Willkommen im Club: Drama mit Richy Müller und Lisa Martinek als Ehepaar, das im Urlaub einen afrikanischen Flüchtling aufnimmt.
Sat.1 beginnt die TV-Saison 2013/2014 nicht mit einer Romanze, sondern mit einem Drama, das private Belange geschickt mit einem Thema von aktueller Relevanz verknüpft.
Die Ehe von Mona und Thilo Wagner (Lisa Martinek, Richy Müller) ist in die Jahre gekommen. Auf Teneriffa, wo sie sich einst beim Club-Urlaub kennen gelernt haben, wollen sie einen letzten Versuch starten, die alten Gefühle zu neuem Leben zu erwecken. Als ein Boot mit völlig erschöpften und dehydrierten afrikanischen Flüchtlingen angespült wird, werden das Ehepaar und seine 15jährige Tochter (Joanna Ferkic) gleich beim ersten Strandausflug mit einer Realität konfrontiert, die überhaupt nicht zum verschwenderischen Ambiente des Urlaubsparadieses passt. Die Polizei nimmt die Afrikaner umgehend fest. Ein Junge entwischt ihnen jedoch und versteckt sich im Bungalow von Familie Wagner. Mona nimmt den kleinen Jamaal, der zu seinem Vater nach Deutschland will, umgehend unter ihre Fittiche; sie ist bereit, ihn im Kofferraum aufs Festland zu schmuggeln. Thilo ist schockiert, denn wenn sie erwischt würden, wäre dies das Ende seiner beruflichen Laufbahn: Er ist Polizist.
Es war eine ausgesprochen clevere Idee, Privatleben und Politik mit einander zu vermischen (Drehbuch: Kristin Derfler, Christoph Darnstädt); und das nicht nur, weil sich die Spannung der Geschichte auf zwei Ebenen verteilt. Glaubwürdig und nachvollziehbar schildert der Film, wie die Eigenschaften, die für Mona und Thilo einst die gegenseitige Attraktivität ausgemacht haben, nun zwischen ihnen stehen: Sie schätzte seine Gradlinigkeit, er ihren Widerstand gegen jede Form von Unrecht. Heute sind sie davon bloß noch genervt. Dramaturgisch ist das durchaus riskant, weil auf diese Weise weder Thilo noch Mona richtig sympathisch wirken. Das ändert sich, als ihnen klar wird, dass sie Jamaal nur helfen können, wenn sie Nägel mit Köpfen machen und beide ihre Stärken einbringen: Thilo seine Vernunft, Mona ihren Instinkt.
Oliver Schmitz hätte die Geschichte ruhig noch packender inszenieren können; viel zu selten setzt er optische Akzente wie jene, als er Mona mutterseelenallein aus der Vogelperspektive zeigt (Kamera: Peter Krause). Dank der komplexen Charaktere und diverser unerwarteter Momente ist der Film trotzdem sehenswert. Schön doppelbödig ist zum Beispiel eine Szene, in der Thilo spontan eine reumütige Versöhnung inszeniert, um Mona vor der Polizei zu retten. Für Überraschungen sorgen verschiedene Nebenfiguren, die sich unerwartet als Mitstreiter entpuppen, darunter die scheinbar ständig bekifften Bungalownachbarn (Susan Sideropoulos, Marc Ben Puch).
Ausgezeichnet geführt und offenkundig talentiert sind auch die jungen Mitwirkenden. Joanna Ferkic ist ähnlich hübsch und begabt wie ihre ältere Schwester Vijessna, und auch der in Deutschland aufgewachsene gebürtige Kameruner Sylvain Mabe macht seine Sache gut. tpg.