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Wolke 9: Humorvoll betrachtete Liebesgeschichte, in der sich eine verheiratete Mitsechzigerin in einen älteren Mann verliebt und eine Affäre beginnt.

„Wolke 9“ im Kino

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Handlung und Hintergrund

Die Mittsechzigerin Inge (Ursula Werner) ist seit 30 Jahren mit ihrem gutherzigen Mann Werner (Horst Rehberg) verheiratet. An einen Seitensprung hat sie nie gedacht, denn sie liebt Werner aufrichtig. Dann trifft sie den 76-jährigen Karl (Horst Westphal) und ist sofort Feuer und Flamme. Wie eine Jugendliche stürzt sie sich in eine leidenschaftliche Affäre mit dem älteren Rentner und landet mit ihm im Bett. Dafür riskiert sie, ihr altes Leben auf einen Schlag zu ruinieren.

Ungewöhnliches Kino, das direkt aus dem Leben erzählt - damit hat sich Andreas Dresen („Halbe Treppe„, „Sommer vorm Balkon„) einen internationalen Ruf erarbeitet. Seine humorvolle Romanze zweier Senioren wagt viel und begeistert abermals durch ausgesprochene Menschlichkeit.

Seit mehr als 30 Jahren ist die Mittsechzigerin Inge verheiratet, glücklich, wie sie findet. Es käme ihr nie in den Sinn, ihren Mann zu betrügen. Bis sie Karl kennenlernt, einen mit 76 Jahren viel älteren Mann. In seiner Gegenwart fühlt sie sich auf einmal wieder wie früher, wie ein junges Mädchen. Sie lässt sich auf die Affäre ein und riskiert damit, ihr altes Leben im Handstreich wegzufegen.

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Seit mehr als 30 Jahren ist die Mittsechzigerin Inge mit Werner verheiratet. Es käme ihr nie in den Sinn, ihren Mann zu betrügen. Bis sie Karl kennen lernt, einen mit 76 Jahren viel älteren Mann. In seiner Gegenwart fühlt sie sich auf einmal wieder wie früher, wie ein junges Mädchen. Sie lässt sich auf die Affäre ein und kündigt ihrem Mann wenig später an, sie werde ihn verlassen. Werner kann Inges Entscheidung nicht fassen. Anstatt um sie zu kämpfen, zieht er sich zurück. Und trifft eine folgenschwere Entscheidung.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Andreas Dresen
Produzent
  • Peter Rommel
Darsteller
  • Ursula Werner,
  • Steffi Kühnert,
  • Horst Rehberg,
  • Horst Westphal
Drehbuch
  • Andreas Dresen,
  • Laila Stieler
Kamera
  • Michael Hammon
Schnitt
  • Jörg Hauschild

Kritikerrezensionen

    1. Inge erlebt den zweiten Frühling im Herbst des Lebens. Sie ist total verknallt in Karl; der ist 76, sie selbst weit über 60 Jahre alt, und sie lebt seit 30 Jahren mit Werner zusammen. Nun aber sind da die Schmetterlinge in ihrem Bauch, ein Gefühl wie bei einem Mädchen in der Phase der allerersten Liebe durchströmt sie, und sie kann nichts dagegen tun.

      Das ist der Grundkonflikt, um den sich alles dreht; eine einfache Geschichte, die kaum jucken würde, wären die handelnden Personen nicht allesamt jenseits der 60 – eine Liebesgeschichte mit Senioren, eine so heiße noch dazu: das hat Seltenheitswert. Hier sind ziemlich explizite Sexszenen zu sehen, die manchem jungen Schauspieler zu heftig wären, die aber doch nur ganz selbstverständlich die selbstverständlichste Sache der Welt zeigen, ohne Nacktheit, Sex und Erotik auszubeuten.

      Konsequenterweise gibt es im Abspann keinen Drehbuchcredit, sondern nur einen für Storyentwicklung. Offenbar ist Andreas Dresen wieder sehr nah mit seinen Schauspielern an die Figuren herangegangen, hat in langen Proben und Improvisationen die Darsteller zur Deckungsgleichheit mit ihren Charakteren geführt. Das kann er wie kein anderer deutscher Regisseur, das Spiel nicht zu verleugnen, es aber lebensecht zu gestalten mit Figuren, die dreidimensional, ganz tief durchdacht sind. „Sommer vorm Balkon“ ist auf diese Weise zum Erfolg geworden, und ganz ähnlich geht er nun das Thema Liebe im Alter an. Mit scheinbarer Leichtigkeit, die sich aus der absoluten Sicherheit von Mise en Scène und Schauspielerführung wie auch Darstellung ergibt, und die doch nie die Schwere, ja Tragik des ganz alltäglichen Liebesdramas verheimlicht oder verharmlost.

      Inge ist Näherin und hat sich in einen Kunden verguckt. Wie sie ihm zu Filmanfang eine geänderte Hose bringt, das zeigt in extrem nahen Aufnahmen die ganze Last des bisherigen langen Lebens auf ihren Schultern. Langsame, mühselige Bewegungen, alte Gesichter, alte Füße, alte Stimmen. Verhärmte, schlaffe, fleckige Haut – aber da hat sich schon unmerklich die Atmosphäre geändert hin zu einer unendlichen Zärtlichkeit, nicht nur zwischen Inge und Karl, die hingebungsvoll miteinander schlafen, sondern auch des Films – und des Zuschauers – zu seinen Figuren.

      Die haben alle nicht mehr viel Lebenszeit vor sich, und das wissen sie. Deshalb stürzt sich Inge in eine heiße Affäre mit Karl, wehrt sich nicht gegen die neu entflammten Liebesgefühle. Und deshalb will Werner die Ehe konservieren, so, wie sie 30 Jahre bestanden hat. Und deshalb will Inge ihn nicht belügen, will nicht in Heimlichkeit leben – und beschwört so wieder Willen einen schweren Konflikt herauf.

      Wie fein, wie genau die Figuren gezeichnet sind: Inge zwischen zwei Männern, gefangen in der Alltagsroutine, mit ihrem Bedürfnis nach Zärtlichkeit, nach Nähe, nach Lust und Sex. Werner, der so gerne Züge mag, der Schallplatten hört mit Eisenbahngeräuschen, der Sicherheit und Nähe schätzt, aber Leidenschaft kaum vermisst. Und gegen den Zugfan ist Karl, der Radfahrer, gesetzt, sanft und witzig, mit seinem pubertären Witz über vögelnde 80jährige. Zu dieser Altersfraktion wird auch er bald gehören.

      Fazit: Eine sensibel erzählte Liebesgeschichte, eine ganz einfache Dreierkonstellation, wie sie häufig genug erzählt wird – aber mit Senioren, was eine ganz andere, neue, erfrischende und auf einer bestimmten, selten gezeigten Ebene tragische Perspektive gibt.
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    2. Wolke 9: Humorvoll betrachtete Liebesgeschichte, in der sich eine verheiratete Mitsechzigerin in einen älteren Mann verliebt und eine Affäre beginnt.

      Davon, dass Liebe auch mit über 60 noch weh tun kann, erzählt Andreas Dresens fernab von Jugendkult und gesellschaftlichen Klischees und wurde dafür beim Filmfest in Cannes 2008 in der Reihe „Certain Regard“ mit dem „Coup de Coeur“ ausgezeichnet

