Nicht jede Änderung in der Netflix-Serie ist gelungen. Zum Glück hat die Netflix-Serie aber die eine Entwicklung weggelassen, die mich beim Original am meisten gestört hat.
– Der folgende Artikel spiegelt die Meinung des Autoren und nicht notwendigerweise die von kino.de wider. Achtung: Es folgen Spoiler! –
Die Zeichentrickserie „Avatar – Der Herr der Elemente“ hat einen nicht gerade kleinen Platz in meinem Herzen für sich beansprucht. Nicht ohne Grund habe ich sie bei meinen drei liebsten Serien aufgeführt und auch in meiner Kritik an der Live-Action-Adaption von Netflix machte ich keinen Hehl daraus, wie sehr ich das Original mag – was dazu beiträgt, dass die Neuauflage einen schweren Stand bei mir hat.
Doch auch wenn ich mit der Netflix-Version nur wenig anfangen kann, gibt es doch eine Änderung, die den für mich schwächsten Part des Originals ausbügelt. Die Rede ist davon, warum der Nördliche Wasserstamm personifiziert durch Meister Pakku letztlich die sexistische Tradition aufgibt, laut der Frauen nur heilen, aber nicht kämpfen dürfen.
In der Zeichentrickserie kommt Pakkus Sinneswandel dadurch zustande, dass er Kataras Halskette nach ihrem Duell wiedererkennt. Die hatte er schließlich vor einigen Dekaden für Kataras Großmutter angefertigt – als Zeichen ihrer Verlobung. Doch die arrangierte Ehe machte Kataras und Sokkas Gran-Gran nicht glücklich, weswegen sie den Nördlichen Wasserstamm verließ und in den Süden zog. Katara nutzte diese Enthüllung, um aufzuzeigen, dass Gran-Gran nicht unter den „blöden Sitten“ des Stammes leben wollte und deswegen die Flucht ergriff. Pakku nahm sich das offenbar zu Herzen, denn bei seiner nächsten Szene am Ende der Folge begrüßte er Katara zu ihrem Kampftraining.
Ich verstehe zwar, dass Pakku seine Haltung zu den sexistischen Traditionen überdenkt und letztlich ändert, weil er offenbar verstanden hat, welche negativen Folgen sie haben können; er musste es ja am eigenen Leib erfahren. Allerdings ist dies tatsächlich die Stelle, die mich am meisten in der Originalserie stört.
Zum einen wirkt es wie ein äußerst glücklicher Zufall, dass Kataras Großmutter ausgerechnet mit dem Wasserbändigenmeister verlobt war, den ihre Enkelin am anderen Ende der Welt aufsucht. Zum anderen wirkte Pakkus plötzlicher Charakterwandel für mich zu stark durch diesen großen Zufall motiviert. Wenn Katara nicht die Enkelin seiner einstigen Verlobten gewesen wäre und er ihre Kette nicht wiedererkannt hätte, dann wären seine sexistischen Ansichten unverändert geblieben; zumindest müssen wir davon aufgrund der Darstellung im Original ausgehen.
Es gibt tatsächlich auch Remakes, die von vielen mehr gemocht werden als der eigentliche Film. Sieben Beispiele dafür findet ihr in unserem Video:
Netflix-Serie findet bessere Gründe für Pakkus Wandel
Ich war deswegen positiv überrascht, dass die Netflix-Serie auf diese ganze Nebenhandlung komplett verzichtet hat und sich eine meiner Meinung nach bessere Motivation einfallen ließ, warum Pakku letztlich doch seine Ansicht ändert. Durch den Angriff der Feuernation muss er erkennen, dass die gesamte Existenz des Nördlichen Wasserstamms bedroht ist und gesteht sich endlich ein, dass die sexistische Tradition viel Schaden anrichtet. Der Stamm braucht die Stärke der Frauen, um sich verteidigen zu können.
Es hilft auch für die Bedeutung der Szene, dass nicht nur Katara alleine diesen Wandel anstößt, sondern die dort lebenden Frauen selbst kämpfen wollen. Zumal die Netflix-Serie zuvor bereits bewiesen hatte, dass die jüngere männliche Generation deutlich pragmatischer ist und sich von albernen Gebräuchen nicht zurückhalten lässt: Die Jugendlichen fragen nach dem Duell gegen Pakku freudig aufgeregt Katara direkt nach Tipps, weil sie von ihren Kampffähigkeiten beeindruckt sind.
Einen Nachteil hat diese Änderung allerdings: Wer nur die Netflix-Serie kennt, erfährt nie, was es mit Kataras Halskette auf sich hat. Die Tatsache, dass es sich dabei um eine Verlobungskette (wenn auch nicht ihre eigene) handelt, spielt im weiteren Verlauf des Originals aber keine Rolle mehr, entsprechend ist das wohl nicht weiter tragisch. Übrigens: Im Original nahm Pakku anschließend wieder Kontakt zu Gran-Gran auf und offenbar verliebte sie sich diesmal auch in ihn, weswegen die beiden doch noch zusammenkamen – vor allem zur Freude von Sokka, der seinem neuen Großvater direkt den Spitznamen „Gramp-Gramp“ verpassen wollte, was Pakku allerdings genauso wie „Grampakku“ wenig mochte.
Wenn ihr übrigens wissen wollt, wie die Geschichte von Aang und Co. nach dem Ende des Originals weiterging, dann solltet ihr euch die offiziellen Comic-Fortsetzungen sichern:
Während wir noch auf die offizielle Bestätigung für Staffel 2 von „Avatar“ warten, dürft ihr erst einmal herausfinden, welches Element ihr bändigen könntet: