Aus dem Tagebuch eines Uber-Fahrers: Die neue Joyn-Serie ist wie schon "MaPa" ein ziemlicher Volltreffer, auch wenn sie sich großzügig beim australischen Original bedient.
Die neue Joyn-Serie ist wie schon „MaPa“ ein ziemlicher Volltreffer, auch wenn sie sich großzügig beim australischen Original bedient.
Der Titel „Aus dem Tagebuch eines Uber-Fahrers“ suggeriert das Geständnis eines Menschen, das er mit dem Zuschauer teilen will. Tatsächlich sind es aber die Fahrgäste des Uber-Fahrers Ben, die ihn unentwegt mit kleinen Geheimnissen, persönlichen Informationen und intimen Details in seinem Fahrzeug heimsuchen, wenn er sie durch Hamburg fährt. Kostja Ullmann, der diesen Ben spielt, ist als Darsteller anfangs nur ein Körper, der auf das Theater um ihn herum reagieren muss. Die neue Joyn-Serie lehnt sich dabei stärker an das australische Original „Diary of a Uber Driver“ an, das wiederum auf dem gleichnamigen Blog von Ben Phillips basiert.
Yardims Serie „jerks.“ orientierte sich in den ersten Staffel auch an der dänischen Serie „Klovn“ sowie sich die erste Staffel „Pastewka“ in den Anfängen viel von der amerikanischen Kultserie „Curb Your Enthusiasm“ abschaute. Beide deutsche Serien entwickelten ihre eigenen Geschichten, Stärken sowie Persönlichkeiten und fanden vor allem einen eigenen Stil. Das ist auch dem „Uber-Fahrer“ zuzutrauen, dessen Serie in den Alltagsbeobachtungen jetzt schon sehr viel Spaß macht.
Ullmann strahlt als Uber-Fahrer mit Mitte 30 eine entwaffnende Nettigkeit aus, obwohl er mit seiner Bekanntschaft Nadja (Claudia Eisinger) ein Kind bekommt und sie von ihm als Vater nichts wissen will. Die Drehbücher spielen klug mit der Idee, dass Ullmanns Ben nichts über die einsteigenden Personen weiß. Das erzeugt einen natürlichen Suspense-Faktor, weil die Situationen immer gleich in viele verschiedene Richtungen abbiegen können. Am besten ist die Serie tatsächlich immer dann, wenn sie sich erzählerisch von seinem Protagonisten löst und den Kunden für einige Momente in ihr Leben folgt. Da steckt auch noch viel Potenzial für weitere Staffeln drin.
Kritisch anmerken könnte man neben der Ähnlichkeit zum Original, dass die deutsche Serie ästhetisch fast zu schick und sauber ausschaut. Es gibt im Leben von Ben zwar ein bisschen Kotze auf dem Rücksitz. Aber das Ganze hat auch in seiner Darstellung des sonnendurchfluteten Hamburg etwas von einem Werbefilm für Uber-Fahrer. Es müsste ja nicht gleich die Schmierigkeit von Martin Scorseses „
Taxi Driver“ sein. Aber dieses Uber-Leben ist fast zu hübsch und märchenhaft. Das kann man allerdings auch als gewünschte Qualität betrachten. Sicher ist: „Aus dem Tagebuch eines Uber-Fahrers“ klang im Vorfeld wie ein Schnellschuss, der sich an eine Trend-Tätigkeit anhängt. Die Serie entpuppt sich aber als tolle Unterhaltung und ein Showcase für Schauspieler, die alle viel Lust auf ihre teils schön exzentrischen Rollen mitgebracht haben. mimu.