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Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein: Fantasievolle Buchverfilmung über den Sohn eines Wiener Zuckerbäckers, der im Nachkriegs-Österreich die erste Liebe und die Macht seiner Vorstellungskraft entdeckt.

Handlung und Hintergrund

Der zwölfjährige Paul Silberstein (Valentin Hagg) ist nicht wie andere Kinder in seinem Alter und gilt gemeinhin als merkwürdig. Als Teil einer ebenso noblen wie auch geheimniskrämerischen österreichischen Süßwarendynastie lastet ein schweres Erbe auf den schmalen Schultern des Jungen.

Sein Vater Roman (Karl Markovics), traumatisiert von zwei Weltkriegen, opiumsüchtig und herrisch, hat nur wenig für seine Familie übrig. Erst als er stirbt und zu seinem Begräbnis die Verwandtschaft anrückt, wird Paul der wahre Religionshintergrund seiner Familie klar: Sie sind Juden.

Dennoch wird der jüngste Spross auf eindringlichen Wunsch des Vaters zu den Jesuiten aufs Internat geschickt. Der freigeistige und abenteuerhungrige Paul kann sich nur schwer eingliedern und sieht sich mit gewalttätigem Widerstand konfrontiert.

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Wieder daheim beginnt er eine unschuldige Romanze mit einem gelähmten Mädchen und fängt an, seine „Sünden“ in einem eigens dafür angelegten Tagebuch zu notieren – mit unsichtbarer Tinte (Wasser). So entsteht ein Sammelsurium für seine Fantastereien und wirren Gedankenkonstruktionen und er entdeckt die außergewöhnliche Begabung zur Gestaltung einer eigenen Wirklichkeit, die ihn von einem Abenteuer ins nächste stolpern lässt.

Im Trailer erhaltet ihr einen ersten Eindruck von Paul und seinen Erlebnissen:

„Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ ist eine erfrischende und berührende Geschichte über eine Kindheit im österreichischen Großbürgertum zur Nachkriegszeit.

„Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ – Hintergründe

Auf der teils biografischen Buchvorlage von André Heller inszenierte Rupert Henning diesen Film über die Kindheit des Paul Silberstein. Als Titelheld wurde Nachwuchsschauspieler Valentin Hagg verpflichtet, der in der Rolle des sprachgewandten und vor Fantasie sprühenden Zuckerbäcker-Sprösslings eine überzeugende Leistung abliefert.

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„Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ – Kinostart und FSK

Das österreichische Drama startet am 25. April 2019 in den deutschen Kinos und ist ab 12 Jahren freigegeben.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Rupert Henning
Produzent
  • Isabelle Welter,
  • Danny Krausz,
  • Dr. Kurt Stocker
Darsteller
  • Valentin Hagg,
  • Karl Markovics,
  • Valentin Hagg,
  • Sabine Timoteo,
  • André Wilms,
  • Udo Samel,
  • Mario Canedo,
  • Katharina Farnleitner,
  • Emanuel Fellmer,
  • Werner Friedl,
  • Marie-Christine Friedrich,
  • Marie Christine Friedrich
Drehbuch
  • Rupert Henning,
  • Uli Brée
Musik
  • Kyrre Kvam
Kamera
  • Josef Mittendorfer
Schnitt
  • Alarich Lenz
Casting
  • Franziska Aigner-Kuhn

Kritikerrezensionen

    1. WIE ICH LERNTE, BEI MIR SELBST KIND ZU SEIN von Rupert Henning erzählt als Verfilmung der gleichnamigen Erzählung von André Heller die Geschichte eines Jungen, der unter der Härte seiner strengen Erziehung in eine Fantasiewelt flüchtet.

