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Wuthering Heights: Strenge, atmosphärisch beeindruckende Verfilmung von Emily Brontës Romanklassiker des 19. Jahrhunderts über eine große, selbstzerstörerische Liebe.

Handlung und Hintergrund

Wärme ist auf der Earnshaw-Farm im Hochmoor von Yorkshire nicht nur klimatisch selten. Distanziert fügt sich jeder in den freudlosen Alltag ein. Mit ihrer wilden Sinnlichkeit wirkt die junge Earnshaw-Tochter Catherine wie ein Fremdkörper in ihrer Familie, bis ihr Vater den Waisenjungen Heathcliff aufnimmt und sie in ihm eine verwandte Seele entdeckt. Als die Heranwachsenden sich verlieben, sabotiert nicht der Hass von Catherines Bruder das mögliche Glück, sondern ihre eigene, nicht von Gefühlen geleitete Entscheidung.

Im Liverpool des frühen 19. Jahrhunderts liest der Gutsbesitzer Earnshaw den Waisenknaben Heathcliff auf und nimmt ihn mit aufs Land, um ihn an der Seite seiner Kinder Hindley und Catherine großzuziehen. Nach dem Tod des alten Earnshaw wird Heathcliff zur Zielscheibe des eifersüchtigen Bruders und beschließt, zu fliehen, obwohl ihn mit Catherine eine heftige, jedoch unstatthafte Liebe verbindet. Jahre später kehrt Heathcliff als reicher Mann in die Heimat zurück, um abzurechnen mit Freund und Feind gleichermaßen.

Verbotene Liebe zwischen Stiefgeschwistern verschiedener Rassen und Klassen im frühindustriellen England. Naturalistische Verfilmung von Emily Brontes klassischem Gesellschaftsroman durch Andrea Arnold („Fish Tank“).

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Andrea Arnold
Produzent
  • Hugo Heppell,
  • Adam Kulick,
  • Tessa Ross,
  • Robert Bernstein,
  • Douglas Rae
Darsteller
  • Shannon Beer,
  • Solomon Glave,
  • Lee Shaw,
  • James Howson,
  • Kaya Scodelario,
  • Paul Hilton,
  • Simone Jackson,
  • Steve Evets,
  • Adam Lock
Drehbuch
  • Olivia Hetreed
Kamera
  • Robbie Ryan
Schnitt
  • Nicolas Chaudeurge
Casting
  • Gail Stevens

Kritikerrezensionen

    1. Immer wieder inspirierte Emily Brontes Klassiker „Wuthering Heights“ über die verhängnisvolle Obsession eines gesellschaftlichen Außenseiters für eine gleichaltrige junge Frau aus wohl situiertem Haus Künstler zu neuen Adaptionen. Dabei existiert mit William Wylers „Stürmische Höhen“ von 1939 schon eine stilisierte, perfekte Kinoumsetzung. Neben einem prominent besetzten deutschen Hörspiel- und einem BBC-Zweiteiler griff den Stoff nun auch Andrea Arnold auf, die mit ihren Kurzfilmen (Oscar für „Wasp“) und zwei Spielfilmen („Red Road“, „Fish Tank“) zu den derzeit interessantesten britischen Regisseurinnen zählt. Ihre ambitionierte Version reduziert den tragischen Stoff um Zurückweisung, Enttäuschung und Rache noch stärker auf sein Grundgerüst, als es Jacques Rivette schon in seiner spröden, entdramatisierten Fassung von 1985 tat. Bewusst verzichtet Arnold auf zahlreiche Elemente der Vorlage und verkürzte besonders stark das letzte Drittel.

      Auf dem Münchner Filmfest wurde „Wuthering Heights“ zwar im Format 1:1,85 vorgeführt, doch das quadratische Fenster blieb links und rechts von schwarzen Feldern umrankt. Vergeblich wartete man bis zum Schluss darauf, dass sich das Bild von 1:1,33 ausweitete. Darum dreht sich auch Arnolds visuelles Konzept, den Blickwinkel bewusst einzuschränken, wie es dem engstirnigen Verhalten der ländlichen britischen Bevölkerung entsprach. Durch die Entscheidung, die Figur des Heathcliff als schwarzen Jugendlichen anzulegen, als ehemaligen Sklaven oder Zigeuner, kritisiert ihre Adaption Rassismus, Klassendenken und Unterdrückung. Selbst der eigenwillige Protagonist bleibt ein ambivalent gezeichneter Charakter, der selbstsüchtige Entscheidungen trifft, von Rachsucht getrieben wird und keineswegs stets sympathisch wirkt.

      Aufgrund der vergleichbaren Ausgangssituation – ein Aufsteiger in den Mühlen gesellschaftlicher Intrigen - bietet sich ein Vergleich zu Mike Newells Charles Dickens-Verfilmung „Große Erwartungen“ an, die eine bemerkenswerte Starriege, aufwändige Effekte, prunkvolle Kostüme sowie zahlreiche Spannungsmomente aufbietet (und doch nicht immer die großen Erwartungen erfüllt). Kaum etwas davon findet sich in Arnolds Klassikerumsetzung. Die Ex-Schauspielerin setzt auf einen Wechsel aus Handkamera, die den unbekannten Darstellern dicht auf den Fersen bleibt, und subjektiven Impressionen. Dazu kommen eine unglamouröse Ausstattung, bei der man den Dreck und Schmutz förmlich riechen kann, reduzierte Dialogen sowie eine stilisierte, elliptische Inszenierung.

