Die mit Spannung erwartete Live-Action-Version von „Avatar – Der Herr der Elemente“ ist für einige Fans eine Reise in ihre Kindheit, andere bemängeln die Änderungen.
– Achtung: Dieser Artikel enthält Spoiler für „Avatar – Der Herr der Elemente“ –
„Wasser, Feuer, Erde, Luft“, heißt es seit dem 22. Februar 2024 wieder für eingefleischte und neue Fans von „Avatar – Der Herr der Elemente“ auf Netflix. Die Adaption der Originalserie gilt als heikle Angelegenheit, denn 2010 wurde die Filmadaption von M. Night Shyamalan, „Die Legende von Aang“, von Zuschauer*innen zerrissen. Der Cast gilt als komplette Fehlbesetzung, das Bändigen der Elemente fand kaum statt und es mangelte an der emotionalen Tiefe der originalen Zeichentrickserie. Netflix‘ „Avatar – Der Herr der Elemente“ will es besser machen und sorgt kurz nach der Veröffentlichung für einiges an Diskussionsstoff. Die Reaktionen auf die acht Folgen fallen sehr gemischt aus und es scheinen sich unterschiedliche Lager zu bilden. Der Anfang der Serie, der Cast und die allgemeine Stimmung spalten die Meinungen der Fans.
Showrunner Albert Kim hat bereits anklingen lassen, dass sich die Live-Action-Version von dem Original unterscheiden wird. Dass damit bereits die ersten Minuten gemeint sind, war allerdings für viele eine Überraschung. Die Serie zeigt zu Beginn den Angriff der Feuernation auf den südlichen Lufttempel. Die Darstellung der Feuerbändiger*innen erstaunte die Zuschauer*innen und für einige liegt genau darin die Stärke einer Adaption. Fans bemängelten jedoch auch, dass Aangs Entscheidung, den Lufttempel zu verlassen, die emotionale Tiefe fehlt:
„Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie beibehalten hätten, dass Aang wirklich versucht hat, wegzulaufen, anstatt nur einen kleinen Ausflug mit Appa zu machen. Das ist ein wichtiger Teil seiner Charakterentwicklung.“
„Ich habe das Gefühl, dass sie die Geschichte realistischer gemacht haben, zum Beispiel verbrennen die Feuerbändiger*innen die Menschen wirklich, anstatt sie ohne Schaden zurückzustoßen, es ist nicht die Zeichentrickserie und sie werden sich nicht zurückhalten und das sollten sie auch nicht, denn das ist purer Ernst.“
Ein weiteres Pulverfass der Emotionen ist der Cast. Dieser wurde ohnehin bereits bei seiner Verkündung mit Argusaugen beobachtet. Großer Beliebtheit erfreuten sich die Performances von Sokka (Ian Ousley) und Prinz Zuko (Dallas Liu). Gran Gran (Casey Camp-Horinek) hingegen ist eher unpopulär bei den Fans, obwohl sie nur kurz auftaucht:
„Es ist peinlich, dass die Zeichentrick-Gran-Gran zwei Sekunden Sendezeit hatte, aber mehr Herz als diese Schauspielerin.“
„Die Wut, Traurigkeit und Intensität, für die Zuko schon immer bekannt war, wurde in Netflix‘ ‚Avatar‘ wunderbar dargestellt. Dallas Liu gibt eine phänomenale Leistung als Zuko.“
„Die Schauspieler*innen sind großartig, besonders Kiawentiio und Ian. Die Stimmung ist perfekt. Die Serie sieht umwerfend aus. Aber inhaltlich ist es nicht das Wahre, zumindest nicht in dieser Folge (Folge 1, Anm. d. Red.). Ich wurde bereits runtergevoted (gemeint sind Daumen nach unten, Anm. d. Red.), weil ich kritisiert habe, dass es zu viel Exposition gibt und dann wird gehetzt. Irgendwie ironisch, da [‚Avatar‘-Co-Schöpfer Bryan Konietzko] diese Folge geschrieben hat. Eine Menge Potential aber und ich liebe das!“
