Der Film beginnt wie so viele deutschen Filme der letzten paar Jahre (vornehmlich aus der Schmiede des Kleinen Fernsehspiels des ZDF): ein Konflikt zwischen Eltern und den fast erwachsenen Kindern wird installiert, in tristen Farben, mit einem Beigeschmack von sozialem Elend.
Etwas stimmt nicht mit der Mutter, das merken wir schnell, mit Mode hat sie kaum was zu tun, sie trifft sich mit zwielichtigen Gestalten, Schmuck, im Kulturbeutel versteckt, weckt das Misstrauen. Tatsächlich: Iris ist Taschendiebin. Das ist erst mal ein Schlag für Kati, das ist auch erst mal was ganz Neues im aktuellen Kino. Die altmodische, elegante Kunst des trickreichen Taschendiebstahls wird denn auch genussvoll zelebriert, Lockvogel und Dieb inszenieren kunstvolle Kniffe, um an die Geldbörsen der Passanten zu gelangen. Bei aller Verwerflichkeit des Tuns kann und will sich der Film nicht dem Charme, der Leichtigkeit der beinahe artistischen Diebereien entziehen eine Faszination, der auch Kati erliegt.
Dabei redet sich die Mutter, als Kati sie stellt, ganz erbärmlich heraus: sie wolle Gerechtigkeit schaffen, das ungleich verteilte Geld umverteilen, sie stehle nie von Kindern und Alten
um kurz darauf zu gestehen, dass ihr erstes Opfer die eigene Mutter gewesen war. Iris und Kati werden ein Team, für Kati bedeuten die gemeinsamen Beutezüge auch, der Mutter nahe zu kommen, die sie kaum kennt, und Iris hofft, irgendwann genug beiseite gelegt zu haben, um den schäbigen Absteigen zu entkommen, in denen sie und Kati hausen. Und sicherlich spielt für Kati eine Rolle, mit der Ausbildung zum Dieb genau das zu tun, was die Mutter nicht will, eine Art Rebellion also, dasselbe antisoziale Verhalten wie die Mutter an den Tag zu legen
Ein Aspekt an Freiheit zeigt sich im kleinkriminellen Tun, Klauen kann man überall, egal welche Sprache man spricht, das ist für Iris ein bisschen wie Freiheit, und das, so scheint es, meint sie tatsächlich so, wie sie es sagt. Allmählich enthüllt sich nämlich ihr eigenes Schicksal, unter der Fuchtel der eigenen Mutter, im Teenageralter eine Tochter, der Wunsch, weit weg zu reisen
Das ist auch für Kati ein neuer Blick auf die geliebte Oma; und ein ganz neues Gemeinschaftsgefühl schaffen die verführerisch einfachen, vorsichtig und präzis ausgeführten Griffe in fremde Tasschen, der Hauch von Macht und Freiheit, ein Ballett um die schnelle, unsichtbare Bewegung
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Ihr Grundimpuls sei die Mutter-Tochter-Geschichte gewesen, erklärt die Regisseurin; die Taschendiebthematik habe sie gewählt, damit der Film nicht so hausbacken wird. Doch, und das ist die Schwäche des Films: Andersherum wäre es besser gewesen, wenn nämlich die Diebesgeschichte im Vordergrund gestanden und mit dem Familienkonflikt angereichert und vertieft worden wäre; dann wäre der Film nicht so arg, arg konventionell geworden, was eben nur durch die unüblichen Taschendiebszenen aufgebrochen wird
So bleibt Was ich von ihr weiß´ vornehmlich ein Problemporträt einer zunächst dysfunktionalen Familie, die kriminelle Handlung erscheint letztendlich austauschbar. Etwas simpel wirkt damit die Essenz des Films, wie Kati und Iris über die Taschendiebstähle zu einer Familie zusammenwachsen, zur Normalität des Zusammenlebens kommen. Zu sehr müssen die Taschendiebstähle als pure Metapher für die Gemeinschaft gegen alle Welt herhalten dabei hätte das Stehlen allein schon den Film tragen können.
Fazit: Eine Tochter-Mutter-Geschichte, bei der die Tochter das wahre Leben der Mutter als Taschendiebin entdeckt: Was durchaus interessant hätte werden können, ist arg konventionell geraten; vor allem die ballettartigen Taschendiebsequenzen können bestechen.