      Weder die Jungen, Schönen noch Erfolgreichen bevölkern hier die Leinwand, sondern Menschen, die nicht ins übliche Raster von Lust und Leidenschaft in zerknüllten Laken passen. Das Tabuthema Liebe im Alter packt Andreas Dresen kompromisslos und mit großer Zärtlichkeit für seine Protagonisten an. Inge ist ungefähr Mitte 60, seit über 30 Jahren mit Werner verheiratet, der Stunden vor dem Fernseher verbringt oder sich mit Eisenbahnen beschäftigt. Es könnte immer so weitergehen wie bisher, doch dann passiert es: Urplötzlich hat sie Schmetterlinge im Bauch wie eine 17Jährige. Das Objekt der Begierde ist kein jüngerer Mann, wie man erwarten möchte, sondern Karl, fast 76 und kein bisschen weise. Sie halten nicht nur Händchen sondern haben Sex, nicht unter der Decke oder mit Weichzeichner, sondern auf dem Teppich oder in der Badewanne. Die Kamera bleibt ihnen nahe, scheut sich nicht, welke Haut, graue Schamhaare oder Altersflecken zu zeigen, Körper, die nicht Sonnenstudio gebräunt oder Fitnessstudio gestählt sind. Ganz einfach Individuen, die ihren Empfindungen folgen, sich nicht der herrschenden Vorstellung von Alter unterordnen, sondern es noch einmal wagen, gegen jede Konvention. Und das ist das Schöne an diesem funkelnden Wunderfilm, der uns trotz großer Ernsthaftigkeit und Dramatik auf Wolke Neun entführt. Dresen gehört zu den Regisseuren, die ein Händchen für Authentizität beweisen, den Alltag ohne Sozialromantik oder -larmoyanz schildern, mit Humor, einem kleinen Tränchen und Hoffnung wie schon in „Sommer vorm Balkon“ oder „Halbe Treppe“. Dass das Experiment gelingt, liegt auch an der Leistung von drei Schauspielern: Horst Rehberg als Ehemann, der es einfach nicht verstehen kann, dass seine Frau ihn verlässt und daran zerbricht, Horst Westphal als Liebhaber, der sein spätes Glück um die Endlichkeit wissend genießt und natürlich Ursula Werner, als Hausfrau und Änderungsschneiderin, die nach Jahrzehnten aus dem Kokon von Zufriedenheit, Sicherheit und Gewohnheit ausbricht und sich mit aller Macht ins Risiko stürzt. Die Stille dieses Films fasziniert und gibt die Möglichkeit, sich auf Gesichter als Lebenslandschaften zu konzentrieren, die von durchstandenen Konflikten, tausend Träumen und tiefen Gefühlen erzählen, von der emotionalen Naturkatastrophe namens Liebe. mk.
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      1. Liebe und Sexualität im Alter - ein so zeitgemäßes wie sperriges Thema, dem sich Andreas Dresen mutig von einer unkonventionellen Seite nähert. Die Kamera blickt mit Ehrfurcht und Respekt auf die in die Jahre gekommenen Körper beim Liebesspiel und schafft ganz neue Bilder jenseits der sonst üblichen Konfektionsbilder. Diese dokumentarische Realistik ohne Weichzeichner kommt mit wenigen Dialogen und sogar gänzlich ohne Musik aus, wodurch die überwältigenden Stimmungen noch besser zum Tragen kommen. Besonderes Lob gilt Ursula Werner und ihren zwei Spielpartnern, die es schaffen, diesem mit Scham besetzten Thema durch phantastische Improvisation und Authentizität und Sensibilität zu verleihen, die in der deutschen Kinolandschaft noch lange nachwirken wird.

        Jurybegründung:

        Der neue Andreas Dresen bringt neue Entdeckungen im schon so reichen und vielschichtigen Oeuvre des Regisseurs. Zunächst aber gilt eine bekannte Tugend: Der Protagonist einer „moralischen Leinwand“ bestätigt eindrucksvoll seinen Ruf.

        In Wolke 9 geht es erneut um existenziellste menschliche Faktoren und Lebenskategorien. Es geht um Schmerz und menschliche Verletzungen, um Lüge und um Wahrheit, immer wieder um Schuld und schuldig werden. Was ist Wahrheit? Was ist Wahrhaftigkeit? Wie relativ ist Wahrheit? Oder hat ein jeder seine legitime Wahrheit und versucht sie zu leben? Wolke 9 - moralische Leinwand pur, aber nie moralisierend, eifernd oder belehrend.

        Eine schöne Überraschung: die Erzählform. Ein fast schon minimalistisches Kammerspiel. Ein überschaubares „Personal“, wenige Spielorte. Knappe, meist erst am Drehort mit den Schauspielern improvisierte und spontan erarbeitete Dialoge. Eine Geschichte, in wenigen Sätzen erzählbar. Eine Liebesgeschichte von eindringlicher Offenheit, aber auch von Härte gezeichnet. Konsequent der tragische Ausgang. „Liebe braucht seine Zeit. Die haben alle Drei nicht mehr.“ Andreas Dresen ist zuzustimmen, wenn er meint: „Ich glaube, ich habe noch nie eine Geschichte erzählt, die so auf das Wesentliche reduziert ist wie hier. Es gibt kaum Schnörkel oder irgend etwas Überflüssiges.“

        Auch überraschend: eine neue Radikalität schon in Stoff und Sujet, im Beschreiten filmischer Tabufelder: die Sexualität im Alter. Dresen: „Das Thema treibt mich schon seit geraumer Zeit um. Warum gibt es in den Filmen zu diesem Thema immer nur die gleichen falschen Bilder? Warum trauen wir uns nicht, alte Körper anzuschauen? Weil wir der eigenen Zukunft ins Gesicht schauen? Und weil wir das nicht gerne haben, dass wir verfallen?“

        Sein Mut, seine Offenheit, aber auch seine Spontaneität und Authentizität machen den Film Wolke 9 zu einem Höhepunkt des Kinojahres 2008. Und nicht nur national, wie zu erleben auch international!

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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