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Verfolgt: Mit dem Goldenen Leoparden in Locarno ausgezeichnetes Drama über eine tabulose Beziehung.

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Handlung und Hintergrund

Die 49-jährige Bewährungshelferin Elsa Seifert (Maren Kroymann) lebt arbeitsam mit Raimar (Markus Völlenklee), dem Vater ihrer Tochter Daniela (Stephanie Charlotta Koetz), zusammen. Durch Danielas Auszug erhält Elsas Routineexistenz Risse, und sie trifft in einer Phase der Neuorientierung auf den 16-jährigen Jan Winkler (Kostja Ullmann). Der neue Proband lockt sie in eine rein sexuelle Beziehung, in der er sich ihr vollständig unterwirft. Elsa erfährt dabei ungeahnte Zärtlichkeit. Als ihr Geheimnis entdeckt wird und das Verhältnis auseinander bricht, riskiert Elsa die Flucht. Aber der Realität können ihre Wünsche nicht standhalten.

Verstörende Studie einer tabulosen Beziehung, in der sich Angelina Maccarone nach „Fremde Haut“ moralisch erneut weit vorwagt. Strenges Schwarzweiß frei von Voyeurismus bebildert die Obsession mit dem Verdrängten gegen bürgerliche Konventionen.

Das eigentlich ereignislose Leben der Bewährungshelferin Elsa läuft aus dem Ruder, als sie dem 16-jährigen Straftäter Jan begegnet, der sie provoziert und in einen unbekannten sexuellen Kosmos katapultiert. Er offeriert ihr sexuelle Unterwerfung. Sie geht darauf ein und findet dabei eine ungeahnte Zärtlichkeit. Dann trennen sich die Wege der beiden wieder.

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Das eigentlich ereignislose Leben der Bewährungshelferin Elsa läuft aus dem Ruder, als sie dem 16-jährigen Straftäter Jan begegnet, der sie provoziert und in einen unbekannten sexuellen Kosmos katapultiert. Er offeriert ihr sexuelle Unterwerfung. Sie geht darauf ein und findet dabei eine ungeahnte Zärtlichkeit. Dann trennen sich die Wege der beiden wieder. Elsa stellt fest, dass es ihr unmöglich ist. wieder in die Normalität zurückzukehren, die sie zuvor als angenehm und erfüllend hingenommen hatte.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Angelina Maccarone
Produzent
  • Ulrike Zimmermann
Darsteller
  • Maren Kroymann,
  • Kostja Ullmann,
  • Moritz Grove,
  • Ada Labahn,
  • Markus Völlenklee,
  • Stephanie Charlotta Koetz,
  • Sophie Rogall,
  • Susanne Billig,
  • Katharina Pichler,
  • Michael Pink,
  • Frank Meyer-Brockmann
Drehbuch
  • Susanne Billig
Musik
  • Jakob Hansonis
Kamera
  • Bernd Meiners
Schnitt
  • Bettina Böhler

Kritikerrezensionen

    1. Die eigene Verankerung in gesellschaftliche Normen ist so groß, dass man als Zuschauer zunächst nicht wirklich begreift, was sich zwischen Jan und Elsa anbahnt. Man ist geneigt, Jan ungute Absichten zu unterstellen, weil die Vorstellung, er habe ein ernsthaftes sexuelles Interesse an Elsa zu abwegig erscheint. Doch ebenso wie Elsa erahnt auch der Zuschauer nach und nach die Tiefe und Komplexität der Gefühle, die sich zwischen ihr und Jan aufbauen.

      Elsa selbst scheint zunächst eine Erklärung zu fehlen, was mit ihr geschieht. Von sich selbst erstaunt und irritiert wehrt sie sich gegen die aufkeimenden Begierden und gegen die unausgesprochenen Forderungen im beharrlichen Blick Jans. Bislang in ihrem Leben fest verankert entdeckt sie etwas in sich, von dem sie vorher nichts ahnte, das ihr aber eine bislang nicht gekannte Erfüllung gewährt.

