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Willkommen auf Deutsch: Nachdenklich stimmende Dokumentation über die aktuelle Asylpolitik am Beispiel eines Flüchtlingsheims in einem norddeutschen Dorf.

Handlung und Hintergrund

Harburg, im idyllischen Landkreis zwischen Hamburg und der Lüneburger Heide: Hier entstand mitten in einem 400-Seelen-Dorf, das kaum über Infrastruktur verfügt, ein Asylbewerberheim. Sehr zum Unmut der Dorfbewohner, die um ihre Töchter bangen und den Marktwert ihres Eigenheims verfallen sehen, gleichzeitig aber behaupten, sie hätten nichts gegen Ausländer. Nebenan fürchten traumatisierte, aus Krieg und Hungersnot geflüchtete Männer, Frauen und Kinder, um ihre Existenz. Die Dokumentation zeigt den Alltag der neuen Nachbarn.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Hauke Wendler,
  • Carsten Rau
Produzent
  • Andrea Pittlik
Drehbuch
  • Hauke Wendler,
  • Carsten Rau
Musik
  • Sabine Worthmann
Kamera
  • Boris Mahlau

Kritikerrezensionen

    1. Der Landkreis Harburg liegt zwischen der Lüneburger Heide und Hamburg. 240.000 Einwohner leben dort, in kleinen Städten und Gemeinden wie Tespe oder Appel. Wie überall in Deutschland sollen auch in diesen beiden Orten Asylbewerber untergebracht werden. In Appel beispielsweise 53 junge Männer. Reiner Kaminski, der als Leiter des Fachbereichs Soziales für ihre Unterbringung zuständig ist, plant seit langem, wo genau dies möglich ist. Doch Appel wehrt sich gegen die Pläne. Denn einigen Einwohnern der 400 Seelen-Gemeinde, wie etwa Hartmut Prahm, erscheint diese Zahl zu hoch. Aus diesem Grund hat er eine Bürgerinitiative dagegen gegründet. In Tespe wiederum begegnen wir Larisa, 21 Jahre alt, die mit ihrer Mutter und ihren fünf Brüdern in einer Wohnung untergebracht wurde. Doch jeden Tag muss die Familie, die aus Tschetschenien geflohen ist, fürchten, wieder abgeschoben zu werden. Die Nachbarn begegnen ihnen mit zurückhaltendem Argwohn. Bis auf wenige Ausnahmen wie beispielsweise Ingeborg Neupert. Die Rentnerin kümmert sich um die Familie, gibt den Kindern Deutschunterricht, redet mit ihnen. Denn für sie wäre es unvorstellbar, wegzusehen, wo Hilfe nötig ist. Diese vier Menschen, die Carsten Rau und Hauke Wendler in ihrem Dokumentarfilm mit vielen anderen porträtieren, stehen beispielhaft für die verschiedenen Facetten, welches das brisante politische Thema mit sich bringt. Ein großes Verdienst des Films ist dabei, dass er sämtliche Perspektiven aufzeichnet, ohne zu urteilen. Die Position der Bürgerinitiative wird genauso neutral und sachlich wiedergegeben wie die der Asylbewerber oder der Verwaltung, die sich mit bürokratischen Zwängen und Vorgaben herumschlagen muss und dabei nicht mehr auf das achten kann, was eigentlich immer im Zentrum stehen müsste: die Menschlichkeit. Das aber zeigen Menschen wie Ingeborg, die selbstlos hilft, wo sie nur kann oder auch die Asylbewerber, die voller Hoffnung auf einen Neuanfang sind, weil sie ihr bisheriges Leben hinter sich lassen mussten und dankbar nach jeder Möglichkeit greifen, die ihnen gegeben wird. Rau und Wendler stellen richtige und wichtige Fragen, halten sich aber komplett im Hintergrund, geben den Menschen Zeit, ihre Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Eingebettet in die schönen Bilder des Landkreises Harburg, in dem Backsteinhäuser in ländlicher Idylle beieinander stehen, zeigt der Film ein Stück deutsche Realität, das sich eins zu eins in andere Gegenden unseres Landes übersetzen lässt. Das ist manchmal amüsant, manchmal tief tragisch. Aber immer erhellend, informativ und berührend. WILLKOMMEN AUF DEUTSCH ist ein klug erzählter Dokumentarfilm, der Probleme beschreibt. Und gleichzeitig Möglichkeiten zeigt, sie miteinander zu lösen.

