Wer von kinderfreundlichen Fantasy-Geschichten nicht genug bekommt, kann mit „Woodwalkers“ direkt ins nächste Leinwandabenteuer eintauchen.
Acht Jahre ist es her, als der erste „Woodwalkers“-Band mit dem Titel „Carags Verwandlung“ seinen Weg in den Buchhandel fand. Allein in Deutschland haben sich die Romane von Katja Brandis mehr als 2,4 Millionen Mal verkauft. Nun sollen die Gestaltwandler auch die Filmwelt erobern. Damit könnte die Adaption von Damian John Harper in die Fußstapfen von „Die Schule der magischen Tiere“ treten. Aber kann der Umwelt-Thriller für Kinder mit der beliebten Filmreihe mithalten? Einen ersten Eindruck liefert der offizielle Trailer:
Seit „Harry Potter und der Stein der Weisen“ im Jahr 2001 das Fantasy-Genre für Heranwachsende revolutioniert hat, folgen Geschichten um junge Held*innen einem bestimmten Schema: Eine Hauptfigur findet sich in einer neuen Umgebung ein, legt sich mit gleichaltrigen Bösewichten an und trotzt mit einem neu gewonnen Freundeskreis einer noch viel größeren Gefahr. Was bei „Die Schule der magischen Tiere“ für klingelnde Kinokassen sorgte, soll „Woodwalkers“ wiederholen – und kopiert damit bekannte Stigmata. Dabei hätten die Abenteuer der zwischen Menschen- und Tiergestalt wechselnden Charaktere so viel mehr Potenzial geboten.
„Woodwalkers“ will zu wenig: Grandioser Ansatz geht verloren
Carag (Emile Chérif) weiß genau, was er ist: ein Formwandler, der sowohl die Gestalt eines Pumas als auch die eines Menschen annehmen kann. Allerdings fühlt er sich weder der einen noch der anderen Welt zugehörig. An der Clearwater High, einem Internat für Gleichgesinnte, kann er sich und sein Dasein erstmals wirklich reflektieren und akzeptieren. Doch nicht nur ein aggressives Rudel von Wolfswandlern sorgt für reichlich Ärger, auch ist Carag bald in ein verheerendes Verbrechen verwickelt, das die Tierwelt retten soll – dafür aber die Menschen in Gefahr bringt, die er liebt.
Was nach einer typischen Coming-of-Age-Geschichte mit frischem Anstrich klingt, avanciert gegen Ende sogar zu einem packenden Umwelt-Thriller, in dem Carag zwischen Gut und Böse wählen muss. Doch genau an diesem Punkt fällt es mir persönlich schwer, die Handlung als glaubhaft einzustufen. Dass die Gestaltwandler ihre wohlbehütete Natur schützen wollen, steht für mich außer Frage. Allerdings gibt es meiner Meinung nach sehr viel mehr Optionen im Umweltschutz als Schwarz und Weiß.
Die „Woodwalkers“-Verfilmung hätte hier die Möglichkeit gehabt, sich von anderen Kinder- und Jugendtiteln abzuheben – und zwar mit einem Thema, das junge Generationen mehr bewegt (und auch bewegen sollte) denn je. Aktivismus hätte an dieser Stelle eine Bedeutung beigemessen werden können, die über die Filmgrenze hinausgeht. Stattdessen muss sich Carag entscheiden, ob er lediglich ein erfolgloses Gespräch suchen oder stattdessen Regeln brechen und Leben gefährden möchte.
Dachte ich anfangs noch, dass Carag im Verlauf des Films dahingehend einen großen Unterschied machen wird, stellte ich mir mit jeder fortlaufenden Minute die Frage, wieso er eigentlich als so besonders angepriesen wird. Ja, er ist ein Pumawandler, und ja, sie sind selten. Aber um Carags Mentor Andrew Milling (Oliver Masucci) macht auch niemand einen derartigen Wirbel – abgesehen von ihm selbst.
„Woodwalkers“ lässt Luft nach oben – auch bei Animationen
Falls ihr über die teils oberflächliche Handlung und damit verbunden emotionslosen Dialoge hinwegsehen könnt, wird euch „Woodwalkers“ aber durchaus 102 Minuten lang angenehm unterhalten. In jedem Fall sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass es sich um einen Kinderfilm handelt. Wer optische Fantasy-Glanzleistungen im Stil von „House of the Dragon“ und „Ringe der Macht“ erwartet, wird mitunter enttäuscht sein. Zwar hat sich „Woodwalkers“ die Schönheit von Bayern, Südtirol, Tirol und dem Harz zu eigen gemacht, die Animationen lassen jedoch stellenweise zu wünschen übrig. Für Kinderaugen dürften die Bilder hingegen absolut überwältigend daherkommen – und das ist es, was zählt.
Falls eurem Nachwuchs „Die Schule der magischen Tiere“-Reihe zugesagt hat, könnt ihr das Abenteuer „Woodwalkers“ also guten Gewissens wagen. Gemeinsam mit einem Hauptcharakter, der seinen Platz im Leben noch finden muss, können Fantasy-Fans durchaus in eine Welt abtauchen, in der es ein bedeutsames Geheimnis zu wahren gilt. Und wer weiß: Vielleicht erreicht die geplante Trilogie mit Teil 2 und 3 noch das Level an Engagement und Leidenschaft, das ich im aktuellen Film noch vermisse.
Wenn ihr euch selbst ein Bild machen wollt, könnt ihr „Woodwalkers“ ab dem 24. Oktober 2024 im Kino sehen. Bis zum Besuch im Lichtspielhaus eurer Wahl könnt ihr euch die Zeit mit unserem Fantasy-Quiz vertreiben: