Im Internet geisterte vor dem Start von „Agatha All Along“ vielfach die Frage herum, wer diese Serie überhaupt brauche. Nach dem Start zeichnet sich ab, dass die Rechnung für Disney aufging.
Der riesige Erfolg von „Deadpool & Wolverine“ in diesem Jahr war zweifellos Balsam auf die geschundene Marvel-Seele. Schließlich floppte der vorherige Kinofilm „The Marvels“ so stark wie noch kein Werk des Marvel Cinematic Universe (MCU) zuvor. Auch an der Serienfront gab es in jüngster Vergangenheit einige Rückschläge zu verkraften; so wurde „Secret Invasion“ praktisch von allen abgelehnt, während „Echo“ gemeinhin unter dem Radar flog.
Das letztgenannte Schicksal drohte auch dem „WandaVision“-Spin-off „Agatha All Along“. Zumindest ließ dies die häufig vor dem Start geäußerte Frage vermuten, wer diese Serie überhaupt brauche. Doch die, die ihr eine Chance auf Disney+ geben, werden offenbar bestens unterhalten: Auf Rotten Tomatoes kommt „Agatha All Along“ beim Publikum derzeit auf 81 % Zustimmung, von den Kritiker*innen gibt es ebenfalls überzeugende 82 %.
Doch natürlich braucht es nicht nur Zuspruchs hinsichtlich der Qualität, um die Serie für Disney zu einem Erfolg zu machen. Auch die Streamingzugriffe müssen im Verhältnis zum Budget überzeugen und da kann „Agatha All Along“ offenbar ebenfalls punkten. Möglich macht das die neue MCU-Strategie, zu der sich Brad Winderbaum, der für TV-, Streaming- und Animationsprojekte im MCU zuständig ist, im Gespräch mit Variety äußerte. Dabei verriet er unter anderem:
„Ich kann euch sagen, dass es unsere günstigste Serie ist und ich denke, das war Absicht. Wir versuchen, diese Serien zu einem vernünftigen Preis zu produzieren. Offen gesagt, gibt es uns ein wenig mehr kreative Freiheit, wenn wir sie mit einem vernünftigen Budget produzieren können. Wie zum Beispiel [‚Agatha All Along‘], die Serie hat minimale Spezialeffekte, viel weniger als wir jemals zuvor gemacht haben. Es sind hauptsächlich praktische Effekte und ich denke, das kann man in der Serie spüren.“
Wir trafen Agatha-Darstellerin Kathryn Hahn zum Interview und was sie uns zu „Agatha All Along“ verraten hat, erfahrt ihr in unserem Video:
„Daredevil: Born Again“ soll „Agatha All Along“-Vorbild folgen
Zuvor galt die erwähnte Serie „Echo“ als günstigste MCU-Produktion bislang; 40 Millionen Euro soll sie gekostet haben. Die Rechnung ging für Disney offenbar auf, wie die offiziellen Streamingzahlen für „Agatha All Along“ nahelegen: In der ersten Woche erhielt die Marvel-Serie 9,3 Millionen Aufrufe. Im Vergleich dazu kam „Star Wars: The Acolyte“ über denselben Zeitraum betrachtet auf 11,1 Millionen Aufrufe, kostete allerdings mit geschätzten 180 Millionen Euro deutlich mehr.
„Agatha All Along“ macht also vor, wie die neue Realität bei Disney+ aussieht. Denn die kommenden MCU-Projekte orientieren sich ebenfalls an dieser Kostenstrategie, wie Winderbaum bestätigte. Laut ihm sollen „Daredevil: Born Again“, die kommende Vision-Serie, und auch die anderen Serien für 2026 und 2027 deutlich günstiger produziert werden als die ersten MCU-Titel für Disney+. Dabei könnte man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn schon länger haben sich Fans über die mangelnde Qualität der Spezialeffekte beschwert. Hier habe laut Winderbaum ein Umdenken stattgefunden:
„Ich denke, es geht darum, wie man die Effekte einsetzt und nicht um das Ausmaß der Effekte. Und wir reagieren hier auf unsere eigene jüngere Vergangenheit und darauf, wie effektiv Effekte wirklich den Wert einer Geschichte steigern können.“
Ob dadurch auch die qualitative Trendwende gelingt, bleibt abzuwarten. Zunächst einmal könnt ihr derzeit euer Urteil über „Agatha All Along“ fällen: Eine neue Folge erwartet euch jeweils donnerstags hier auf Disney+, außer am 30. Oktober, denn zum Abschluss gibt es gleich zwei Folgen auf einmal.
Gibt es MCU-Wissenslücken bei euch? Findet es in unserem Quiz heraus: