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Wildes Herz: Schauspieler Charly Hübner gibt sein Regiedebüt mit einer Dokumentation über Jan "Monchi" Gorkow, Sänger der umstrittenen Punkband Feine Sahne Fischfilet.

Handlung und Hintergrund

Nicht nur dem Verfassungsschutz von Mecklenburg-Vorpommern ist die Punkband Feine Sahne Fischfilet lange ein Dorn im Auge gewesen. Wegen ihrer teils radikalen Texte wurde die Band bis 2015 im Verfassungsschutzbericht des Landes aufgeführt. Grund dafür sei die „explizit anti-staatliche“ Haltung der Linksrocker. Auf Demonstrationen gegen die NPD heizen die Punker mit Ska-Einschlag derweil ihren Fans ein. Die Band versteht sich als politisch und antifaschistisch. Doch welcher Antrieb steckt dahinter - Charly Hübner zeichnet in seiner Dokumentation ein intimes Porträt von Monchi und seinen Bandkollegen Christoph, Kai, Olaf, Köbi und Max.

„Wildes Herz“ - Hintergründe

Beinahe ebenso umstritten wie die Band Feine Sahne Fischfilet ist auch Charly Hübners („Magical Mystery„) Dokumentation über den Frontman Jan Gorkow. Hübner, der mit „Wildes Herz“ sein Regiedebüt gibt, hat sich aufgemacht, die scheinbaren Widersprüche der Band und ihrer Mitglieder aufzudecken. Umstritten ist die Dokumentation auch deshalb, weil das Projekt mit 30.000 Euro der Filmförderung des Landes unterstützt wurde. Kritisiert wurde die Entscheidung von Mitgliedern der AfD.

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Von der Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) wird „Wildes Herz“ (ehemals „Wildes Herz kennt keine Ruh“) mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es, die Dokumentation von Charly Hübner sei eine mutige Bestandsaufnahme zur politischen Situation in Mecklenburg-Vorpommern.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Charly Hübner,
  • Sebastian Schultz
Produzent
  • Lars Jessen
Darsteller
  • Jan "Monchi" Gorkow
Musik
  • Jörg Gollasch
Kamera
  • Martin Farkas,
  • Roman Schauerte
Schnitt
  • Sebastian Schultz

Kritikerrezensionen

    1. In einem Bundesland, in dem die AfD 21 Prozent der Landtagswahlstimmen erreicht, ist es schwer, sich gegen den Rechtsruck zu stellen. Und genau deswegen so wichtig. Die Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ und ihr Frontmann Jan „Monchi“ Gorkow tun in Mecklenburg-Vorpommern genau das. Schon früh hat sich die Band gegen die rechte Szene positioniert und ruft regelmäßig zum Widerstand gegen AfD und NPD auf. So deutlich, dass die Band regelmäßig im Verfassungsschutzbericht des Landtags auftaucht. Regisseur Charly Hübner und sein Co-Regisseur Sebastian Schultz haben Monchi und seine Band bei ihrer Anti-Rechts-Tour „Noch nicht komplett im Arsch“, die im Wahljahr 2016 durch ganz Mecklenburg-Vorpommern führte, begleitet. Der daraus entstandene Film WILDES HERZ nähert sich der Figur des charismatischen Frontmanns von „Feine Sahne Fischfilet“ an. Der Film beginnt mit Monchis Kindheit, in der sich schon früh zeigte, dass der Junge weiß, was er will. Seine Eltern kommen zu Wort, Lehrer, frühe Wegbegleiter. Und vor allem Monchi selbst. Er berichtet offenherzig von seiner Zeit vor der Band. Als er gewaltbereiter Ultra von Hansa Rostock war, im Jugendgewahrsam saß, Freunde und Familie bitter enttäuschte. Und er erzählt von seinem inneren Antrieb, den Ort, den er Heimat nennt, niemals den Rechten zu überlassen. Hübner und Schultz lassen Monchi den Raum, seinen Standpunkt zu erläutern. Sie zeigen seine Entschlossenheit, sein hohes Engagement und seinen Tatendrang. Doch sie zeigen auch das Unbequeme, das Kantige an seiner Person. Genau diese Ambivalenz macht WILDES HERZ zu einem immens runden Filmerlebnis mit vielen feinen Zwischentönen. Die Musik der Band wird immer wieder in Sequenzen, die die Konzertstimmung perfekt vermitteln, in die Geschichte eingewoben. Und wenn man Monchi zusammen mit der Band auf der Bühne stehen sieht, dann versteht man auch die wichtige Botschaft, die nicht nur „Feine Sahne Fischfilet“, sondern auch dieser Film vermittelt: Aufstehen, Stellung beziehen, mitanpacken. WILDES HERZ ist ein dynamischer Musikfilm, der immens wichtig für unsere Zeit ist und ebenso viel Stärke und Charakter besitzt wie die Band, die er begleitet. Und dazu ein liebevoll ehrliches Porträt über einen Musiker und das, was er über alles liebt: seine Heimat.

      Jurybegründung:

      Für die Einen sind „Feine Sahne Fischfilet“ linksradikale Musiker und Chaoten, für die Anderen politisch engagierte Künstler. Längst aber ist die Punkgruppe weit über ihren Heimatort Jarmen, ja selbst über Mecklenburg-Vorpommern hinaus bekannt. Jetzt hat Schauspieler Charly Hübner einen Film über ihren Frontmann Jan „Monchi“ Gorkow gedreht.
      WILDES HERZ ist kein Bandfilm. WILDES HERZ ist aber auch kein reines Künstlerporträt. Der Film ist eine Reise in die Heimat Gorkows, ein Ausflug in das Spannungsfeld von Politik, rechter Gewalt und linker Gegengewalt im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. In der Diskussion zeigte sich die Jury beeindruckt von der Offenheit, mit der Gorkow vor der Kamera agiert.
      Ganz konventionell und chronologisch erzählt der Film aus dem Leben des Frontmanns. Das erscheint der Jury durchaus angemessen umgesetzt. Als kleines Kind ein hyperaktiver Junge, als Jugendlicher ein Fußballhooligan, der Spaß daran hat, Straftaten zu begehen und sich mit Polizisten zu prügeln, als junger Erwachsener der Sänger einer Politpunkband. Political correct, so erfahren Zuschauer gleich zu Beginn, war Gorkow nie, dafür aber spontan. Gewalt hat, auf die eine oder andere Art, sein Leben begleitet.
      WILDES HERZ lebt von solch offenen und sehr persönlichen Bekenntnissen. Sie erst lassen den Wandel vom rechten Fußballrowdy zum linken Sänger plausibel werden. Frontmann Gorkow ist intelligent und authentisch. Er empfindet Ungerechtigkeit gegenüber anderen beinahe physisch am eigenen Leib. Eine Stärke, aus der er offensichtlich auch seine ungeheure Energie bezieht und der Film erklärt die Verflechtung von Beruflichem und Persönlichem.
      Die Dokumentation zeigt offen, dass einige Texte der Band „Feine Sahne Fischfilet“ zumindest politisch-radikal, wenn nicht gar gewaltbetont sind. Er bietet aber auch Erklärungen an. „Machen ist wichtiger, als schnacken“, heißt es an einer Stelle. Ein Satz, der sich sowohl aus den Biographien der Bandmitglieder erklärt, als auch aus der politischen Realität in Mecklenburg-Vorpommern, wo Rechtsradikalismus ein umfassendes Problem darstellt. Da passt es gut, dass Protagonist Gorkow genauso ungeschützt, wie spontan zugibt, sogar er selbst habe noch immer Rassismus und Sexismus im Kopf.
      WILDES HERZ reißt seine Zuschauer mit. Schnitt und Montage stimmen und die Kamera leistet Großartiges. Hier und da neigt die Dokumentation allerdings dazu, in Richtung linker Heldenverehrung abzudriften. Die Jury hätte sich manchmal ein wenig mehr Distanz und vermehrt Stimmen der politisch jeweils anderen Seite gewünscht.
      Dennoch schätzt die Jury Hübners Film als eine genauso wichtige, wie mutige Bestandsaufnahme zur politischen Situation in Mecklenburg-Vorpommern. Auch wenn ihr Engagement der Gruppe „Feine Sahne Fischfilet“ einen ziemlich dauerhaften Platz im Bericht des Verfassungsschutzes eingebracht hat, wollen die Mitglieder der Band das nicht hinnehmen. Spontan und radikal wie sie sind, arbeiteten sie zur Landtagswahl 2016 ein Festivalprogramm aus und gingen ausgerechnet in den rechten Hochburgen Mecklenburg-Vorpommerns damit auf Tour.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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