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Kis uykusu: Melancholisches Beziehungsdrama um Einsamkeit und Entfremdung, das auch den sozialen Kontect betrachtet, vom preisgekrönten türkischen Filmemacher Nuri Bilge Ceylan.

Handlung und Hintergrund

Einst engagierte sich Aydin (Haluk Bilginer) als Schauspieler. Doch die Karriere sollte nicht so recht an Fahrt aufnehmen, sodass sich Aydin entschied, einen anderen Berufszweig zu wählen. So leitet er heute mit seiner jüngeren Frau Nihal (Melisa Sozen) und seiner Schwester Necla (Demet Akbag) ein kleines Hotel in Zentralanatolien, Türkei. Die dortigen Bewohner erwarten einiges von Aydin, immerhin besitzt er ein gehobenes Vermögen, was ihn zu einem einflussreichen Mann in der Region macht. Doch seine Mitmenschen kümmern ihn wenig, sodass er auf seine Umgebung herablassend und belehrend reagiert. Das stößt auch bei seiner Ehefrau und seiner Schwester auf Ablehnung, die an der Einsamkeit in den Bergen so langsam verzweifeln. Einen Ausweg aus der Misere finden die beiden Frauen allerdings auch nicht, sodass sich Aydin weiter seinem einzigen Herzensprojekt, ein Buch über das türkische Theater zu schreiben, widmet. Doch der einbrechende Winter soll die Emotionen endlich hochkochen lassen…

Als „Winterschlaf“ im Jahr 2014 mit der Goldenen Palme bei den 67. Filmfestspielen von Cannes prämiert wurde, erhielt er als zweiter türkischer Film diese Auszeichnung. Regisseur Nuri Bilge Ceylan konnte aber auch schon mit anderen Werken, Preise bei dem Filmfestival in Cannes mitnehmen. So erhielt er etwa für „Once Upon a Time in Anatolia“ den großen Preis der Jury. Nuri Bilge Ceylan beschäftigt sich in seinen Film zumeist mit der türkischen Landbevölkerung, ihren Problemen, der Arbeitslosigkeit und der Diskrepanz zwischen Armut und Reichtum. Für „Winterschlaf“ wurde zudem für den Europäischen Filmpreis nominiert, musste sich dort aber dem Oscar-Gewinner „Ida“ aus Polen geschlagen geben.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Nuri Bilge Ceylan
Produzent
  • Sezgi Ustun,
  • Zeynep Özbatur
Darsteller
  • Haluk Bilginer,
  • Melisa Sözen,
  • Demet Akbag,
  • Ayberk Pekcan,
  • Serhat Mustafa Kiliç,
  • Tamer Levent,
  • Nejat Isler,
  • Nadir Saribacak
Drehbuch
  • Nuri Bilge Ceylan,
  • Ebru Ceylan
Kamera
  • Gökhan Tiryaki
Schnitt
  • Nuri Bilge Ceylan,
  • Bora Göksingöl