      Immer wieder wählt die Kamera beiläufige Details, etwa von Wunden und Schlamm, welche die düstere Stimmung hervorheben. Im Stil von Terrence Malick und Cate Shortland („Lore“) rückt sie häufig isolierte Tiere in den Vordergrund, was die latent aggressive Atmosphäre unterstreicht. Die karge, unwirtliche Naturkulisse hat nichts von einer sinnlichen Idylle, sondern akzentuiert nur die apokalyptische Vision einer düsteren Coming-of-Age-Geschichte, worin sich die Klammer zu Arnolds früheren Arbeiten schließt. Gefangen in einer von Vorurteilen und Abgrenzung geprägten Welt, vermag das Individuum nur durch harte, selbstbezogene Entscheidungen und große Opfer auszubrechen.

      Doch im Vergleich zu Arnolds Vorgänger „Fish Tank“, der sich ebenfalls um dramatische Entscheidungen in einer schwierigen pubertären Phase dreht, schleichen sich mit der Zeit Längen ein. Während man beim Vorgänger mit ähnlicher Laufzeit keine Minute missen mochte, kommt angesichts einer Dominanz atmosphärischer Sequenzen der Erzählfluss mitunter ins Stocken. Ungeachtet der Leistung von Kamera und Sounddesign hätte eine leichte Straffung Arnolds poetischem, konzentriertem Konzept durchaus genutzt. „Wuthering Heights“ erscheint zunehmend anstrengend, während die Charaktere dem Zuschauer fremd bleiben.

      Fazit: Die düstere Neuinterpretation von „Wuthering Heights“ liefert eine radikale Rassismus-Anklage in faszinierenden Bildern, entwickelt die tragische Liebesgeschichte letztlich aber zu distanziert.
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    2. Wuthering Heights - Emily Brontës Sturmhöhe: Strenge, atmosphärisch beeindruckende Verfilmung von Emily Brontës Romanklassiker des 19. Jahrhunderts über eine große, selbstzerstörerische Liebe.

      Andrea Arnolds Verfilmung von Emily Brontës Literaturklassiker betont die Lebensfeindlichkeit des englischen Hochmoors und die Destruktivität einer großen Liebe.

      Von allen Adaptionen des Romans, der mit seinen als Identifikationsfiguren kaum tauglichen Protagonisten noch nie Schonkost war, ist Arnolds Version atmosphärisch die authentischste und beeindruckendste. Das Leben auf der isolierten, sturmumtosten Earnshaw-Farm ist Gottes tägliche Strafe, man existiert in der Repetition eines freudlosen Alltags, bei dem Wärme ausgespart ist wie das Wort. Mit ihrer wilden Sinnlichkeit wirkt die Earnshaw-Tochter Catherine wie ein Fremdkörper in ihrer Familie, bis sie in Heathcliffe, einen Waisenjungen, den ihr Vater mit nach Hause gebracht hat, eine verwandte Seele findet. Nach dem Tod seines Beschützers wird Heathcliffe zum Ziel des Hasses von Catherines Bruder, findet nur in der Liebe zu Catherine, mit der er gemeinsam die Sexualität entdeckt, Halt. Als sich Catherine aber für Stabilität, Wohlstand und den jungen Erben eines Herrenhauses entscheidet, verlässt Heathcliffe gebrochen das Moor, kehrt ein paar Jahre später als reicher Mann zurück, um Catherine zurückzugewinnen und Rache für ein Leben voller Demütigungen zu nehmen.

      Wie schon in „Fish Tank“, ihrem internationalen Durchbruch, inszeniert Arnold im 1.33:1-Format, das einst den Stummfilm prägte. Gesprochen wird auch in „Wuthering Heights“ wenig, dessen Tonspur ohne den gewohnten Begleitsoundtrack natürliche Geräusche dominieren. Das authentische Konzept spiegelt auch die Besetzung zentraler Rollen durch Laien oder Neulinge wider, die fehlende darstellerische Erfahrung mit Natürlichkeit kompensieren. Verstörend und das vielleicht mit voller Absicht, um die veränderten Rollen zu reflektieren, ist, dass die jüngeren und älteren Darsteller der beiden Hauptfiguren trotz weniger trennender Jahre äußerlich kaum Gemeinsames erkennen lassen. Dabei bleibt Arnold aber, mehr als ihre Vorgänger, im Alter der Protagonisten nah an der Vorlage, wirft immer den Blick von außen auf innen, betont Heathcliffes Außenseiterstatus zusätzlich durch die Entscheidung, diese selbstzerstörerische, rücksichtslose, aber auch bedingungslos leidenschaftliche Figur erstmals von einem schwarzen Darsteller verkörpern zu lassen. Und mutig folgt die Britin auch den Andeutungen des Romans, dass Heathcliffes Liebe auch sexuell über den Tod hinausgehen könnte. kob.
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