      Es ist gar nicht so leicht, der Spross einer Dynastie zu sein. Das weiß auch Paul Silberstein, der als jüngster Sohn einer Zuckerbäcker-Großindustriellenfamilie den Ansprüchen seines strengen Vaters nie gerecht werden kann. Und so versucht es Paul auch erst gar nicht und flieht immer dann, wenn er eigentlich lernen soll, in das Reich der Fantasie, wo er eine Rangliste seiner größten Ängste erstellt oder sich in ein Mädchen verliebt, das er gar nicht kennt. Als sein Vater plötzlich stirbt, kehrt Paul aus dem Internat heim zu seiner stets von suizidalen Gedanken umgebenen Mutter und seinen drei exaltierten Onkel, die Paul ihre Lebensweisheiten mit auf den Weg geben. Dabei weiß Paul schon längst, was er werden will: Ein „funkelnder Hundling“. Auch wenn er selbst noch gar nicht weiß, was das eigentlich bedeutet. Mit WIE ICH LERNTE, BEI MIR SELBST KIND ZU SEIN verfilmt Rupert Henning die Erzählungen André Hellers, mit denen er sich an seine eigene Kindheit erinnerte. Und so ist der Film, ganz im Sinne und Stil der literarischen Vorlage, eine Feier der überbordenden Kraft der Fantasie geworden. Die Härte der Lebensumstände Pauls, der von seinem Vater mit Kälte und Strenge erzogen wird, steht in krassem Gegensatz zur seiner inneren gedanklichen Welt, in der er selbst zum Zirkusdirektor einer Manege voller skurriler Figuren und Einfälle wird. In diesen Gedankenspielen ist Paul frei und kann seine Andersartigkeit, die von allen Erwachsenen immer kritisiert wird, ohne Ängste ausleben. Der Film selbst feiert diese Andersartigkeit und macht Paul, dessen Darstellung durch Valentin Hagg ein absoluter Glücksgriff ist, zu einem ungewöhnlichen und doch strahlenden Helden. Die Mischung aus kindlicher Verspieltheit und Unschuld und der erzwungenen gedanklichen Reife stellt Hagg mit großem naseweisen Witz und Charme dar. Auch das übrige Ensemble überzeugt in seinen Rollen. Eine sensationelle Ausstattung, die bis ins kleinste Detail liebevoll ausgearbeitet ist, eine dynamische Kamera und ein ausgetüfteltes Licht-, Farb- und Musikkonzept erschaffen einen filmischen Varieté-Genuss, der den Künstler André Heller in kongenialer Weise spiegelt und auf die Kinoleinwand bannt.

      Jurybegründung:

      Paul Silberstein ist zwölf Jahre alt und Spross einer altehrwürdigen Dynastie Wiener Zuckerbäcker, die ebenso mondän wie merkwürdig daherkommt. Der Vater, vom Judentum zum Katholizismus konvertiert und als Hitler-Gegner während des Nationalsozialismus nach Frankeich emigriert, ist Ritter der französischen Ehrenlegion, römischer Commendatore, Großritter vom Heiligen Grab in Jerusalem und ein Familienpatriarch alter Schule, der mit sich selbst nicht im Reinen ist. In der Familie herrscht Kälte und Kommunikationslosigkeit. Mit selbstzerstörerischer Exzentrik lebt ein jeder für sich in seiner ganz eigenen Welt: Der Vater zelebriert seine Erinnerungen und seine Opiumsucht, die Mutter kokettiert bei ausgedehnten Bädern mit suizidalen Phantasien und der Bruder beschäftigt sich mit seiner Briefmarkensammlung. So muss Paul, das „merkwürdige Kind“, selbst die Regeln und Leitlinien für sein Leben festlegen und trotzig gegenüber dem Vater und gegenüber den gestrengen Padres im Jesuiteninternat verteidigen. Erst der Tod des Vaters bringt Erlösung. Die Mutter lebt auf, die aus aller Welt angereisten skurrilen Onkel und Tanten verorten den Jungen in der jüdischen Familientradition und geben ihm allerlei gute Ratschläge fürs Leben. Paul kann das Internat verlassen und altklug, phantasiebegabt und beharrlich seine eigenen Wirklichkeiten gestalten und seiner Zukunft als „funkelnder Hundling“ entgegengehen.

