Meine Erwartungen an die neuen Folgen des Serien-Hits waren immens. Leider gibt es einen Aspekt, der mich derzeit regelmäßig stört und droht, das Fazit zu trüben.
Drei Jahre lang fieberte ich auf den Start von „Arcane“ Staffel 2 hin, wie euch meine zum Start veröffentlichter Empfehlung der Animationsserie beweisen dürfte. Darin überschütte ich meine Serie des Jahre 2021 mit derart viel Lob, dass ich es an dieser Stelle nicht erneut wiederholen möchte. Wer wissen will, welche Hymnen ich auf die Verantwortlichen und ihr Werk singe, kann ja einfach hier nachlesen:
Da jetzt ausreichend etabliert sein sollte, wie hoch „Arcane“ in meinem Ansehen steht, kommen wir zu den neuen Folgen. Und um das direkt klarzustellen: Staffel 2 ist eure Zeit definitiv wert. Allein aufgrund der Bildgewalt, denn uns erwartet erneut ein wahres Fest für die Augen. Da wundert es mich nicht, dass „Arcane“ die mit Abstand teuerste Animationsserie aller Zeiten ist und reichlich Überstunden nötig waren, um solch eine Pracht in dann doch nur drei Jahren zu realisieren. Erneut begeistert mich auch die Kreativität, die gerade bei den Anfängen der einzelnen Folgen zu bewundern ist. Darin erwarten uns häufig musikalisch passend unterlegte, abwechslungsreiche Montagen, die eine mehrfache Sichtung lohnen.
Die Geschichte als solche fesselt mich ebenfalls erneut, trauen sich die Verantwortlichen hier doch einiges, indem sie ihren Figuren und damit auch uns Zuschauer*innen viel abverlangen. Erneut stehen die bereits in Staffel 1 gekonnt eingebauten Themen von beispielsweise sozialer Ungerechtigkeit, Machtstreben, Verrat und Erlösung im Zentrum. Nicht ohne Grund darf sich „Arcane“ auch diesmal Chancen ausräumen, zu meinen drei Lieblingsserien am Ende des Jahres zu gehören.
Und doch… komme ich nicht umhin, einen großen Kritikpunkt anzubringen. Denn auch wenn mich Staffel 2 erneut begeistert, habe ich aktuell ein großes Problem mit ihr: das Tempo.
Was uns im Finale erwartet, deutet die folgende Vorschau an:
Staffel 2 von „Arcane“ hätte mehr Folgen vertragen können
– Achtung: Es folgen Spoiler für Staffel 2 von „Arcane“! –
Gerade die Entwicklungen der Figuren und ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen werden mir teils zu schnell abgehandelt. Sei es im ersten Akt Victors überstürzt wirkender Abschied von Jayce, Vis Entscheidung, doch den Vollstreckern beizutreten, der radikale Wandel von Cait und ihr schneller Aufstieg zur theoretischen Alleinherrscherin von Piltover. Im zweiten Akt folgte gar das für mich bislang eklatanteste Beispiel: Dass Vi und Jinx sich derart schnell vergeben und wieder eine heile Familie bilden wollen. Zudem begraben auch Cait und Vi das Kriegsbeil trotz ihrer niederschmetternden Trennung im Rekordtempo.
Wohlgemerkt: Ich habe keinerlei Problem mit all diesen Entwicklungen an sich. Sie sind auch alle für mich grundsätzlich nachvollziehbar, selbst das von mir herausgehobene Beispiel mit Vi und Jinx. Die Schwestern haben schließlich zuvor Entwicklungen durchgemacht, die eine Annäherung logisch erscheinen lassen. So wurde Vi eben von Cait verstoßen, was sie mental an einen dunklen Ort abrutschen ließ, genau wie es damals bei Powder der Fall war, als Vi ihr die Schuld am Tod von Vander, Claggor und Mylo gab. Sie dürfte also besser nachvollziehen können, warum aus ihrer kleinen Schwester Jinx wurde. Die stabilisierte sich derweil zur selben Zeit, weil sie Verantwortung für Isha übernahm und ihren terroristischen Bestrebungen abschwor.
Dass die beiden dennoch direkt nach dem Wiedersehen mit Vander beziehungsweise Warwick ihre turbulente Vergangenheit gefühlt begruben und keine richtige Aussprache hatten, irritiert mich ungemein. Insgesamt fühlt es sich für mich an, als würde die Serie aktuell zu oft von einem wichtigen Handlungsmoment zum nächsten springen, anstatt den Charakteren durch ausgedehnte Dialogszenen den Raum zu geben, ihre Beziehungen zu ergründen. Deswegen wirkt Staffel 2 von „Arcane“ im Vergleich zur ersten so gehetzt und es frustriert mich, dass wir nicht eine weitere Staffel oder wenigstens mehr Folgen bekommen haben, um all das sich gebührend entfalten zu lassen.
Wobei man ja anmerken muss: Die Geschichte geht am Samstag, den 23. November, weiter. Ein Akt mit drei Folgen fehlt noch und das Finale soll mit Abstand die längste Episode von allen werden (via Dexerto). Es bleibt also die Hoffnung bestehen, dass diese ganze fundamental wichtige Charakterarbeit lediglich ans Ende geschoben wurde, um dieses maximal emotional zu gestalten. Wenn dem so ist, krieche ich gerne zu Kreuze und entschuldige mich dafür, dass ich den „Arcane“-Verantwortlichen jemals misstraut habe.
In puncto Animation bleibt für viele Studio Ghibli das Maß aller Dinge. Findet heraus, wie gut ihr euch mit den Anime-Hits auskennt: