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Somos lo que hay: Der Vater ist tot, die Familie geschockt. Wer ernährt sie jetzt? Die Mutter Patricia (Carmen Beato) zieht sich in ihr Zimmer zurück. Die Söhne Alfredo (Francisco Barreiro) und Julian (Alan Chávez) sind unschlüssig. Nur ihre Schwester Sabina (Paulina Gaitán, "Sin Nombre") drängt zur Tat: "Du wirst es tun müssen", fordert sie von Alfredo, dem Erstgeborenen. "Wir brauchen bis morgen etwas." Der ungewöhnlichste Horrorfilm...

Handlung und Hintergrund

Ein Mann bricht in einer mexikanischen Metropole auf der Straße würgend zusammen und stirbt. Der Tod des Oberhauptes stürzt seine Familie, bestehend aus Ehefrau, einer Tochter und zwei Söhnen, in eine schwere Krise. Wer soll für den schweren Lebensunterhalt der Familie sorgen und Essen auf den Tisch bringen? Der älteste Sohn wehrt sich zunächst, in die Fußstapfen des Vater zu treten. Doch nach und nach drängen ihn seine Geschwister dazu, in den düstersten Ecken der Stadt Jagd auf Menschen zu machen. Denn schließlich besteht die Familie aus Kannibalen.

Ein Mann bricht auf der Straße zusammen und stirbt. Der Tod des Oberhauptes stürzt seine Familie, bestehend aus Ehefrau, einer Tochter und zwei Söhnen, in eine Krise. Wer soll für den Lebensunterhalt der Familie sorgen und Essen auf den Tisch bringen? Der älteste Sohn wehrt sich zunächst, in die Fußstapfen des Vater zu treten. Doch nach und nach drängen ihn seine Geschwister dazu, in den düstersten Ecken der Stadt Jagd auf Menschen zu machen. Denn schließlich besteht die Familie aus Kannibalen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Jorge Michel Grau
Produzent
  • Liliana Pardo,
  • Nicolás Celis
Darsteller
  • Francisco Barreiro,
  • Alan Chávez,
  • Paulina Gaitan,
  • Carmen Beato,
  • Jorge Zarate,
  • Esteban Soberanes,
  • Adrián Aguirre,
  • Miriam Balderas,
  • Daniel Giménez Cacho,
  • Miguel Ángel Hoppe
Drehbuch
  • Jorge Michel Grau
Musik
  • Enrico Chapela
Kamera
  • Santiago Sanchez
Schnitt
  • Rodrigo Rios

Kritikerrezensionen

    1. Man kann realistischen Horror auf verschiedene Arten inszenieren. Man kann hart auf das Körperliche zielen, den Zuschauer direkt angreifen, indem fast naturalistisch das Grauen gezeigt wird – Snuff-Videos wären hier die extreme Variante. Man kann einen reellen Fall verfilmen und etwa Exorzismen nicht nur als überhöhte Fantasien darstellen, sondern als beklemmendes Psychodrama wie „Requiem“ – oder einen Fall aus der Wirklichkeit reißerisch aufbereiten wie es mit dem Kannibalen von Rotenburg geschehen ist. Man kann auch – und das tut Jorge Michel Grau mit seinem Debütfilm „Wir sind was wir sind“ – die Realität von Mexico City, die Realität der Gesellschaft und der Moderne in eine dem Horror-Arsenal entnommene Metapher gießen und diese zum Sozialdrama umarbeiten. Das Realistische, das Reale des Großstadtmoloch wird künstlerisch abstrahiert und allegorisiert, um damit in der Verbindung mit Horrormythen direkt den Kern zu treffen. In „Wir sind was wir sind“ geht es speziell um die soziale Situation einer Underdog- und Außenseiterfamilie, und generell um die Gewalt zwischen den Menschen: jeder ist des anderen Wolf.

