Das Wacken Open Air feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Zum ersten Festival, das Thomas Jensen und Holger Hübner 1989 in einer Kiesgrube in ihrem Heimatort Wacken veranstaltet hatten, kamen 800 Besucher. 2014 stehen die Chancen gut, dass es 80000 werden Wacken ist zu einem internationalen Großereignis geworden. Dieser Tatsache trägt die Dokumentation von Regisseur Norbert Heitker Rechnung. Auch sein Film, der pünktlich eine Woche vor dem Jubiläums-Festival in die Kinos kommt, war ein äußerst ambitioniertes Projekt, an dem 140 Mitarbeiter und 18 Kamerateams beteiligt waren.
Der Film wirft seinen Blick aus drei Perspektiven auf das gigantische Heavy Metal Festival. Zum einen lassen die Macher die Musiker zu Wort kommen. Scott Ian von Anthrax, Jeff Waters von Annihilator, Alice Cooper oder der Hardcore-Philosoph Henry Rollins, der dem Wacken Open Air fast schon eine metaphysische Bedeutung zuschreibt, geben Heitker und seinem Team bereitwillig Interviews.
Zum anderen begleiten die Kameras ausgewählte Konzertbesucher während der vier Tage. Sie sind die eigentlichen Protagonisten des Films und bekommen ausreichend Gelegenheit, ihre Geschichten zu erzählen. Die Taiwanesin Cielu Wang etwa, die bereits zum dritten Mal in Wacken ist, aber ihrer Mutter immer noch erzählt, sie wäre für eine Geschäftsreise nach Europa geflogen. Es ist ein schönes Bild, wie die junge Frau mit ihrem Rollkoffer über das Festivalgelände zieht, auf der Suche nach einem Zeltplatz. Und ebenso, wie sie eines Morgens völlig verkatert in ihrem winzigen Zwei-Mann-Zelt aufwacht, obwohl sie eigentlich kurz vorher noch beteuert hatte, kein Bier zu trinken. Doch so ist Wacken eben...
Die dritte Perspektive, die der Film einnimmt, ist die von drei Nachwuchsbands, die am "Metal Battle"-Wettbewerb in Wacken teilnehmen: GOD The Barbarian Horde aus Rumänien, Nine Treasures aus China und Rotten State aus Uruguay. Sie stellen gewissermaßen die Schnittstelle zwischen Fans und Musikern dar. Die Kameras nehmen die jungen Künstler schon bei ihrer Anreise auf dem Festival in Empfang, fangen ihre Nervosität und Vorfreude ein. Denn der Auftritt beim Wacken Open Air ist für viele der größte Gig in ihrer jungen Bandkarriere. Und nicht nur das große Publikum, auch die Profis, die sie Backstage treffen, bieten eine großartige Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Schließlich zeigt "Wacken 3D" auch die Auftritte der drei Nachwuchsbands in voller Länge, wie sich der Film überhaupt sehr viel Zeit für die Musik nimmt. Rammstein, Deep Purple, Anthrax, Alice Cooper und andere Bands werden für einen vollen Song auf der Bühne gezeigt, so dass "Wacken 3D" fast schon wie ein Festival-Video wirkt.
Als klassische Dokumentation darf man den Film vielleicht ohnehin nichts sehen. Er ist nicht allzu informativ, harte Fakten etwa, dass 120 Bands auf sieben Bühnen auf dem Open Air gespielt haben oder 40 Kilometer Zaun benötigt wurden, um das riesige Festivalgelände abzuriegeln muss man dem Presseheft des Filmverleihs entnehmen. Stattdessen vermittelt der Film ein sehr gutes Gefühl vom Wacken Open Air; es gelingt ihm, die absolut positive Stimmung und den Enthusiasmus der beteiligten Bands und Fans einzufangen. Sie nennen das Festivalgelände "Holy Wacken Land" und "Wacken 3D" macht deutlich, warum.
Ein Wermutstropfen bleibt am Ende jedoch: "Wacken 3D" müsste nicht wirklich in 3D sein, und der einzige, aber immerhin ganz gute Grund, sich den Film im Kino anzuschauen, ist die Hoffnung, dass der Vorführer den Ton schön laut aufdreht. "Wacken 3D" ist eine gut gemachte, emotionale Dokumentation aber nicht unbedingt ein Kinofilm.
Fazit: "Wacken 3D" vermittelt ein gutes Gefühl vom größten Heavy Metal Festival der Welt, begleitet Konzertbesucher, lässt namhafte Musiker zu Wort kommen und nimmt sich angenehm viel Zeit für die Musik selbst.