Kritikerrezensionen

    1. Nuri Blige Ceylan ist zweifellos ein Weltklasse-Regisseur, aber er steigert sich nicht von Film zu Film, so wie viele behaupten. Ich finde, dass er auch vor über zehn Jahren schon Weltklasse war! Winter Sleep dauert über drei Stunden und man mag etwas Über-Ambitioniertes erwarten - doch, Winter Sleep hats wirklich! Ceylans bisher schönstes und klarstes Werk! Oberflächlich betrachtet, folgt Winter Sleep den typischen europäischen Arthaus Vorbildern mit einem männlichen Protagonisten, der in verschiedenen Stadien der Isolation gezeigt wird. Aydin (Haluk Bilginer), ein ehemaliger Theater Direktor, leitet nun ein Hotel in Kappadokien, Anatolien mit seinen bizarren Felsformationen, die aus der kargen Landschaft heraus ragen. Das Hotel wirkt ebenfalls wie eine Höhle. Hier lebt der Patriarch mit seiner viel jüngeren Frau Nihal (Melisa Sözen) und seiner frisch geschiedenen Schwester Necla (Demet Akbag). Die unangenehmen Aufgaben überlässt er seinen Angestellten, während er sich als alternder Intellektueller im Hintergrund hält (obwohl er aber alles kontrolliert). Seine Zeit widmet er Kolumnen sowie einem Buch-Projekt über das türkische Theater. Aydin wirkt zunächst durch seine joviale Art den Gästen gegenüber sympathisch und interessant. Bald wird aber deutlich, wie er Konflikten ausweicht. Hinter seiner Sanftheit verbergen sich Ignoranz und sogar Tyrannei. Zu Beginn sind wir nur etwas irritiert, etwa, wenn ein Junge die Scheibe von Aydins Auto einwirft, weil sein Vater so hoch bei ihm verschuldet ist. Durch den gesamten Film wird sich nun aber die Entschuldigung des Jungen strecken - und wir reagieren zunehmend verstört. Er sei "unerträglich, selbstsüchtig, gemein und zynisch", wirft seine Frau ihm vor. Zunehmend wird Aydins Charakter vor uns entblösst. Das Zentrum des Films bilden zwei unerträglich lebensnahe Streitgespräche: Das eine mit der Frau, das andere mit der Schwester. Brennend diskutiert der Film über Philosophie und das eigene Gefühlsleben! Am Ende bleibt von Aydin nicht viel: Ein vermeintlicher Schöngeist, der alles, auch die sozialen Projekte seiner Gattin in den Schmutz zu zieht. Winter Sleep ist ein Drama, in dem unendlich viel geredet wird. Teilweise auch in äusserst langen Passagen am Stück! Aber auch die Kamerarbeit und der Schnitt wirken ausgenommen frisch, ja wachsam! Das hier ist ein Werk des Kinos (nicht des Theaters). Das, was zählt, sind vor allem die Sequenzen zwischen den Worten. Hier werden keine Allgemeinplätze über Gefühle und Dysfunktionen ausgetauscht. Die Anhäufung der Bilder wirkt wie eine merkwürdig leere Behaglichkeit, eine Ödnis - das wiederum erweckt Necias Anklage gegenüber ihrem Bruder zum Leben: Um nicht zu leiden, betrüge er sich permanent selbst. Nicht das, was die Charaktere sagen, prägt Winter Sleep. Es ist die Art und Weise wie es gezeigt wird: Jeder vermeintlich banale Umstand kann uns in eine trostlose finstere Nacht hinein werfen - bevor wir überhaupt merken, was eigentlich los ist! Verzweiflung, so elend, dass es keinen Ausweg gibt als sich die Verzweifelung selbst zum Begleiter zu wählen. Ein Paradox? Ein schmerzhaftes Paradox, das Ceylan und sein Team künstlerisch spürbar werden lassen. die für uns schönsten und wichtigsten türkischen Arthaus Filme findest du in unserer Film List auf cinegeek.de
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    2. Winterschlaf - Kis uykusu: Melancholisches Beziehungsdrama um Einsamkeit und Entfremdung, das auch den sozialen Kontect betrachtet, vom preisgekrönten türkischen Filmemacher Nuri Bilge Ceylan.

      Ein sich selbst und seiner Frau entfremdeter Schriftsteller sucht seinen Weg vor dem Hintergrund sozialer Spannungen, von Nuri Bilge Ceylan visuell eindrucksvoll in Szene gesetzt in der grandiosen Landschaft des bitterarmen Anatoliens.

      Eine beispiellose Erfolgsgeschichte, die eng mit dem Festival de Cannes verbunden ist, findet mit der Goldenen Palme für Nuri Bilge Ceylan ihren Höhepunkt. Damit gewinnt der dritte Film in Folge des Istanbuler Regisseurs (nach „Drei Affen - Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen“ 2008 und „Once Upon a Time in Anatolia“ 2011). Wie bei fast all seinen Filmen ist NBC, wie er in seiner Heimat genannt wird, zusammen mit seiner Frau Ebru auch Koautor. Wieder wird das Verhältnis eines Künstlers zu seiner Umgebung verhandelt, durch die Konflikte, die sich durch das soziale Gefälle zwischen arm und reich ergeben, erlangt das epische Beziehungsdrama eine politische Dimension.

      In der Abgeschiedenheit Zentralanatoliens mit seiner kargen, steinigen Landschaft, uralten Höhlenarchitektur und bitterarmen Behausungen führt Aydin, Landbesitzer und ehemaliger Schauspieler, ein trendiges, im Winter kaum besuchtes Hotel. Er gefällt sich in seiner Rolle als Kolumnist für die Lokalzeitung und plant ein Buch zur Geschichte des türkischen Theaters. In seinem Studio führt er abendlich lange Gespräche mit seiner geschiedenen Schwester Necla (die populäre Akbag Demet aus der „Eyyvah Eyvah“-Serie), während die Beziehung zu seiner jungen Frau Nihal am Ende der Verständigung durch Worte oder Gefühle angekommen ist.

