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Junebug: Einer der Hits des Sundance Film Festival 2005: Tragikomödie über eine Kunsthändlerin, die die Südstaaten-Familie ihres Ehemanns kennenlernt und mit ihrem Besuch die Familiendynamik ins Schwanken bringt.

Handlung und Hintergrund

Galeristin Madeleine (Embeth Davidtz) reist nach North Carolina, um einen Maler unter Vertrag zu nehmen. Ihr frisch angetrauter Mann George (Alessandro Nivola) fährt mit, um ihr seine dort lebende Familie vorzustellen. Madeleine erfährt schnell, wieso er das bislang vermieden hat: Die Südstaatler sind ein ziemlich beschränktes Häuflein. Vor allem Bruder Johnny (Benjamin McKenzie) ist ein Ekelpaket, seine hochschwangere Frau Ashley (Amy Adams) redet ihr Leben schön. Und bei den Eltern brechen Ängste und Verbitterung aus.

Lakonisch-langsame Tragikomödie der stillen Art, in der die kosmopolitische auf die provinzielle USA trifft. Die Anatomie einer Landfamilie weist schrullige, doch sehr lebensechte Charaktere auf. Amy Adams‘ anrührendes Spiel erhielt eine Oscar-Nominierung.

Die frisch mit dem attraktiven und etwas geheimnisvollen George verheiratete Kunsthändlerin Madeleine will einen Deal mit einem zurückgezogen lebenden Maler abschließen und ihn deshalb in seinem Heimatdorf in North Carolina besuchen. Ehemann George erklärt sich bereit, Madeleine auf dem Trip zu begleiten und sie endlich seiner in der Nähe lebenden Familie vorzustellen. Das Erscheinen des verlorenen Sohnes und seiner kultivierten Ehefrau sorgt dafür, dass lange verborgene Ängste und Verbitterungen zum Vorschein kommen und die mühselig im Lot gehaltene Familienbalance ins Wanken bringen.

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Die frisch mit dem attraktiven George verheiratete Kunsthändlerin Madeleine will einen Deal mit einem zurückgezogen lebenden Maler abschließen und ihn deshalb in seinem Heimatdorf besuchen. Ehemann George erklärt sich bereit, Madeleine auf dem Trip zu begleiten und sie endlich seiner in der Nähe lebenden Familie vorzustellen. Das Erscheinen des verlorenen Sohnes und seiner kultivierten Ehefrau sorgt dafür, dass lange verborgene Ängste und Verbitterungen zum Vorschein kommen und die Familienbalance ins Wanken bringen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Phil Morrison
Produzent
  • Mark P. Clein,
  • Ethan D. Leder,
  • Daniel Rappaport,
  • Dany Wolf,
  • Mindy Goldberg,
  • Mike S. Ryan
Darsteller
  • Amy Adams,
  • Embeth Davidtz,
  • Benjamin McKenzie,
  • Alessandro Nivola,
  • Celia Weston,
  • Scott Wilson,
  • Frank Hoyt Taylor
Drehbuch
  • Angus MacLachlan
Kamera
  • Peter Donahue
Schnitt
  • Joe Klotz
Casting
  • Mark Bennett

Kritikerrezensionen

    1. Die selbstaufblasbare Luftmatratze braucht ihre Zeit, bis sie in voller Größe erstrahlt. Diese Zeit nimmt sich auch der Regisseur um sie dabei zu beobachten. Bilder wie diese sind charakteristisch für diesen Film. Immer wieder tauchen diese schlichten Betrachtungen von alltäglichen Gegenständen oder Ausschnitten der Welt auf und verleihen dem Film seinen speziellen Rhythmus. Es ist ein gemächliches Ertasten dieser Welt, die von der Protagonistin Madleine stellvertretend für den Zuschauer vollzogen wird.

      Ihre erste Begegnung mit der speziellen Mentalität der Landbevölkerung hat sie mit dem Künstler. Dieser lässt sich nicht einmal durch das Versprechen ihn reich zu machen, dazu drängen seine Entscheidung zu beschleunigen, ob er Madleine sein ja gibt oder einem Konkurrenten aus New York. Ohnehin fällt es schwer, sich den völlig in sich ruhenden Südstaatler in einer schicken New Yorker oder Chicagoer Kunstgalerie vorzustellen.

      Es sind die Gegensätze, die hier immer wieder thematisiert werden: Madleines britischer Akzent, der im Zusammenprall mit dem „southern drawl“ schon an sich von dem kulturellen Zusammenstoß erzählt. Oder die hochschwangere Ashley, die der schlicht und elegant gekleideten Madleine rät, sie könne doch etwas mehr Make-up tragen.

      Das Bindeglied zwischen den Welten ist George, Madleines Mann. Er durfte aufs College und ist in die Stadt gezogen, wo er völlig assimiliert ist. Er hat aber noch Beziehungen zu seinem früheren Leben, die Madleine auch nicht an ihm kannte. Verwundert, aber mit Respekt beobachtet sie ihn, wenn er vor der versammelten Gemeinde singt.

      Es ist dem Regisseur gelungen, in ganz leisen Tönen von einer Entdeckungsreise zu erzählen. Madleine entdeckt nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Ehemann. Diese Reise wird aber ohne ihn erzählt. Er ist es, der kaum anwesend ist. Er wird aus distanzierter Perspektive beobachtet, so wie er auch für Madleine in die Ferne gerückt ist. Das anfangs noch heftig verliebte Paar, das die Finger kaum voneinander lassen kann, muss sich dem wahren Gesicht des Gegenübers stellen.

