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„Altered Carbon“ Kritik: Lohnt sich die neue Sci-Fi-Serie?

„Altered Carbon“ Kritik: Lohnt sich die neue Sci-Fi-Serie?

In der Netflix-Serie „Altered Carbon“ wird ein uralter Menschheitstraum wahr - zumindest wenn man den Geldbeutel dafür hat. Hunderte Jahre in der Zukunft lässt sich der Mensch auf eine kleine Disc reduzieren. Nach dem Tod der leiblichen Hülle wird das Bewusstsein einfach in einen neuen Körper implantiert und damit zumindest theoretisch unsterblich. Doch was passiert mit einem Menschen, dessen Leben ewig verlängert wird? Und was bedeutet es für die individuelle Identität, wenn der Körper nur ein Wegwerfprodukt ist? Die Romanverfilmung „Altered Carbon“ gibt darauf eine blutig versponnene Antwort. (Achtung, die Review bezieht sich auf die ersten drei Folgen.)

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Kurz zur Handlung: Der undurchsichtige Elitesöldner Takeshi Kovacs (Will Jun Lee) erwacht nach einer 250-jährigen Gefängnisstrafe in einem neuen Körper (Joel Kinnaman, „Suicide Squad 2“). Schon bald erfährt er auch warum. Der unverschämt reiche Billionär Laurens Bancroft (James Purefoy) wurde ermordet. Das heißt, nicht richtig, denn er wandelt dank digitalem Backup noch unter den Lebenden. Kovacs soll trotzdem herausfinden, wer den Abzug gedrückt hat. Die Ermittlungen lassen ihn mit allen möglichen Fraktionen aneinandergeraten, darunter auch die örtliche Polizistin Kristin Ortega (Martha Higareda). So weit, so tausendmal gesehen.

Auf den ersten Blick wirkt „Altered Carbon“ wahrlich nicht neu. Ein bisschen „Blade Runner“, ein paar neondurchflutete Film-Noir-Szenerien und altbewährte Science-Fiction-Klischees wie Laserwaffen oder schwebende Autos, fertig ist die Standard-Science-Fiction-Kost. Futuristische Welten feierten in den letzten Jahren zwar Hochkonjunktur, doch zumindest im Kino sind die Filme unter den Erwartung zurückgeblieben (siehe „Ghost in the Shell“, „Alien: Covenant“ und „Blade Runner 2049“). Doch so schnell sollte man „Altered Carbon“ nicht abschreiben. Zum einen, weil noch mehr hinter dem simplen Detektiv-Plot steckt, als man es am Anfang vermutet. Zum anderen weil die Verfilmung des gleichnamigen Cyberpunk-Romans von Richard Morgan mit einigen interessanten Ideen aufwartet: etwa welche Auswirkungen die neue Technik auf Ethnien, Klassen und Geschlechter hat. Oder wie der Verstand des Menschen unter der Last des unendlichen Lebens zusammenbricht. Und auch optisch ist „Altered Carbon“ ohne Frage ein Augenschmaus.

Schauwerte über Schauwerte

Netflix hat nun wirklich keine Kosten und Mühen gescheut, einen ambitionierten Zukunftsentwurf zu schaffen. Man muss wirklich zweimal hinschauen, um die vielen Details und Anspielungen zu erkennen. Dabei taucht man in eine faszinierende Welt ein, die unserer Realität zwar ähnlich ist (so gibt es viele Hinweise auf unsere Kultur) und doch so unheimlich fremd. Dabei grenzt „Altered Carbon“ zuweilen an Kitsch, doch unterm Strich lohnt es sich allein wegen der Bilder einzuschalten. Die drastischen Gewaltdarstellungen werden nicht jedem gefallen. Doch im Grunde ist die Serie nur konsequent. Wenn der Körper nichts mehr bedeutet, warum sollte man ihn dann pfleglich behandeln? Die vielen Slow-Motion-Einstellungen können auf Dauer dagegen nerven. Ein bisschen weniger Stilisierung bei den Kampfszenen hätte der Serie gut getan.

Zwischen Detektivgeschichte und existentieller Frage nach dem eigenen Sinn

Kommen wir zum großen Schwachpunkt von „Altered Carbon“. Die konventionelle Krimigeschichte, die den Kern der Handlung ausmacht, will einen nicht so recht packen. Ironischerweise ist gerade Kovacs Vergangenheit in seiner alten Hülle (gespielt von Will Jun Lee) viel interessanter als das, was gerade mit Joel Kinnaman vorgeht. Während der neue Kovacs leblos und abgebrüht wirkt, ist der alte getrieben von Wünschen und Hoffnungen, was es einfacher macht, sich mit der Figur zu identifizieren. Im Laufe der Serie wird zum Glück immer mehr aus Kovacs‘ Vergangenheit enthüllt. Doch bis dahin muss der Zuschauer einige Folgen durchhalten, die zwar mit viel Action und Schauwerten aufwarten, aber im Grunde ziemlich langsam erzählt sind. Positiv hervorheben sollte man noch den bizarren Hotelbesitzer Poe (Chris Conner), der zu den unterhaltsamsten Momenten der Serie beiträgt.

Fazit

Hardcore-Science-Fiction-Fans werden an der Serie ihre Freunde haben. Und auch wenn „Altered Carbon“ nicht zu den besten des Genres gehört, lohnt sich zumindest ein kurzer Blick, ob man mit der Geschichte warm wird. Allen anderen empfehlen wir als Alternative „The Expanse“ und „Black Mirror“ (ebenfalls auf Netflix). Auch hier werden ambitionierte Zukunftsvisionen entworfen, doch die Serien sind unserer Meinung nach etwas zugänglicher und emotional packender.

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