„American Primeval“ dominiert derzeit die Netflix-Charts. Das traurige wie versöhnliche Ende des Western-Hits hätte aber eigentlich ganz anders aussehen können.
Obwohl das Finale von „American Primeval“ mehr als herzzerreißend daherkommt, lässt Netflix zumindest für ein Schicksal eine hoffnungsvolle Zukunft offen. Wie die Western-Serie zu Ende geht, stand zu Beginn der Produktion allerdings noch gar nicht fest. Einen Großteil der Schauspielenden ließen Regisseur Peter Berg und die ausführenden Produzenten Mark L. Smith und Eric Newman sogar über weite Teile der Dreharbeiten im Dunkeln.
Wie brutal es mitunter in dem neuen Netflix-Titel zugeht, seht ihr im offiziellen Trailer:
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Darum blieb das Ende von „American Primeval“ lange offen
Für gewöhnlich liegt dem Cast vor Beginn der Dreharbeiten bereits das gesamte Drehbuch und damit die gesamte Geschichte ihrer Figuren vor. Im Fall von „American Primeval“ wichen die Verantwortlichen jedoch von diesem Vorgehen ab. Wie Berg gegenüber Netflix erklärte, wollte sich das Team damit die Option offenhalten, Interaktionen der Charaktere während der Dreharbeiten zu beobachten und daraus Entscheidungen zu treffen:
„Wir hatten mehrere Möglichkeiten – von niemandem, der stirbt, über alle, die sterben, bis hin zu Zwei Monde (Shawnee Pourier), die als einzige überlebt.“
„American Primeval“: Ende erklärt – daher rührten finale Entscheidungen
– Achtung: Es folgen Spoiler zum Ende von „American Primeval“ –
Am Ende von „American Primeval“ verkauft Jim Bridger (Shea Whigham) sein Fort und reitet mit einer stolzen Stange Geld davon. Derweil lässt der Käufer, Mormonenführer Brigham Young (Kim Coates), das Fort niederbrennen, um dem US-Militär einen wichtigen Versorgungsposten zu entreißen. Dieser Handlungsstrang basiert auf einer wahren Begebenheit und ist größtenteils der Realität nachempfunden. Mehr zu Bridgers Geschichte erfahrt ihr in diesem Comicbuch:
Vorab forderte der Kampf zwischen der Nauvoo Legion und den Shoshone zahleiche Opfer. Unter anderem kam Abish Pratt (Saura Lightfoot-Leon) ums Leben, die erst wenige Tage zuvor beim Massaker von Mountain Meadows dem Tode entronnen war und den Tätern durch eine Zeugenaussage hätte gefährlich werden können. Allerdings ist es ausgerechnet ihr Ehemann Jacob (Dane DeHaan), der sie im Kriegsgewand der Shoshone nicht erkennt und sie im Glauben, sie sei durch das indigene Volk ermordet worden, tötet. Als Jacob aus seinem rachsüchtigen Wahn erwacht und die Konsequenzen seiner Taten wortwörtlich in den Händen hält, erschießt er sich schließlich selbst. Berg begründete den Doppelmord mit den Worten:
„Das Zusammentreffen von [Abish] und ihrem Mann Jacob am Ende fühlte sich an wie ein angemessenes, schönes, tragisches Wiedersehen. Und das war es, wonach wir gesucht haben.“
„American Primeval“: Schauspieler hoffte bis zum Schluss auf anderes Ende
Ebenso schmerzen dürfte das Publikum das Ableben von Isaac (Taylor Kitsch). Gefangen in der Dunkelheit einer nahezu unerträglichen Lebensgeschichte, wendet er sich von Sara (Betty Gilpin), ihren Sohn Devin (Preston Mota) und Zwei Monde ab, nachdem er sie zum vereinbarten Ort geleitet hat. Doch der letzte überlebende Trapper, Lucas (Andrew P. Logan), sinnt nach Vergeltung. Zwar folgt Isaac seinen Instinkten und schreitet ein, bevor Lucas Sara ermorden kann, wird dabei jedoch selbst tödlich verwundet. Auf genau dieses Szenario hatte es Berg abgesehen:
„Es kommt selten vor, dass man Menschen trifft, deren Probleme und Lebenssituationen so tragisch sind, dass man tatsächlich denkt, dass ein edler Tod vielleicht das bestmögliche Ergebnis ist. Isaac befindet sich in dieser Trefferzone.“
Erst, als die Dreharbeiten zur Hälfte abgeschlossen waren, fiel die Entscheidung zu Isaacs Tod. Berg überbrachte Schauspieler Taylor Kitsch die Nachricht höchstpersönlich und erinnert sich:
„Er hat es gut aufgenommen, aber ich denke, er hat wahrscheinlich bis zu unserem letzten Drehtag geglaubt, dass wir unsere Meinung noch ändern könnten.“
Rückgängig zu machen ist diese Entscheidung für eine mögliche zweite Staffel definitiv nicht, denn nach seinem Ableben erhielt Isaac eine Feuerbestattung durch seine neu gewonnene Familie. Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass der Heldentod für Isaac in gewisser Weise nicht nur Erlösung von seinem seelischen Leiden bedeutete, auch begünstigte er Saras Überleben, in dem er zeigte, welch Stärke, Überlebenskraft und Hoffnung in ihr steckt – und dass sie die Verantwortung für Devin und Zwei Monde in dieser rauen wie brutalen Landschaft fortan selbst tragen kann.
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