      Der Film setzt seinen Fokus nicht auf die Geschichte zwischen dem Ehepaar, diese skizziert er nur, vielmehr sind es die Begegnungen zwischen den verschiedenen Familienmitgliedern mit Madleine. Jeder hat verschiedene Ansprüche und Vorstellungen von ihr. Für manche ist sie der Katalysator, aber auch umgedreht verändern sich ihre Vorstellungen vom Leben gewaltig.

      Sehr subtil wird der brüderliche Konkurrenzkampf erzählt und wird nie direkt ausgesprochen. Johnny durfte nicht, wie sein Bruder aufs College und schweigt seither seine Umwelt an. Er hat sich in sein Selbstmitleid vergraben und straft seine Familie mit Ignoranz. Es ist nicht nur die Bildung, die er nicht bekommen hat, es ist auch diese attraktive Frau seines Bruders, die wie von einem anderen Stern in sein Leben eintritt. Sie beschäftigt sich mit ihm und er missversteht diese Aufmerksamkeit.

      Wenn seine Frau ihr lang ersehntes Kind gebiert so ist dies ein kathartischer Moment. Nicht nur für Johnny selbst, es prägt alle Personen im Umfeld und setzt neue Prioritäten.

      Jedes der Familienmitglieder baut eine ganz eigene Beziehung zu Madleine auf. Die Schwiegermutter ist skeptisch ihr gegenüber, Ashley himmelt sie an, Johnny ist verliebt und der Schwiegervater baut ganz langsam eine warme Beziehung zu der Grosstädterin auf, die so gar nicht in das alltägliche Leben der Familie passt.

      Eigentlich möchte der Schwiegervater Madleine zum Abschied einen selbst geschnitzten Vogel schenken. Doch plötzlich erscheint es ihm peinlich oder albern und er lässt ihn im letzten Moment in seiner Hosentasche verschwinden.

      Fazit: Ein ruhiger, ein beschaulicher Film. Ein Film mit ganz viel Stimmungen, die in den Bildern eingefangen sind und mit einem großen Verständnis für das Bedürfnis auch zwischen den Zeilen lesen zu wollen. Ein Film der berührt. Auf eine ganz besondere Art.
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    2. Junebug: Einer der Hits des Sundance Film Festival 2005: Tragikomödie über eine Kunsthändlerin, die die Südstaaten-Familie ihres Ehemanns kennenlernt und mit ihrem Besuch die Familiendynamik ins Schwanken bringt.

      Kosmopolitische Städter und das bibeltreue Landvölkchen sind die Antipoden, deren Reibung Motor für eine skurrile, warmherzige Anatomie einer dysfunktionalen Südstaatenfamilie wird.

      Die zwei disparaten Gesichter der USA - das kosmopolitische Großstadtleben und das antiintellektuelle, zurückgebliebene Landmilieu - treffen weit harmonischer aufeinander, als die nach Kulturschock klingende Prämisse vermuten lässt. Auch wenn sich die beiden Welten unvereinbar wieder trennen. Um einen Künstler zu gewinnen, reist die Chicagoer Galeristin Madeleine (Embeth Davidtz) nach North Carolina. Ihr frisch angetrauter Mann George (Alessandro Nivola) fährt mit, um ihr seine in unmittelbarer Nachbarschaft lebende Familie vorzustellen. Aber im sittenstrengen Bible Belt ticken nicht nur die Uhren anders. George scheint der einzige normale einer nicht gerade angenehm verschrobenen Familie.

      Sein Bruder Johnny (Ben McKenzie) ist eine grenzdebile Dumpfbacke, die nur Verachtung und kalte Wut für seine Mitmenschen übrig hat. Unsympathischer wurde selten eine Figur gezeichnet. Seine hochschwangere Frau Ashley hat sich mit neurotischer Überdrehtheit gegen den ekelhaften Vollverlierer abgeschottet und wähnt sich hyperaktiv plappernd in einer heilen Welt. Ihr gelten alle Sympathien. Amy Adams stellt die naive werdende Mutter in einer tragikomischen oscarnominierten Performance dar. Auch die Eltern sind ernsthaft gestörte Typen, deren Erfahrungswelt hinter der Ortskirche endet. Selbst der Künstler stellt sich als verschrobenes, judenfeindliches Unikum heraus, das obszöne Kriegsbilder pinselt. Ein Menschenschlag von verstörender Schlichtheit - reinstes „Borat“-Terrain. Dennoch: Der zentrale Konflikt liegt bei Madeleine, die zwischen ihrer Aufgabe als Kunsthändlerin und der Familie wählen muss.

      Phil Morrison führt seine Figuren nicht vor oder ergreift eindeutig Partei. Er nimmt sich viel Zeit für genaue Charakterzeichnungen und poetische Impressionen. Sein lakonisch-langsamer Erzählgestus lässt viel geschehen, beobachtet dabei genau und spart nicht an leisen komischen Szenen. Das handgemachte Independent-Kino ohne Politur entpuppt sich nachgerade als Musterexemplar des zuletzt erstarkten „Sideway“-Genres - ein aus dem Leben geschnittener „Meet the Parents“. Dass Johnnys krass asoziales Verhalten freilich keinerlei Konsequenzen nach sich zieht, ist wohl die eigentliche Überraschung dieser politisch ganz schön unkorrekten Americana, die diese Familie trotz all ihrer Tücken umarmt. tk.
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