In dem Roman von Sven Regener feiern die Techno-Pioniere der frühen 90er-Jahre eine wilde Abschussparty. Damit es auch in der Verfilmung stilecht wummert und kracht, wenn die Bumm-Bumm-Crew auf Tour geht, konnten einige besondere Künstler gewonnen werden. Bei uns erfahrt ihr, welche Musiker zum Soundtrack von „Magical Mystery“ beigetragen haben.
Gemeinsam mit seinen Freunden, den durchgedrehten Techno-Pionieren des Bumm-Bumm-Labels, erlebt der durchgebrannte Ex-Alkoholiker Karl Schmidt den Techno-Zirkus der 90er Jahre. Plateauschuhe, Neon-Farben und Blümchen mögen heute vielleicht eher für ein Schmunzeln sorgen, damals markierte Techno jedoch die Geburt einer neuen Jugendkultur. Um dem Thema gerecht zu werden, muss natürlich die Verfilmung von „Magical Mystery“ mit einem stilechten Soundtrack veredelt werden.
Verantwortlich für den Soundtrack des Films ist wieder Charlotte Goltermann, die als musikalische Beraterin hinter „Herr Lehmann“ und weiteren deutschen Filmen wie „Stromberg - Der Film“ oder „Hai-Alarm am Müggelsee“ steckte. Die Partnerin von Sven Regener hat bereits mit Regisseur Arne Feldhusen zusammengearbeitet. Darüber hinaus gründete Goltermann 1994 das einflussreiche House-Label Ladomat 2000, auf dem Szenegrößen wie Egoexpress, Whirpool Productions oder Hans Nieswandt veröffentlichten.
Diesen Sound hört ihr in „Magical Mystery“
Für die Verfilmung von „Magical Mystery“ hat Charlotte Goltermann ihre Beziehungen spielen lassen. Auf dem Soundtrack sind unter anderem Acts wie Modeselektor („We Are Modeselektor„), Carsten Meyer (auch besser bekannt als Erobique), Deichkind und WestBam zu hören. So hat der Loveparade-Organisator Westbam etwa die Springtime-Hymne extra für den Film komponiert, während Deichkind den Song „HalluHillu“ aufgenommen haben, der im Film als „Mega-Hit“ von Dj Schöpfi (Jan-Peter Kampwirth) immer mal wieder zu hören ist.
Abgesehen von den Liedern, die extra für den Film aufgenommen wurden, umfasst der Soundtrack von „Magical Mystery“ eine ganze Bandbreite unterschiedlicher Songs und Stile. Elektonisches wird von Künstlern wie Roman Flügel/Alter Ego, Tiefenschwarz oder Miss Kittin beigesteuert. Darüber hinaus enthält der Soundtrack auch Stücke von No Wave-Bands wie Sonic Youth und Punkrock von Iggy Pop, The Jesus and Mary Chain oder den Wipers. Avantgardistischer wird es dann bei The Residents oder Glenn Branca. Insgesamt vermittelt der Soundtrack ein breites Bild von der Musik der frühen 90er-Jahre.
Cameo-Auftritte und Live-Musik
Besetzte Häuser, leerstehende Bunker und Fabrikhallen - als Techno Mitte der 90er-Jahre ein neues Lebensgefühl artikulierte, entdeckten die Musiker und Produzenten auch neue Orte. Plötzlich finden Partys in heruntergekommenen Industrieanlagen statt. Um das Feeling der frühen Partys auf die Leinwand zu bannen, hat Regisseur Arne Feldhusen darauf verzichtet, in bereits bestehenden Clubs zu drehen. Stattdessen ließ er in Köln und Berlin eigene Kulissen herstellen, die mit einer ganzen Meute tanzwütiger Raver gefüllt wurden. Übrigens gab es beim Dreh auch Live-Musik zu hören: Für die richtige Party-Stimmung sorgte Heiko Schäfer alias Heiko M/S/O. In der Postproduction wurde die Tonspur dann ausgetauscht und durch Tracks von Miss Kittin und Egoexpress ersetzt.
Für Fans elektronischer Musik ist es keine Überraschung, dass unter anderem der Techno-Pionier und Loveparade-Organisator WestBam ein kleines Cameo in „Magical Mystery“ feiern darf. Immerhin ist WestBam in den letzten Jahren ziemlich umtriebig gewesen und hat etwa an dem Film „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin“ mitgewirkt. Darüber hinaus konnte Arne Feldhusen auch Hans Nieswandt und Justus Köhncke von Whirpool Productions für ein Cameo gewinnen. Einen weiteren Gastauftritt als Club-Betreiber haben außerdem Wolfgang und Reinhard Voigt, die 1993 den Kölner Plattenladen Delirium gründeten, aus dem das einflussreiche Label Kompakt hervorgegangen ist.
Techno-Roadmovie
Als Nebenfigur ist Karl Schmidt bereits in dem schnodderigen Kneipen-Klassiker „Herr Lehmann“ aufgetaucht. Nachdem Schmidt am Ende des Filmes einen Nervenzusammenbruch erleidet, ist er erstmal lange weg vom Fenster. Klapse. Entzug. Betreutes Wohnen. In „Magical Mystery“ ist Karl Schmidt zurück, wenn auch nicht in alter Stärke. Weil er als trockener Alkoholiker die Finger von Drogen lassen muss, wird er von seinen Freunden kurzerhand als Fahrer für die „Magical Mystery“-Tour angeheuert. Denn inzwischen ist Techno passiert!
Zeitlich nach „Neue Vahr Süd„, „Mein kleiner Bruder“ und „Herr Lehmann“ angesiedelt, stellt der Roman von Sven Regener erstmals nicht den Kreuzberger Kneipengänger Frank Lehmann in den Mittelpunkt. Inspiriert von dem gefloppten Beatles-Roadmovie „Magical Mystery Tour“ unternimmt Schmidt gemeinsam mit den Techno-Pioniere vom Bumm-Bumm-Label einen irren Trip durch die deutsche Clubszene.