      Ganz konkret spricht der Film dieses Motto aus, als Alfredo einen jungen Schwulen in eine Disco verfolgt hat: „Bin gleich zurück… Bleib hier, sonst verschlingen dich die Wölfe.“ Dabei ist dem Schwulen nicht klar, wer hier auf der Jagd ist – wir, die Zuschauer, haben das schon mitgekriegt. Doch am Anfang führt auch uns der Film ahnungslos in die Höhle der Wölfe: Ein alter Mann stirbt auf dem Bürgersteig, der Körper wird weggeschleppt, mit Wischmop wird aufgewischt, dann geht man darüber hinweg – doch seine Familie fällt ins Elend. Der Vater hat nicht nur Geld verdient, indem er Uhren repariert hat, er war auch der spirituelle Anführer; und nun werden die Sorgen existentiell, gehen über das Finanzielle hinaus. Ein Anführer fehlt in der Familie, den Söhnen fehlt Erfahrung und Wille; und bis morgen muss wieder etwas herbeigeschafft werden. Was das ist, wird klar, als Alfredo und Julian Jagd auf Straßenkindern machen – erfolglos. Sie brauchen ein menschliches Opfer, für das Ritual, für das kannibalische.

      Ein solches scheint recht selbstverständlich in der Welt, die der Film zeigt. „Sie glauben nicht, wie viele zerstückelte Leichen wir reinbekommen, in dieser Stadt frisst jeder jeden“, sagen die in der Pathologie; und die Polizisten kümmert es kaum, dass im Magen des toten Vaters ein menschlicher Finger gefunden wurde.

      Am Ritual hängt alles, das Ritual soll alles wieder gut machen – die Mythologie dahinter wird nie beleuchtet, ist auch nicht weiter wichtig; man kann sich vor Augen halten, dass Mexiko früher von Azteken bewohnt war, mit ihren zeremoniellen Menschenopfern… Etwas Archaisches lebt in der kannibalischen Familie fort, die ein Leben sozialen Elends in einer modernen Metropole führt. Der Ansatz, vom Heute, von alltäglicher Gewalt, von Vereinzelung, von Auflösung der Ordnung über die Kannibalismus-Metapher zu erzählen, ist bestechend, auch die Haltung, das Unerhörte als selbstverständlich zu nehmen.

      Doch irgendetwas fehlt eben doch. Alles wirkt konstruiert (und zuwenig abstrahiert), die Figuren sind zu funktionell, zu klar in ihrer Rolle für den Fortgang des Films definiert; und doch ist da der unbedingte Wille zur sozialen Realität – das beißt sich. Die verbitterte Mutter, die im Hintergrund gebieterische Schwester, der impulsive, ungeduldige jüngere Bruder, der zögernde, sensible Ältere, sie sind keine Charaktere, eher Figuren im Lehrstück des Regisseurs.

      Jorge Michel Grau will unsere Welt im Sinne von Horrormythen deuten, er nutzt die Horrortopoi – die kannibalistische Familie im verrotteten Haus –, um sich fundamental mit der von ihm diagnostizierten allgegenwärtigen Gewalt auseinanderzusetzen: „Meine Arbeit, meine Sprache und mein Erzählen enthielten viel Gewalt“, sagt Grau. „Ich schaffte es nie, dieser Sache wirklich Ausdruck zu verleihen, bis ich dahinter kam, dass Gewalt immer mit Familie in Verbindung steht. Die Familie erzeugt Gewalt und wird von ihr geprägt.“ Mit dieser Erzählhaltung aber steht Grau zwischen zwei Stühlen; und während die Horrorszenen durchaus funktionieren – gerade, indem Grau den Splatter außerhalb des Bildrahmens setzt und nicht direkt zeigt –, gerät er andererseits in die Falle, die das Sozialdrama bereithält: Die Klage über den ach so desolaten Zustand dieser Welt, die diesem Film innewohnt, bekommt einen heftigen Drall in die Larmoyanz. Und man fragt sich, ob dieselbe Geschichte einer verwaisten Kannibalenfamilie in der modernen Großstadt nicht mit derselben grundsätzlichen gesellschaftlichen Aussage souveräner als Komödie hätte erzählt werden können.

      Fazit: Eine Kannibalenfamilie ist etwas ganz Alltägliches im Großstadtmoloch Mexico City. Regisseur Jorge Michel Grau nutzt für sein Sozialdrama die Mittel des Horrorfilms – doch er kann dennoch dem Plakativen, dem Platten nicht so recht ausweichen.
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