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Verfehlung: Drama um einen Gefängnisseelsorger, dessen Glaube erschüttert wird, als ein Kollege des sexuellen Missbrauchs angeklagt wird.

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Handlung und Hintergrund

Drei miteinander befreundete Pfarrer würden alles füreinander tun. Doch als Dominik in den Verdacht gerät, einen Jungen „berührt“ zu haben, gerät die Kameradschaft aus den Fugen. Während Oliver darauf beharrt, Dominik sei das „Opfer einer Falschbeschuldigung“, gibt sich Jakob damit nicht zufrieden. Der Gefängnisseelsorger beginnt, Nachforschungen anzustellen und findet mehr heraus als ihm lieb ist. Als Jakob beim Kardinal vorstellig wird, bekommt er nur die Antwort: „Eine Kirche ist wie eine Mutter, und eine Mutter schlägt man nicht.“

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Gerd Schneider
Produzent
  • Felix Eisele,
  • Felix Eisele,
  • Julia Kleinhenz,
  • Katja Siegel,
  • Bernhard Stegmann
Darsteller
  • Sebastian Blomberg,
  • Kai Schumann,
  • Jan Messutat,
  • Sandra Borgmann,
  • Valerie Koch,
  • Rade Radovic,
  • Hartmut Becker,
  • Simon Marian Hoffmann,
  • Oskar Böckelmann,
  • Oskar Bökelmann
Drehbuch
  • Gerd Schneider
Musik
  • John Gürtler,
  • Jan Miserre
Kamera
  • Pascal Schmit
Schnitt
  • Uta Schmidt
Casting
  • Suse Marquardt

Kritikerrezensionen

    1. Jakob, Dominik und Oliver sind beste Freunde und entschlossen, in der katholischen Kirche etwas bewegen zu können. Als eines Tages die Polizei Dominik mit aufs Revier bittet, weil ihn ein Junge des sexuellen Missbrauchs anklagt, macht sich Jakob Sorgen um seinen Freund, der alles abstreitet. Und während Oliver nur um Schadensbegrenzung für die Kirchenleitung bemüht scheint, beginnt Jakob eigene Nachforschungen und findet Dinge heraus, die ihn schockieren. Und ihn mit der Frage quälen: Soll er der Anordnung der Kirche folgen? Oder seinem Gewissen? Das Regiedebüt von Gerd Schneider packt das aktuelle hochbrisante Thema des Missbrauchs in der Katholischen Kirche auf: Doch obwohl die „Verfehlung“ des Priesters klar auf der Hand liegt, zeigt der Film nicht anklagend auf die Täter, sondern in kluger Reflektion das hochproblematische Spannungsverhältnis aller Beteiligten auf. Die Macht der Kirche, die Ohnmacht der Opfer, die Verzweiflung der Betroffenen - all das fängt Schneider ein, ohne eindimensional zu urteilen. Dabei wirken Handlung, Dialoge und das Setting immer authentisch und nachvollziehbar. Seine Stärke zieht der Film auch aus der Besetzung. Sebastian Blombergs intensives Spiel als Jakob reflektiert die Zerrissenheit eines „Gottesmanns“ zwischen Freundschaft, Berufung und Gewissen. Beeindruckend, wie sehr sich nach und nach die Zweifel, die Anklage und Abscheu vor dem besten Freund Dominik, den Kai Schumann empathisch verkörpert, immer tiefer in sein Gesicht graben. Die Figur des Oliver, von Jan Messutat glaubhaft verkörpert, steht dazwischen, in dem ehrgeizigen Wunsch nach Karriere und dem Entschluss, die Wahrheit zu ignorieren. Beklemmend eng wirkt die Inszenierung, die Kamera von Pascal Schmit führt nah an die Figuren heran, lässt dem Zuschauer kein Auskommen. Schwere Choralmusik liegt über so mancher Sequenz, die wie eine Bedrohung, wie eine Ermahnung wirkt, keine unbequemen Fragen zu stellen, um das Gefüge nicht in Unordnung zu bringen. Immer wieder zitiert Jakob die Bibel, sucht Hilfe und Trost in den Worten. Am Ende hat er eine Entscheidung getroffen. Sein Blick geht in die Kamera, gerichtet an den Zuschauer. VERFEHLUNG ist ein starkes und beklemmend nahes Psycho-Drama. Eine klassische Tragödie vom Scheitern eines einzelnen Gerechten, der an der Welt verzweifelt.

      Jurybegründung:

      Nicht, dass hier ein gesellschaftlich relevantes Thema unserer Zeit behandelt wird, macht VERFEHLUNG zu einem sehenswerten und wichtigen Film, sondern viel entscheidender ist, dass Gerd Schneider mit seinem Drehbuch und seiner Regie eine angemessene und überzeugende Form dafür gefunden hat. Erzählt wird aus dem Inneren des Systems heraus: Der Protagonist Jakob ist ein Seelsorger, der wie ein idealer Vertreter der katholischen Kirche dargestellt wird. Er bemüht sich in jeder Situation, das moralisch Richtige zu tun, ist offensichtlich tief gläubig, dabei nicht dogmatisch, sondern einfühlsam und fürsorglich den ihm anvertrauten Häftlingen in einem Gefängnis gegenüber. Seine Integrität wird dadurch hart geprüft, dass einer seiner besten und ältesten Freunde verdächtigt wird, sich an einem Kind vergangen zu haben. Schneider zeigt eindrucksvoll, wie Jakob zuerst solidarisch zu seinem Freund steht, dann bei ihm die Zweifel wachsen und wie erschüttert er ist, als dieser ihm seine Schuld beichtet. Und langsam wird ihm klar, wie taktisch die katholische Kirche mit dieser Verfehlung umgeht. Oliver, ebenfalls ein langjähriger Freund der beiden, ist ein ranghoher Vertreter des Bistums und nutzt die Macht der Kirche, damit der Fall nicht vor Gericht kommt und kirchenintern geregelt wird. Jakob ist moralisch empört darüber und es wird immer deutlicher, dass ihm nur ein drastischer Schritt übrig bleibt, mit dem er seine eigene Existenz opfert, um gerecht zu handeln. Schneider erzählt fast ausschließlich aus der Perspektive von Jakob. So ist der Zuschauer immer auf dessen Informationsstand und kann seine Zweifel, Empörung und Entscheidungen gut nachempfinden. Dabei wird die Geschichte so klar und spannungsreich erzählt wie bei einem guten Kriminalfilm, aber dadurch, dass die Bezüge zu realen, aktuellen Fällen so augenfällig sind, bekommt der Film ein ganz anderes Gewicht. Es kommt dem Film sehr zu nutzen, dass Schneider selber Theologie studierte und sich auf das Priesteramt vorbereitet hat, denn die Hierarchie und Machtstruktur des Systems werden hier so komplex und authentisch dargestellt wie es nur ein Insider kann. Und durch diese Innensicht wird die Kirche immer an ihren eigenen Maßstäben gemessen. Diese werden durch Jakob verkörpert und Sebastian Blomberg spielt ihn mit einer großen inneren Stärke und Verletzlichkeit, durch die der Film viel von seiner emotionellen Kraft und Intensität gewinnt.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Verfehlung: Drama um einen Gefängnisseelsorger, dessen Glaube erschüttert wird, als ein Kollege des sexuellen Missbrauchs angeklagt wird.

      In seinem kraftvollen Drama über sexuellen Missbrauch an Minderjährigen geht Erstlingsregisseur Gerd Schneider mit der katholischen Kirche hart ins Gericht.

      Die nach wie vor hochbrisante Auseinandersetzung mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche findet mit Gerd Schneiders „Verfehlung“ nun ihre Fortsetzung. Das Drama, das im Wettbewerb des 36. Filmfestivals Max Ophüls Preis Premiere feierte und einen Preis verdient gehabt hätte, schildert auf ebenso schockierende wie glaubwürdige Weise wie der Klerus mit Priestern, die sich einen „Fehltritt“ erlaubt haben, umgeht.

      Im Zentrum der zeitgenössischen Geschichte stehen drei Pfarrer und zugleich beste Freunde, die alles füreinander tun würden. Doch als Dominik in den Verdacht gerät, einen Jungen „berührt“ zu haben, gerät die Kameradschaft aus den Fugen. Während der treue Gottesdiener Oliver darauf beharrt, Dominik sei das „Opfer einer Falschbeschuldigung“ und den Fall vertuschen will, gibt sich der wesentlich liberalere Jakob damit nicht zufrieden. Der Gefängnisseelsorger beginnt auf eigene Faust, Nachforschungen anzustellen und findet mehr heraus als ihm lieb ist. Aber selbst als Jakob beim Kardinal vorstellig wird, bekommt er lediglich die Antwort: „Eine Kirche ist wie eine Mutter, und eine Mutter schlägt man nicht.“

      Bevor Schneider sein Regiestudium an der Filmakademie Baden-Württemberg begann, studierte er katholische Theologie und bereitete sich auf das Priesteramt vor. Diese Erfahrung, dieses Insider-Wissen ist in jeder Szene seines Films zu spüren. Die Dialoge sind authentisch, das Milieu (insbesondere auch der grausame Knast-Alltag) wird hervorragend geschildert. Obwohl Schneider gegen den Klerus äußerst kritisch zu Felde zieht, verurteilt er nicht. Er hebt nicht mahnend den Zeigefinger, zeigt lediglich die Ohnmacht, die Angst der Kirche, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Was allein schon erschreckend genug ist.

      Obwohl „Verfehlung“ echte Kinobilder fehlen - das meiste spielt sich in engen Räumen zwischen Sakristei und Priesterwohnung ab - besitzt der Film dennoch eine unglaubliche Kraft. Maßgeblich verantwortlich dafür sind von Dominik vor sich hin gemurmelte Bibelzitate, die im diametralen Gegensatz zu seinen Untaten stehen, sowie Sebastian Blomberg, der als in sich zerrissener, den Glauben an sich und die Menschheit verlierender Jakob eine mehr als eindringliche Vorstellung abgibt. Und wenn er am Ende zu seinem vermeintlichen Freund sagt „Ich habe keine Ahnung, wer du bist“ wird noch einmal deutlich, wie leicht Vertrauen zu missbrauchen ist und wie schwer es ist, über einen anderen Menschen zu richten. lasso.
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