      Regisseur Rupert Henning hat den autobiografisch gefärbten Roman des Wiener Künstlers und Entertainers André Heller zu einem solch ungewöhnlichen und überbordenden Film adaptiert, wie es der Autor selbst nicht hätte besser bewerkstelligen können. Ein monströses Panoptikum wundersamer Gestalten und ein wahres Feuerwerk skurriler Situationen und Gedanken bilden den Hintergrund, auf dem sich kaleidoskopartig die kindliche Erinnerung zusammensetzt. Gleich die Eingangsszene, in der der im Ruderboot auf dem See treibende Vater zunächst mit dem Paddel auf seine Ehefrau einschlägt, die sich ins Wasser gestürzt hat, und dann den Sohn, der nicht schwimmen kann, zunächst rettet, um ihn umgehend wieder ins Wasser zu schmeißen, zeigt sowohl den Hass als auch den unergründlichen Zusammenhalt der Familie. Sie ist nicht nur zu schnell reich geworden, sondern leidet unter der Geschichte, unter den Traumata des Vaters und den Frustrationen der Mutter. Nationalsozialismus und Emigration liegen in den 1950er Jahren nicht weit zurück. Die Wohnräume im Schloss der Familie sind erstaunlich karg gehalten, die Gardinen wehen bedrohlich im Wind, und es stellt sich die Frage, woher der junge Paul Silberstein die Kraft zum Widerstand nimmt. Zum Teil resultiert sie aus den direkten Strafaktionen des Vaters, wie das Tagebuchschreiben ohne Tinte, zum Teil aus der reinen Phantasie, wie die Liebe zu der unbekannten jungen Reiterin, die er vom Internat aus beobachtet und die er schließlich kraft seiner Phantasie und seines Tagebuchs retten wird.

      Dennoch ist der Film klar in zwei Teile gegliedert: Es gibt das Leben vor und nach dem Tod des Vaters. Bei allem Drama weist auch der erste Teil allerhand Überraschungsmomente und Situationskomik auf, die die Beklemmung lösen. Allerdings wiederholen sich manche Motive, so dass dieser Teil nach Ansicht der Jury einige Längen und Redundanzen aufweist. Der plötzliche Tod des Vaters ist auch für den Zuschauer eine Befreiung, weil dadurch auch im Film neue Kräfte freigesetzt werden. Er nimmt Fahrt auf, öffnet sich neuen Schauplätzen und weiteren Personen. Jetzt kann er seine phantastischen und traumhaften Momente vollends entfalten und sich zu einem bravourös inszenierten Varieté wandeln, zu dessen Finale sich Paul Silberstein als Direktor in die Lüfte erhebt.

      Der Film ist aufwendig gestaltet, wartet mit erlesenen Drehorten und edler Ausstattung auf, die in schönes Licht gesetzt und von der bewegten Kamera im brillanten Widescreen-Format eingefangen werden. Die wohl quadrierten Bilder verdeutlichen sowohl die Enge und Kälte, die dem größten Reichtum innewohnen kann, als auch das befreite Schweben, das mit der Phantasie einhergeht. Die variationsreiche Musik untermalt und unterstützt die verschiedenen Stimmungen stilsicher. In diesem exquisiten Ambiente agiert ein erstklassisches Schauspielerensemble, das angeführt wird von Karl Markovics als Vater und Sabine Timoteo als Mutter und in dem vor allem eine Neuentdeckung brilliert: der junge Valentin Hagg als Paul Silberstein. Er ist das absolute Zentrum des Films und in nahezu jeder Szene präsent. Dabei kann er die kindliche Verletzlichkeit ebenso gut ausdrücken wie die altkluge Weisheit, die der Figur innewohnt, das dreiste Aufbegehren ebenso wie die charmante Unbeirrbarkeit. Darüber hinaus führt er den Zuschauer als Ich-Erzähler aus dem Off sprachmächtig durch seine Geschichte und erlaubt uns einen nachhaltigen Einblick in seine Ängste und Wünsche und den unbedingten Mut zur Merkwürdigkeit.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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