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Rosie: Drama um einen Schriftsteller, der von Berlin in die Schweizer Provinz zurückkehrt, um sich um seine pflegebedürftige und sehr eigensinnige Mutter Rosie zu kümmern.

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Handlung und Hintergrund

Als Erkunder der Berliner Schwulensubkultur hat sich Schriftsteller Lorenz einen Namen gemacht. Nun muss er gleichzeitig mit seiner sperrigen Mutter hantieren, die nach einem leichten Herzinfarkt in ihrer Schweizer Dorfheimat eigentlich auf Pflege angewiesen wäre. Zum Leidwesen von Lorenz und seiner ohnehin von ihrer Partnerschaft entnervten Schwester lässt sich die resolute Alkoholikerin aber nichts sagen und testet die Geduld ihrer erwachsenen Kinder. Weshalb Lorenz keinen Nerv für die Annäherungsversuche des hilfsbereiten Mario hat, den er brüsk zurückweist.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Marcel Gisler
Produzent
  • Susann Rüdlinger
Darsteller
  • Sibylle Brunner,
  • Fabian Krüger,
  • Sebastian Ledesma,
  • Judith Hofmann,
  • Hans Rudolf Twerenbold,
  • Anna-Katharina Müller,
  • Margot Gödrös,
  • Eric Hättenschwiler,
  • Catriona Guggenbühl
Drehbuch
  • Marcel Gisler,
  • Rudolf Nadler
Kamera
  • Sophie Maintigneux
Schnitt
  • Bettina Böhler
Casting
  • Corinna Glaus

Kritikerrezensionen

    1. Nach 14-jähriger Kinoabstinenz drehte Marcel Gisler, einst mit Werken wie "Tagediebe" oder "Die blaue Stunde" präziser Chronist des schwulen Berliner Alltags, erstmals auf Schweizerdeutsch. In der autobiografischen Tragikomödie "Rosie" beschäftigt er sich mit Einsamkeit und Krankheit im Alter. Wer lediglich eine Tragikomödie um eine resolute, eigensinnige Rentnerin erwartet, mag sich getäuscht sehen. Denn Gisler erzählt in der vielschichtigen Geschichte zugleich noch von einer diffizilen homosexuellen Liebe. In einigen monochrom ausgeleuchteten Liebeszenen, der realistischen Beobachtungsgabe und der nüchternen, souveränen Inszenierung erkennt man seinen vertrauten Stil.

      Nachdem die Finanzierung einiger Projekte scheiterte, arbeitete Gisler lange Zeit als Dozent an der Deutschen Film- und Fernsehakademie dffb in Berlin sowie als Drehbuchautor der Serie "Lüthi & Blanc". Eines der zuvor unrealisierten Projekte konzentrierte sich auf seine Mutter, so dass sich bei "Rosie" nicht allein in der scharfzüngigen Protagonistin biografische Elemente finden lassen. Auch Rosies Sohn Lorenz, der als Schriftsteller in Berlin lebt, weist zahlreiche Bezüge zu Marcel Gislers eigenem Werdegang auf. Seinen aktuellen Film strukturierte er in einzelne Kapitel, die jeweils mit einer Autofahrt von Berlin nach St. Gallen eingeleitet werden.

      Daher steht nicht allein die herrlich bissige Sibylle Brunner als ebenso störrische, zeternde wie durch ihre Demenz verletzliche Rentnerin im Mittelpunkt. Genauso stark fokussiert sich Gisler auf den zurück gekehrten Sohn als orientierungslosen Künstler in der Schaffenskrise. Zu seinem jüngeren Liebhaber geht er wiederholt auf Distanz, bis es fast zu spät ist. Da sich Rosie zunehmend zum Pflegefall entwickelt, sie sich aber der Unterbringung in ein Altenpflegeheim entschieden verwehrt, sieht sich Lorenz gezwungen, sein Leben umzukrempeln. Neben den aufkeimenden Generationsdifferenzen und den Schwierigkeiten des Zusammenlebens entwickelt sich aber zugleich ein vorher ungekannter Grad an Empathie und Zuneigung.