      Jan, der am genormten Leben immer wieder scheitert, weiß beharrlich, was er will und wie ein ständig vorhandenes Ausrufezeichen fordert er diese Erkenntnis auch von Elsa. Und erst wenn beide bereit sind, ihren Gefühlen nachzugeben und sich zu öffnen, können sie aus ihrer zufälligen Bekanntschaft einen Gewinn ziehen, der jedoch ihrer Umgebung verborgen bleibt. In der Gesellschaft stoßen sie auf Unverständnis und zumindest Elsa ist sich durchaus bewusst, dass sie sich nach einer Utopie sehnt.

      Regisseurin Angelina Maccarone erzählt mit großer Sensibilität von dieser ungewöhnlichen Beziehung. Sie gibt ihren Hauptdarstellern den Raum, den sie brauchen, um sich frei zu entfalten und sorgt dafür, dass sie in ihrer Darstellung niemals an Würde verlieren. Insbesondere Maren Kroymann besitzt im Film eine beeindruckende Präsenz. Sie schafft es, ihre Handlungen stets nachvollziehbar zu machen, auch dann, wenn das eigentliche Verständnis für ihre Situation fehlt.

      Das Ziel der Darstellung sei laut Regisseurin Angelina Maccarone gewesen, nichts zu erzählen, aber alles zu verraten. Und tatsächlich liegen beredte Welten im Schweigen zwischen den Protagonisten. Unterstützt wird die Wahrhaftigkeit und Klarheit des komplexen Beziehungsgefüges durch das Schwarz-Weiß der Bilder und die formal strenge Filmästhetik.

      Mit „Verfolgt“ wurde ein Film gedreht, der sicherlich Diskussionen hervorrufen wird. Ohne S/M-Klischees zu bemühen, wird hier von Sehnsucht und Begierde, Hingabe und Abhängigkeit erzählt und von der Situation, gesellschaftlichen Normen nicht zu entsprechen. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Komplexität menschlicher Beziehungen, wie auch immer diese gestaltet sein mögen.

      Fazit: Ein sensibel erzählter Film über die Komplexität menschlicher Beziehungen, Sehnsucht und Begierde, Hingabe und Abhängigkeit.
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    2. Verfolgt: Mit dem Goldenen Leoparden in Locarno ausgezeichnetes Drama über eine tabulose Beziehung.

      Subtilität, Sensibilität und Intelligenz bescheinigte die Jury in Locarno Angelina Maccarones abgründigem Drama über eine tabulose Beziehung und zeichnete es mit dem „Goldenen Leoparden“ im Wettbewerb für innovative Filmkunst aus.

      Vor riskanten Themen zeigt Angelina Maccarone keine Angst. Nach „Fremde Haut“ wagt sie sich wieder auf dünnes emotionales Eis. Die Hauptfigur, eine erfolgreiche Bewährungshelferin um die 50, führt ein Leben wie so viele Frauen ihres Alters. Die Beziehung mit dem Vater der gemeinsamen Tochter ist angenehm, der Beruf erfüllend, Änderungen stehen nicht auf der Agenda. Bis sie dem 16jährigen Straftäter Jan (Kostja Ullmann) begegnet, der sie provoziert, verunsichert und aus der Routine in einen unbekannten sexuellen Kosmos katapultiert. Er offeriert ihr sexuelle Unterwerfung und sie geht zögernd auf sein Angebot ein, genießt neue körperliche Freuden und lebt bisher unbekannte Begierden aus. Dabei geht es nicht um harten Sado-Masochismus, sondern um eine andere Art der Zärtlichkeit, eine andere sexuelle Intensität zwischen zwei Menschen unterschiedlichen Alters und Herkunft, deren Wege sich in einer Ausnahmesituation kreuzen, um sich dann wieder im grauen Alltag zu verlieren, in dem für die erwachsene Frau nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Keine überflüssigen Wortkaskaden stören die dichte Atmosphäre, in der Scheu, Scham und Lust sich zu einem tiefen Gefühl verbinden. Ohne einen Hauch von Voyeurismus - den auch schon die strenge Schwarz-Weiss-Kamera verhindert - zelebriert Maccarone eine Obsession Zukunft gegen gesellschaftliche Konventionen. Dass die sehr persönliche Annäherung an diese Begegnung nie peinlich wirkt, dafür sorgt Maren Kroymann, die kein Fältchen verbirgt und souverän mit Grenzen zwischen Liebe und Schmerz jongliert, mal wie ein junges Mädchen, mal wie eine Mater Dolorosa - aber nie idealisiert. Ein verstörender Trip in die verborgenen und verdrängten Druckkammern menschlicher Seele. mk.
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      1. Wie sicher sind wir uns unserer Selbst, wie fest sind wir eingebunden in unsere sozialen Strukturen, wie weit ist ein Mensch fähig und bereit zu gehen, wenn er an emotionale Grenzen geführt wird, die er zuvor selbst nie in Frage gestellt hat?

