es an jedem Tag unerklärliche Erscheinungen und Irritationen gibt, und die von dem Regisseur und Drehbuchautor Guillaume Nicloux sehr klug, vieldeutig und ohne jeden Hokuspokus aufgelöst wird. Natürlich ist VALLEY OF LOVE auch ein Starvehikel für „Huppert“ und „Depardieu“, wie sie auf dem Filmposter in größeren Lettern als der Filmtitel angekündigt werden. Sie spielen Charaktere, die Isabelle und Gérard genannt werden, auf der Reise werden sie regelmäßig als bekannte Filmstars angesprochen und sie standen vor 35 Jahren (also zur der Zeit, als ihr fiktiver Sohn gezeugt wurde) das letzte Mal in dem Film LOULOU gemeinsam vor der Kamera. Wie viel von ihren realen Persönlichkeiten lassen sie in ihr Spiel einfließen? Ihre Vertrautheit miteinander scheint nicht gespielt zu sein, aber sie gehören zu den besten Filmschauspielern ihrer Generation, und deshalb können sie auch absolut glaubwürdig fiktive Versionen von „sich selbst“ spielen. Mit diesen Unschärfen arbeitet Guillaume Nicloux virtuos, indem er sich sehr auf das Zusammenspiel der beiden konzentriert. Um sie und darum, was sie nach all den Jahren füreinander empfinden, geht es. In Hotelzimmern, nebeneinander im Auto sitzend oder auf den Aussichtsplätzen im Valley auf die Erscheinung ihre toten Sohnes wartend, lässt er sie immer wieder miteinander spielen und in diesen Szenen inspirieren sie sich gegenseitig so, dass diese Momente schauspielerisch zu ihren besten seit langer Zeit zählen. In diesem Sinne ist VALLEY OF LOVE ein nahezu klassisches Kammerspiel, aber der Film ist auch als Roadmovie gelungen. Nicloux und seinem Kameramann Christophe Offenheim gelingt es, intensiv die Stimmungen der verschiedenen Orte einzufangen: Die Tristesse der Hotels, die Hitze und Trockenheit der Wüste, das Lauern des Unheimlichen auf einem nächtlichen Tennisplatz. Es gibt einige komplizierte Plansequenzen, die aber nie ausgestellt werden, sondern stattdessen für einen natürlichen Fluss der Bilder sorgen. So ist VALLEY OF LOVE zugleich ein intimer und ein großer Film, dem die Jury einstimmig das Prädikat „besonders wertvoll“ zuspricht.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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