Die junge energische Skeeter kehrt im Jahr 1963 nach ihrem Journalistik-Studium in ihre Heimatstadt Jackson im Süden der USA zurück. Zu dieser Zeit genießen die weißen Frauen das Leben und die schwarzen Frauen sind Dienstboten und Nannys für die vernachlässigten Kinder. Für Skeeter scheint die Zeit reif, den benachteiligten Frauen endlich eine Stimme zu geben. Gemeinsam mit den Dienstmädchen schreibt sie ein Buch und sticht damit in die weiße Gemeinde wie in ein Wespennest. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Kathryn Stockett ist ein Stück lebendige US-Geschichte. Dabei zeigt Regisseur Tate Taylor aber nicht nur die Perspektive der Dienstboten, sondern offenbart auch die Ambivalenz der „Weißen“ durch die verschiedensten Charaktere und Typen. Immer wieder lockert Taylor das Drama mit Witz und spritzigen Dialogen auf. Der Film ist bis in die Nebenrollen brillant und typgerecht besetzt, die imposante Ausstattung spiegelt die damaligen Umstände authentisch wider und erschafft so ein historisches Stimmungsbild. Großes Kino mit Gefühl und Verstand.
Jurybegründung:
Eine fast unwirklich künstlich scheinende Welt gut situierter Ehefrauen in einer Stadt in den Südstaaten der USA wird aufgeblättert. Die Frauen sind gefangen in Konventionsregeln und Vorurteilen. Sich ständig darin selbst bestätigend und moralisch vergewissernd, dass nur sie sich auf dem Pfad der Wahrheit bewegen. Wer nicht dazu gehört, wird ausgegrenzt. Der Film spielt in den frühen 1960er Jahren, in einer Zeit, als Martin Luther King die Befreiung der Schwarzen in Amerika fordert, Kennedy ermordet wird und die Trennung der Rassen durch strenge Gesetze und Bestrafungen noch immer fest geschrieben ist. Abweichungen davon sind diesen Frauen fremd und bedrohlich für ihre Scheinwelt konventioneller Regelhaftigkeit. Dazu gehört auch, dass sie weit davon entfernt sind, ihrem dunkelhäutigen Personal jene Achtung und Wertschätzung für die Arbeit in ihren Familien zu geben, die eigentlich selbstverständlich sein sollte. Die afroamerikanischen Haushaltshilfen erfahren trotz aufopfernder Arbeit nahezu täglich eine unglaubliche Kälte, Gleichgültigkeit und Willkür durch ihre weißen Arbeitgeberinnen. Gnadenlose Schicksalsschläge sind die Folge, wenn sie wagen, sich zu wehren oder gegen deren Regeln verstoßen. Mit hoher Präzision, Detailgenauigkeit und exzellenten Schauspielerinnen überzeugt der Film THE HELP in der Präsentation der Gesellschaftsverhältnisse der 60er Jahre.
In einer für heute recht langsamen epischen Erzählhaltung entwickelt der Film dieses Setting sehr plastisch. Die Zuschauer erleben darin den Aufbruch und die kleinen ersten Schritte gegen diese alltägliche amerikanisch-rassistische Grundhaltung. Die junge Weiße Skeeter, als Tochter einer eben solchen Familie in der Stadt aufgewachsen, will ihre Welt wachrütteln. Sie strebt nicht nach einem durch einen Mann abgesicherten Lebensentwurf mit Familie und Kindern und einer schwarzen Haushaltshilfe, nach leeren Gesprächen zu Vorbereitungen für Wohltätigkeitsveranstaltungen - wie üblich in ihrer Community -, sondern sie will eigenständig als Journalistin und Autorin gegen die Rassentrennung kämpfen, auf ihre zerstörerischen Auswirkungen aufmerksam machen. Sie ist dabei auf die Unterstützung der schwarzen Frauen angewiesen, die von ihren Arbeitgeberinnen bei schlechtester Bezahlung abhängig sind und ihre Verletzungen der Psyche ertragen müssen. Trotz der möglichen Repressionen und der Verletzung von Gesetzen mit drohenden hohen Haftstrafen erzählen sie Skeeter ihre Biografien mit konkreten Beispielen aus ihrem oft unerträglichen Leben. Daraus wird das Buch THE HELP, das bei den sich wieder erkennenden Frauen für erhebliche Aufregungen sorgt. Der Film ist trotz allem tragischen Geschehen auch geprägt von berührend treffsicherer Situationskomik und entlastenden Momenten. Dadurch erhält der Film eine Leichtigkeit, die man mit fehlender Differenzierung der Figuren und Kritik an der Länge des Films verwechseln kann. Er ist nämlich auch ein Film für Frauen mit schönen Kleidern und Intrigen, ihre Männer scheinen nur am Rande auf. In der Welt der Weißen ist es ein wenig wie SEX AND THE CITY, nur völlig sexfrei. Ähnlich perfekt grimassenhaft Exaltiertes in einer uramerikanisch oberflächlichen Welt. Es ist auch „nur“ ein Film über den alltäglichen Rassismus, dabei werden die harten Folgen außerhalb des kammerspielartigen Films nur am Rande gestreift. Wir als Zuschauer wissen, auf welcher Seite wir zu stehen haben in diesem Sozialdrama und sind sehr angetan von der perfekten Ausstattung, den ausgezeichneten Dialogen und den pfiffigen schwarzen Nannies und Hausangestellten, die wie Leibeigene behandelt werden, aber anfangen, sich zu wehren.
Seine wahre Bedeutung gewinnt der Film durch die beispielhafte Darstellung des Gruppenzwangs, der Methoden und deren Folgen von Rassendiskriminierung, Ausgrenzung und Gefährdungen, die noch längst nicht überall überwunden sind und mit der Unterdrückung von Menschen einhergehen, die anders sind als das eigene Selbstbild.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)