        Ohne jemals spekulativ zu werden, greift Regisseurin Angelina Maccarone das Tabuthema SM-Beziehung auf, überspitzt es sogar noch durch die Geschlechts-Alter-Konstellation. Dem wagemutigen Drehbuch von Susanne Billig und der souveränen Inszenierungskunst Angelina Maccarones gelingt es meisterhaft, eine unglaublich facettenreiche, aber niemals überfrachtete Ausgangssituation zu schaffen und diese den ganzen überaus atmosphärisch dichten Film hindurch ständig weiter anzureichern.

        Ausgerechnet eine reife Bewährungshelferin, die sich der strafrechtlichen Konsequenzen einer sexuellen Beziehung mit einem jugendlichen Abhängigen bewusst sein muss, eine Mutter mit intaktem Familien- und Sexualleben, ausgerechnet dieses Musterbild an bürgerlicher Durchschnittlichkeit lässt sich entgegen des anfänglichen Widerstandes nach und nach auf eine Affäre mit einem 17jährigen auf Bewährung entlassenen Straftäter ein.

        Das Drehbuch ist bis ins Detail derart stimmig, dass das Thema niemals sensationell aufbereitet oder die Figuren voyeuristisch vorgeführt werden. Dies liegt in der in jedem Moment, in jeder mimischen und körperlichen Nuance, in verbalen und selbst nonverbalen Dialogen stets überzeugenden Darstellung von Maren Kroymann und Kostya Ullmann, die den Zuschauer an ihren schrittweisen Erfahrungen und Entwicklungen beinahe körperlich teilhaben lassen, und, wie sich bei der Diskussion innerhalb des Bewertungsausschusses zeigte, vielfältige Formen der Identifikation zulassen oder auch einen neutralen Blick von außen ermöglichen, ohne die Faszination an der Geschichte zu mindern.

        Dabei war die FBW-Jury überrascht, wie sehr es diesem zuerst unwillkürlich in die Schublade „Frauenfilm“ vorsortierten Werk gelang, Männer wie Frauen in seinen Bann zu ziehen und aufzuwühlen.

        Unterstützt wird das sensible Spiel durch eine schonungslose und dabei zärtlich-poetische Kamera- und Lichtführung, die nicht versucht, Kroymann etwa als madonnenhaft verklärte mütterliche Schönheit darzustellen. Dieser schonungslose Blick auf Gesichtsfalten und den 50jährigen Bauch verdeutlichen die psychologischen Komponenten der Beziehung, bei der es nicht um die Befriedigung körperlicher Lust geht, sondern um gegenseitige emotionale Nähe, um Berührung jenseits eingeübter Formen.

        Die sehr weit führende, in Teilen sehr persönliche Diskussion um den Film in der FBW-Jury ist Indiz für die Brisanz des Themas und für die auf höchstem künstlerischem Niveau gelungene Umsetzung, die einen weiteren Höhepunkt im kreativen Schaffen der Regisseurin und der Produktionsfirma (mmm-Filmproduktion, Zimmermann & Co., Hamburg) darstellen und die größte Hoffnung auf weitere, ähnlich beeindruckende Werken wecken.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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