      Diese Verbindung aus Midlife-Crisis-Porträt und dem Ringen einer beharrlichen Frau um Autonomie setzt Gisler als Wechsel aus kammerspielartigen Sequenzen und ausladenden Panoramabilder der Schweizer Bergwelt in Szene. Leider erweist sich seine Charakterstudie auf Dauer etwas zu überlagen. Mit den Ehekonflikten der Schwester, den Geheimnissen des toten Vaters und Lorenz’ diffiziler schwuler Liebesbeziehung entsteht ein Familienporträt, dessen Handlungsfäden am Ende etwas zu rasch gekappt werden. Wo die Traumsequenzen um den längst verstorbenen Vater anfangs komödiantisch wirken, nehmen die Nachforschungen des Sohnes zu dessen Vergangenheit bald ernste Züge an. In ähnlicher Weise strukturiert sich der komplette Tonfall des psychologisch stimmigen, subtilen Films um eine schwierige Sohn-Mutter-Beziehung.

      Fazit: "Rosie" kombiniert das tragikomische Porträt einer widerspenstigen Seniorin mit einer schwierigen schwulen Liebesbeziehung, wobei die etwas überladene Geschichte durch überzeugende Darsteller und eine souveränen Inszenierung ausgeglichen wird.
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    2. Rosie: Drama um einen Schriftsteller, der von Berlin in die Schweizer Provinz zurückkehrt, um sich um seine pflegebedürftige und sehr eigensinnige Mutter Rosie zu kümmern.

      Baustelle Familie: Marcel Gislers lebensnahes wie persönliches Drama um menschliche Würde und Fehler.

      Fünfzehn Jahre nach seinem preisgekrönten Gay-Drama „Fögi ist ein Sauhund“ heimst der Schweizer Wahlberliner Marcel Gisler, zwischenzeitlich als Drehbuchautor und dffb-Dozent tätig, abermals den Schweizer Filmpreis ein. Seine beiden vorwiegend am Theater tätigen Hauptdarsteller, Sibylle Brunner als resolute Mutter Rosie und Fabian Krüger als ihr homosexueller, mit der Situation überforderter Sohn Lorenz, erhielten obendrein die beiden Darsteller-Trophäen, und das zu Recht. Prozesshaft widmet sich Gisler den Stationen einer schwierigen Beziehung, wühlt würdevoll und beherrscht mit leisen Emotionen auf. Dass diese Familiengeschichte wie aus dem Leben gegriffen wirkt, hat seinen Grund - nicht nur die gesamte Konstruktion samt aller Figuren ist autobiografisch; die alternde Alkoholikerin Rosie, die nach einem kleinen Schlaganfall nicht ins Altersheim will, ist ganz der eigenen verstorbenen Mutter nachempfunden und das Werk eine große Hommage an sie.

      Was nicht bedeutet, Gisler würde auch nur ein Deut an dem so schrecklich nachfühlbaren, zerfahrenen Miteinander verklären: Kaum sind Rosies beide erwachsenen Kinder, der „Schwulenschriftsteller“ und seine in einer miserablen Beziehung feststeckende Schwester Sophie (Judith Hofmann) heimgekehrt, kostet sie die dickköpfige, resolute und ziemlich rücksichtslose Dame den letzten Nerv., weshalb die dünnhäutige Sophie verzweifelt reagiert, und der Bruder die Annäherungen seines jungen Bewunderers Mario (Sebastian Ledesma) - ihre Homosexualität wird als vollkommen normal inszeniert - zurückweist.

      Viele Freudsche Träume, bestehend aus schlechten Kindheitserinnerungen an ein väterliches Geheimnis, das sich erst im Laufe der Zeit klärt, prägen das von Dissens und menschlichen Schwächen versalzene Familienleben. Sich aus diesen Verstrickungen emotional zu befreien, den Abschied von dieser hochmütigen, um ihre eigene Selbständigkeit kämpfenden Rosie einzuleiten, die nie das ist, was man sich erwünscht, findet auf unspektakuläre, aber wirkungsvolle, zumal stark gespielte Art statt. Strukturiert von einigen Zeitsprüngen, bewältigen Rosies Kinder über Jahre hinweg ihre kläglich verknotete Vergangenheit, bis das realitätsnahe Aufeinanderprallen Frieden und Zukunft mit einschließt. tk.
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