      Vor allem über die ausufernden, dennoch fesselnden Dialoge, meist in Schuss-Gegenschuss gefilmt, charakterisiert Ceylan seine Protagonisten. Der treibende Moment des Films ist der Konflikt zwischen reich und arm, dargestellt durch die mit der Miete im Rückstand befindliche Familie in einem seiner Häuser. Aggression liegt in der Luft, die sich im Steinwurf eines Jungen entlädt, der folgenschwere Ereignisse in Gang setzt. Der Umgang mit den Lebensbedingungen offenbart die Kluft zwischen den Eheleuten: Während Aydin sich vor der Konfrontation mit der verstörenden Realität in die Stille seines Studios zurückzieht, initiiert Nihal konkrete Schritte zur Verbesserung der Situation der Dorfbewohner.

      Ceylans Allzeit-Kameramann Gökhan Tiryaki taucht Nebel, Schnee, Wolken in grandioses Licht. In einer der eindrucksvollsten Szenen bringt ein wildes Pferd die Seelenlandschaft des Protagonisten auf den Punkt.

      Nach drei mitunter langen, aber nie langweiligen Stunden wird die Geduld belohnt, führt der Film in der letzten halben Stunde seine Hauptfiguren in überraschende neue Situationen. Am Ende fallen Fesseln, bieten innere Freiheit und Kreativität einen Ausweg - allerdings nur im privaten, die gesellschaftliche Kluft bleibt unüberwindbar. boe.
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      1. Schon mit dem Titel seines Dramas "Winterschlaf" kritisiert der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan ("Iklimer – Jahreszeiten", "Once Upon a Time in Anatolia"), das geistige Klima in seiner Heimat. Er findet, dass die realen Probleme der Menschen und der gesellschaftliche Wandel in den abgehobenen intellektuellen Zirkeln zu wenig diskutiert werden. Umso mehr Gespräche, die um die moralische Verunsicherung zwischen Tradition und Moderne kreisen, gibt es in dem 196-minütigen Film, der 2014 die Goldene Palme auf den Filmfestspielen in Cannes gewann.

        Der grauhaarige Aydin findet wenig Gefallen an den Aufgaben eines Hotel- und Hausbesitzers. Ihn interessiert mehr das Schreiben: Die Regionalzeitung hat ihm, vermutlich weil er als wohlhabender Mann Ansehen genießt und einflussreich ist, eine Kolumne eingeräumt. Darin prangert er fehlende Werte an. Außerdem will er ein Buch über die Geschichte des türkischen Theaters verfassen. Die Anspielungen im Film auf das Theater und den Beruf des Schauspielers gelten auch der wortreichen Selbstinszenierung Aydins. Dem säumigen Mieter begegnet Aydin, weil der Mann auch ein Geistlicher ist, scheinbar höflich und zuvorkommend. Insgeheim aber verachtet er diese mittellose Familie und kalkuliert knallhart.

        Im Streit mit seiner Frau Nihal, der zum dramatischen Höhepunkt des Films gerät, versteckt sich Aydin erneut hinter Phrasen: Er ist gar nicht in der Lage, einen Dialog auf Augenhöhe zu führen. Der Mann hängt stärker, als ihm lieb sein kann, einem alten Rollenbild an. Diese Verwurzelung im Gestern spiegelt sich auch in seiner komfortabel eingerichteten Höhlenwohnung. Hier kann er sich inmitten alter Möbel, vieler Bücher und Kunstwerke von zeitlosen Werten umhüllt fühlen. In Ceylans Film wird spürbar, wie sich in dieser Abgeschiedenheit die Stunden dahinziehen können. Wie im Theater aber liegt bisweilen ein Knistern in der Luft, fügen sich die mäandernden Dialoge unvermittelt zu einem intensiven Kammerspiel.

        Fazit: Nuri Bilge Ceylans atmosphärisch dichtes Drama "Winterschlaf" zeigt am Beispiel eines selbstgefälligen Intellektuellen in der türkischen Provinz, wie traditionelle soziale Hierarchien das Denken bestimmen. Die Inszenierung schafft faszinierende Kontraste, indem sich im trägen Fluss der Zeit fesselnde Gesprächsduelle entwickeln.
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