Von einer Sekunde auf die andere kann alles anders werden. Eben noch saß Mia mit ihrem kleinen Bruder und ihren Eltern im Auto. Nun liegt die 17jährige im Koma. Sie ist dabei, die Welt zu verlassen und die Menschen, die sie lieben. Und während sie sich selbst dabei zusieht, wie die Ärzte um ihr Leben kämpfen, schaut sie auf ihr Leben zurück. Auf ihren Vater, der im Herzen immer noch ein wilder Rocker ist. Auf ihre Mutter, die als Feministin versucht, ihr Liebe und Stärke zu vermitteln. Auf ihre große Liebe Adam, der sie so glücklich gemacht hat, obwohl sie gar nicht zueinander passen. Und auf sich selbst: eine junge begabte Cellistin, die sich entscheiden muss, ob sie auf die berühmte Juliard-Musikschule gehen soll. Auch wenn das bedeutet, Adam und ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Das Unglück des Unfalls stellt Regisseur R.J. Cutler bereits an den Beginn des Films. Stück für Stück begleitet der Zuschauer nach diesem Schock Mia in ihren Erinnerungen an ihr Leben. Und je mehr man erfährt, desto mehr ist man von Mias Schicksal berührt. Und fühlt sich als Teil von Mias Familie, die mit offenem Herzen und offener Tür ihre Gäste willkommen heißt. Im Zentrum steht die Liebesgeschichte zwischen Mia und Adam, die mit Chloe Grace Moretz und Jamie Blackley blendend besetzt sind. Nachwuchstalent Moretz spielt Mia als sensible und intelligente junge Frau, die versucht, ihren eigenen Weg zu finden. Zwischen ihr und Blackley stimmt die Chemie und man nimmt den beiden die überlebensgroße erste Liebe ab, die beide verbindet und die nicht ohne Probleme geschieht. Der Film hält stets die richtige Balance zwischen den traurigen Momenten und den schönen unbelasteten Erinnerungen, was auch am stimmungsvollen Soundtrack liegt. Ein romantisches Drama mit wunderschönen Bildern und berührenden Figuren.
Jurybegründung:
Mia und Adam gehen auf die gleiche Highschool. Beide lieben Musik und beiden haben ihre Lieblingsinstrumente gefunden, die sie perfekt beherrschen. Und doch liegen Welten zwischen ihnen: Denn Mias Herz schlägt für das Cello und die klassische Musik, sie lebt in einer perfekten Familie voller Geborgenheit und Liebe, mit all den dazu gehörigen Macken und vermeintlichen Peinlichkeiten vor lauter Unkonventionalität. Adam hingegen ist der Schwarm aller Mädchen, er steht auf Rockmusik, spielt Gitarre und singt in der eigenen Band - nur richtiges Familienlieben hat er nie kennen gelernt und Verlassen zu werden ist sein großes Trauma. Die introvertierte Mia kann es daher kaum glauben, dass Adam sich ausgerechnet in sie verlieben sollte. Und doch ist es so. Das Leben und die vielleicht gemeinsame Zukunft steht beiden offen - bis ein schrecklicher Unfall alle Träume zu zerstören droht.
Aus dem Spannungsbogen der Charaktere und der ungewöhnlichen Montage der Zeitebenen - hier die Rückblicke in Mias und Adams Leben, da der Kampf auf Leben und Tod der im Koma liegenden Mia - bezieht der Spielfilm seine Kraft, getragen von einem wunderbar aufspielenden Cast. Der Film schwimmt deutlich auf der aktuellen Welle des existentialistischen Jugendfilms und hätte leicht in Belanglosigkeiten scheitern können. Dass er dies nicht tut, ist der angenehm unkonventionelle Umgang mit dem Gerne geschuldet, seiner bestechend unkomplizierten Art trotz seiner tragischen Themas, wodurch es ihm gelingt, seine Zielgruppe nicht nur treffsicher anzusprechen, sondern ihr für ihre Entwicklungsstufe relevante Themen und Identifikationspunkte zu bieten. Ein weiteres großes Plus ist die Kombination zweier sich strikt entgegenstehenden Musikwelten. Für viele junge Kinobesucher könnte der Film der erste Kontakt mit klassischer Musik sein und wenn man Mia dabei beobachtet, wie sie vollkommen mit ihrem Instrument verschmilzt und ihre Umwelt vergisst, dann kann man auch verstehen, warum sich Adam ausgerechnet in sie verliebt hat - es ist die Liebe zur Musik, egal ob U oder E.
Natürlich könnte all das auf manche Zuschauer auch trivial und kitschig wirken. Da aber das Konzept des Films aufgeht und die Produktion sich zudem sehr angenehm von anderen häufig seriell produziert wirkenden Jugendfilmen abhebt, hat sich der Bewertungsausschuss nach eingehender Diskussion zur Erteilung eines Prädikates entschlossen.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)