Bad Banks: Preisgekrönte Miniserie über die Welt der Investmentbanker
Mit der aufregend guten und herausragend gespielten Miniserie über die Machenschaften der Hochfinanz setzt Christian Schwochow neue Maßstäbe.
Trotz der faszinierenden Möglichkeiten des Sujets trauen sich ARD und ZDF nur selten an Stoffe, die in der Welt der Hochfinanz spielen. Einerseits funktioniert diese Welt nach äußerst komplizierten Regeln, andererseits scheinen Hollywood-Produktionen wie „Wall Street“ (1987) oder „
The Wolf of Wall Street“ (2013) unerreichbar. Mit „Bad Banks“ allerdings setzt Christian Schwochow neue Maßstäbe; zumindest im öffentlich-rechtlichen deutschen Serienwesen. Für Zuschauernähe sorgt schon der Einstieg: Nach einem Finanzskandal versuchen die Bankkunden, ihre Konten leer zu räumen. Derweil versichert der Finanzminister im Fernsehen: „Ihr Geld ist sicher.“ Ähnlich wie einst Oliver Stone erzählen Schwochow und Oliver Kienle (Headautor) die als lange Rückblende strukturierte Geschichte aus der Perspektive eines Newcomers. Ihre Hauptfigur ist jedoch eine Frau: Paula Beer spielt die Investmentbankerin Jana Liekam, die für die größte deutsche Bank ein milliardenschweres Projekt an Land zieht und schließlich eine globale Finanzkrise auslöst. Kienle konzipiert die Handlung von Aufstieg und Fall der jungen Frau als Heldinnenreise, deren Höhenflüge ständig von abgrundtiefen Abstürzen bedroht sind. Buch und Regie garnieren diesen grimmigen Gegenentwurf zu „Alice im Wunderland“ zwar mit Koks und Sex, doch der eigentliche Reiz der knapp sechsstündigen Miniserie besteht in der Wandlung Janas von einer ehrgeizigen jungen Frau zur düsteren Figur, die auch vor miesen Tricks nicht zurückschreckt.
Die Wahl der Hauptdarstellerin war vortrefflich, und das nicht allein, weil Paula Beer eine ausgezeichnete Schauspielerin ist: Jana ist keine umwerfend attraktive Powerfrau, sondern ein fragiles Wesen. Dass die Kamera (Frank Lamm) ihren Boss stets aus leichter Untersicht zeigt, hängt nicht nur damit zusammen, dass der Mann einen Kopf größer ist. Barry Atsma war die zweite vorzügliche Besetzungsidee: Der Holländer ist als charismatischer Quarterback der hungrigen jungen Investmentabteilung nicht minder preiswürdig als Paula Beer. Ähnlich eindrucksvoll ist Désirée Nosbusch als Grande Dame der Hochfinanz, deren gewinnendes Auftreten erfolgreich kaschiert, dass sie aus dem gleichen Holz geschnitzt ist wie die Männer der Branche. Aufregendste Frau des Films ist allerdings Mai Duong Kieu („
Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel„). Ganz enorm ist auch die Präsenz von Albrecht Schuch, der unter Schwochows Regie schon im „NSU“-Film (als Uwe Mundlos) herausragend war. Mindestens so imposant wie die darstellerischen Leistungen und die komplexe Geschichte, die immer wieder durch reizvolle Nebenstränge überrascht, ist Schwochows Umsetzung. Der optische Aufwand ist enorm, die Bildgestaltung vorzüglich. Wenn nicht alles täuscht, wird „Bad Banks“ dem Regisseur nach „Der Turm“ und „
Bornholmer Straße“ die nächsten Fernsehpreise bescheren. tpg.