      Jurybegründung:

      Zwei kleine Gemeinden im nördlichen Niedersachsen stehen im Mittelpunkt dieser Dokumentation über die brisante Thematik Deutschland als Asylland für Flüchtlinge aus aller Welt. Beide Dörfer, Appel und Tespe, liegen im Landkreis Harburg, stehen aber stellvertretend für viele Gemeinden in Deutschland, die sich mit der Frage auseinander setzen müssen, wie viele Asylanten die Dorfgemeinschaft aufnehmen kann, bzw. nach der „sozialen Verträglichkeit“ von größeren Gruppen von Asylanten im dörflichen Umfeld. Da sind auf der einen Seite die Bemühungen der zuständigen Behörden, die Asylanten halbwegs gerecht auf die Gemeinden zu verteilen, zum anderen die Probleme in den dörflichen Regionen, wenn, wie im Fall Appel, das nur rund 400 Einwohner hat, plötzlich 53 Männer aus einer der vielen Kriegsregionen dieser Erde untergebracht werden sollen. Der Film zeigt sehr fair die unterschiedlichen Argumente auf, die sowohl die Behörden mit ihrer Sorge um die halbwegs menschenwürdige Unterbringung der Flüchtlinge hegen als auch Ängste der Dorfbewohner bei der Vorstellung, dass auf einmal eine sehr große Gruppe von Männern aus der Fremde im Dorf Zuflucht finden soll. Ohnehin ist es ein Verdienst von WILLKOMMEN AUF DEUTSCH dass hier keine Urteile gefällt werden, dass das Für und Wider der Asylpolitik abgewogen wird und mit Hilfe des Schicksals einzelner Personen und Familien aufgezeigt wird, was Asyl bedeuten kann und wie viel dabei oft durch das Raster fällt.
      In Tespe haben eine große tschetschenische Familie und Asylanten aus Somalia und Pakistan Unterkunft erhalten, wobei die tschetschenische Familie, eine Mutter und sechs Kinder, ständig von der Ausweisung bedroht wird, die wie ein Damoklesschwert über ihr hängt. Aber hier fanden sich Bürger, denen das Schicksal der Flüchtlinge nicht gleichgültig war und sich dafür einsetzten, dass diese Familie auf Dauer bleiben darf. Doch der Film zeigt auch den langen Weg innerhalb der Bürokratie, die oft genug als unüberwindbare Hindernisse zwischen dem ersten Asyl und der dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung steht. In Appel schließlich siegt die Bürgerinitiative gegen die Unterbringung der 53 Männer in einem ehemaligen Altenheim. Dafür finden elf junge Männer aus dem Balkan in einem Gasthof eine Unterkunft - eine Lösung, die auch zeigt, dass es nicht immer an Fremdenhass und allgemeiner Ablehnung liegen muss, wenn Asylanten nicht in großer Zahl untergebracht werden. Oft sind es kleinere Hürden, die sich überwinden lassen.
      Trotz einiger Längen - man könnte gut und gerne einige der Szenen mit diskutierenden Bürgern kürzen - ist die Dokumentation über dieses aktuelle und wichtige Thema ein vielseitiger Beitrag zur alltäglichen Diskussion über das WILLKOMMEN AUF DEUTSCH und zu dem oft geäußerten Wunsch, das Asylrecht zu überarbeiten und in mancher Hinsicht unter dem Aspekt „Im Zweifel für den Angeklagten“ zu verändern - wie der Fall des Ehepaars aus Pakistan zeigt, das verfolgt wurde, weil der muslimische Mann eine Christin geheiratet hat, oder im Fall der tschetschenischen Familie, die sich tapfer dagegen wehrt, dass die älteste Tochter, die zwischenzeitlich ihre jüngeren Bruder bis zur Selbstaufgabe versorgt hat, zurück nach Polen geschickt wird, um dort weit von der Familie Asyl zu beantragen. Wie gut, dass es aber immer wieder auch den „kleinen Dienstweg“ gibt und Bürger, die helfend eingreifen - auch wenn dadurch die Probleme nicht gelöst, aber wenigstens, wie in diesem Film, thematisiert werden.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Willkommen auf Deutsch: Nachdenklich stimmende Dokumentation über die aktuelle Asylpolitik am Beispiel eines Flüchtlingsheims in einem norddeutschen Dorf.

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