Die unterschiedlichen Meinungen der Fans bezüglich der Besetzung und der Exposition – also Etablierung der Welt und Charaktere – fallen wahrscheinlich deshalb so aus, weil die Erwartungen an die Serie sehr auseinandergingen. Mit dem finalen Trailer zur Serie zeigte Netflix, dass Fans vor allem auf die Kämpfe und das Bändigen gespannt sein können:
Eben diese Kämpfe sind für die Figuren auch oft eine Möglichkeit, sich zu beweisen. Avatar Aang (Gordon Cormier), Katara (Kiawentiio) und Co. setzen sich mit komplexen Themen wie Krieg und Verlust auseinander. Die Live-Action-Adaption verliert für manche Fans den Charme und die Unschuld des Originals. Für andere ist die Version von Netflix losgelöst zu betrachten:
„Sie ist nicht so gut wie die Zeichentrickserie, aber das habe ich nie erwartet und alle, die das haben, wären sowieso immer enttäuscht worden. Ich hatte erwartet, dass es vielleicht 70-80 % der Zeichentrickserie erreichen würde, die immer immer noch wunderbar ist, und ich bin froh, sagen zu können, sie ist näher an den 80 % als an 70 % dran. Der Film von 2010 war etwa 5 %, er hat nicht einmal das absolute Minimum erreicht.“
„Ich hasse es so sehr. Die Geschichte ist miserabel, den Darsteller*innen fehlt die Chemie. Sokka ist weiß. Netflix setzt sich eindeutig über die Regeln des Luftbändigens hinweg, nach dem Motto ‚Hey, das würde cool aussehen‘. Es steht buchstäblich in der Serienbeschreibung, dass Luftbändiger*innen nicht fliegen können. Und ich denke wirklich, dass es ein Fehler war, den Genozid zu zeigen. Manche Dinge sind besser, wenn sie außerhalb des Bildschirms passieren. (Besonders im Zusammenhang mit dem Völkermord im wirklichen Leben, der gerade stattfindet.) Es ergibt auch keinen Sinn, dass Kyoshi das Intro spricht. Wenn sie es von einem ehemaligen Avatar wollten, wäre Roku die logische Wahl, zumal seine Fehler dazu geführt haben, dass Zosin den Krieg begonnen hat und er derjenige ist, der mit Aang kommuniziert.“
Wo sind die originalen Netflix-Ideen hin?
Adaptionen bergen immer das Risiko, nicht mit dem Original mithalten zu können. „Avatar – Der Herr der Elemente“ hat viele Stärken, denn durch die Verwendung der Originalmusik und den wiederkehrenden Synchronsprechern kommt automatisch nostalgische Stimmung auf. Hier stellt sich die Frage: Braucht es für alles eine neue Version oder ist es berechtigt, Perfektion ruhen zu lassen?
Mit Originalserien wie „Orange Is the New Black“, „Stranger Things“ und „Squid Game“ hat Netflix sich als Streamingplattform etablieren können. Doch in den letzten Jahren setzten sie mit „One Piece“ die Segel und versuchten eher kläglich, sich mit „Fate: The Winx Saga“ in die Herzen der Fans zu zaubern. Ob die Serienmacher*innen die Emotionen bändigen können, wird sich zeigen. Schlussendlich bleibt es allen selbst überlassen, ob die neue Serie es auf die Watchlist schafft oder nicht. Wenn ihr noch kein Netflix-Abo habt, lohnt sich vielleicht ein aktuelles Angebot von MagentaTV: Dort erhaltet ihr das Standard-Netflix-Abo mit Werbung sowie RTL+ Premium und zwar die ersten sechs Monate komplett ohne Aufpreis.
Ein Thema, das ständig unter Fans diskutiert und nie langweilig wird, ist die Frage, welches Element zu einem passt. Die Antwort darauf liefert dieses Quiz: