Sebastian: „Homecoming“
Therapeutin Heidi Bergman arbeitet im Homecoming Transitional Support Center, wo sie Soldaten dabei unterstützt, wieder ins Zivilleben zurückzufinden. Parallel dazu sehen wir, wie Heidi in der Zukunft als Kellnerin in einem Diner arbeitet. Was ist geschehen? Und warum interessiert sich ein Ermittler des Verteidigungsministeriums plötzlich für die damaligen Vorkommnisse? Dass „Pretty Woman“-Star Julia Roberts die Hauptrolle spielt, sollte wirklich niemanden davon abhalten, diese atmosphärische und großartig gespielte Thriller-Serie zu schauen. Der Wechsel zwischen den Zeitebenen hält die Spannung konstant aufrecht und die Vielzahl an gestalterischen Ideen (z.B. das schmale Bildformat für die Handlung in der Zukunft) machen „Homecoming“ zu einem besonderen Seherlebnis. „Homecoming“ ist auf Amazon verfügbar, allerdings nur im Original mit deutschen Untertiteln.
Johannes: „The Terror“
Im Jahr 1846 gehen die beiden Expeditionsschiffe HMS Erebus und HMS Terror im hohen Norden verloren. Die Besatzung rund um den Polarforscher John Franklin sucht nördlich von Kanada nach der Nordwestpassage und scheitert dramatisch. Eingeschlossen vom Packeis kämpfen die Männer gegen Hunger, Kälte, die Dunkelheit der Polarnacht — und ein bestialisches Monster, das im Dunkeln lauert. Stimmungsvoller Mystery-Horror für lange Winternächte! „The Terror“ könnt ihr euch bei Amazon Prime in der Flatrate anschauen.
Philipp und Daniel: „Spuk in Hill House“
Daniel: Eine Serie wie ein guter Stephen-King-Roman – immer tiefer taucht man in die ebenso grauenhafte wie traurige Familiengeschichte der Crains ein, die sich unaufhaltsam auf ihre erschütternde Katharsis zubewegt. Atmosphärisch dicht, glaubhaft gespielt und mit einer stilsicheren Geduld inszeniert, welche die Spannung sowohl ins Unerträgliche steigert, als auch genau weiß, wo sie aufhören muss, ist „Spuk in Hill House“ für mich die beste Horror-Serie überhaupt.
Philipp: „Spuk in Hill House“ ist ohne Frage eine ausgezeichnete Horrorserie. Doch eben jener „Spuk“ erstreckt sich weit über die gruselige Szenerie hinaus: Das Grauen ist psychologisch in den Figuren verankert und wird nicht etwa durch plumpe Jumpscares hervorgerufen, von denen wir in den letzten Jahren wahrlich zu viele gesehen haben. Die gruseligen Horror-Elemente der Serie untermauern vielmehr ein Familiendrama, das berührt und emotional aufwühlt. Die Geschichte, die durch die sieben Mitglieder der Familie Crain, allesamt großartig dargestellt, nie ihren Fokus verliert, hallt bei mir immer noch nach. „Spuk in Hill House“ ist auf Netflix verfügbar.
Susan: „Aggretsuko“
Eine rote Pandafrau, die sich des Nachts mit Death-Metal-Karaoke abreagiert? Klingt im ersten Moment bizarr, ist aber Alltag für Retsuko, die in der Tristesse ihres Bürojobs gefangen ist und ihre Kollegen zu später Stunde in der Karaokebar lauthals verteufelt – als Aggretsuko. Ich habe weder Ahnung von Anime-Serien, noch bin ich pandaaffin – und dennoch meiner Kollegin für diesen Geheimtipp unglaublich dankbar. Die zehnteilige Serie über Alltagsstress und den gekonnten Frustabbau der jungen Pandadame habe ich geradezu verschlungen und nach der letzten Episode dringend Nachschub gefordert. Ein wenig muss ich mich noch gedulden bis zum Wiedersehen mit Death Metal, Bier und dem Alter Ego der kleinen Retsuko. Aber immerhin, eine zweite Staffel ist schon unterwegs und für 2019 angekündigt! „Aggretsuko“ könnt ihr euch auf Netflix anschauen.
Kristina: „Patrick Melrose“
Eine Literaturadaption an der einfach alles stimmt. In nur fünf Episoden wurden die Aubyn-Romane verfilmt. Mit ansprechendem Sarkasmus reisen wir durch vier Jahrzehnte im Leben der perfekt besetzten Hauptfigur. Ohne Cliffhanger, ohne zweite Staffel – einfach nur Kunst. „Patrick Melrose“ ist über Sky Ticket abrufbar.
Andreas: „Maniac“
„Maniac“ hat es wirklich verdient, „einzigartig“ genannt zu werden. „True Detective“-Schöpfer Cary Fukunaga hat hier einen völlig abgedrehten Mix aus Science-Fiction, Drama, psychologischer Studie und Komödie geschaffen, bei dem man nie weiß, was einen in der nächsten Szene erwartet. Der Einstieg mag etwas holprig sein, aber es lohnt sich, dranzubleiben, denn „Maniac“ ist ein wilder, emotionaler Ritt, den man bis zum Ende mitgemacht haben sollte. „Maniac“ könnt ihr über Netflix streamen.
Theresa: „Die Wege des Herrn“
Vom Regisseur der dänischen Erfolgsserie „Borgen“ ist dieses Jahr ein düsteres Familiendrama in zehn Teilen erschienen. Porträtiert wird eine dänische Pfarrersfamilie. Deren Oberhaupt Johannes (Lars Mikkelsen) hat hohe Ambitionen, aber auch eine Reihe innerer Dämonen und bindet seine Frau sowie zwei erwachsene Söhne durch Methoden, die sehr an emotionalen Missbrauch erinnern, an sich. Diese Familiendynamik macht die Serie zur Charakterstudie, verbindet sie aber auch mit religiösen Fragen und macht „Die Wege des Herrn“ so höchst sehenswert. „Die Wege des Herrn“ wurde auf arte ausgestrahlt und ist momentan nicht im Stream verfügbar.
Helena: „Lodge 49“
„Lodge 49“ wird nicht jedermanns Geschmack treffen. Wer abseitigen Humor mag, ist bei der AMC-Serie jedoch bestens aufgehoben. Kurt Russells Sohn Wyatt Russell wächst einem als gestrandeter Mini-Lebowski so richtig ans Herz, genauso wie die anderen liebenswerten Loser, die ihren Platz an der kalifornischen Sonne suchen. In Zeiten, in denen jede Serie das nächste „Game of Thrones“ sein will, lässt sich „Lodge 49“ wohltuend treiben und wirkt gerade dadurch origineller als so manches hochgejubelte Konzept. „Lodge 49“ ist auf Amazon Prime verfügbar.
Dennis: „Beat“
Die Amazon Prime-Serie „Beat“ ist in der Berliner Techno-Szene angesiedelt. Im Mittelpunkt steht der titelgebende Party-Promoter Beat (sensationell gespielt von Jannis Niewöhner), der von einem europäischen Geheimdienst als Informant angeworben wird. Was „Beat“ tatsächlich von allen anderen deutschen Serien unterscheidet, ist die temporeiche Inszenierung und ihr geniales Zusammenspiel mit der breitgefächerten Musikauswahl. Auch wenn die zahlreichen Handlungsstränge anfangs etwas wirr erscheinen, schüren sie mit der Zeit einen explosiven Spannungsbogen, wie man ihn nur selten aus dem deutschen Fernsehen gewohnt ist. Die Handlung der Serie ist pausenlos in Bewegung und tatsächlich kommt keine einzige Sekunde Langeweile auf: Ein richtig guter Höllentrip! „Beat“ gibt es auf Amazon Prime in der Flatrate.
Teresa: „The Marvelous Mrs. Maisel“
Angesiedelt in den späten 1950er Jahren sehen wir Midge Maisel (Rachel Brosnahan), die zufällig als Stand-Up-Comedian erste Erfolge feiert, doch vor ihrer illustren jüdischen Familie ein Geheimnis darum macht. Erfinderin Amy Sherman-Palladino („Gilmore Girls“) setzt in ihrer neuen Serie auf all die Qualitäten, für die man sie liebt: blitzschnelle Dialoge, Feminismus an erster Stelle, witzige Schnitte, liebenswerte Charaktere, popkulturelle Details en masse, Alex Borstein, verquere Familienkonstellationen und fabulöse Kostüme. Wer gern lacht, kommt an „The Marvelous Mrs. Maisel“ nicht vorbei. „The Marvelous Mrs. Maisel“ findet ihr auf Amazon in der Flat.
Peer: „Bodyguard“
In Sachen Intensität und Plot-Twists konnte 2018 keine neue Serie „Bodyguard“ das Wasser reichen: Hochspannung, relevanter politischer Hintergrund, schlüssige Charaktere. Ein Überraschungskrimi in Großbritannien und auf Netflix, mit einem (Robb)-starken Richard Madden („Game of Thrones“) in der Hauptrolle. Die Serie könnt ihr euch auf Netflix anschauen.
Andreas, Daniel und Philipp: „Bojack Horseman“ Staffel 5
Andreas: „BoJack Horseman“ bleibt auch in Staffel 5 die beste Netflix-Serie, die leider weiterhin zu wenige sehen. Einmal mehr schaffen es die Macher genial, einfache Antworten zu vermeiden, wenn sie die Abgründe ihrer Charaktere ergründen. Wer wissen will, wie großartig Serien sein können, sollte mindestens einmal die Trauerrede in Folge 6 gesehen haben. Oder am besten gleich fünfmal, einfach weil diese einzelne Episode schon so unfassbar gut ist.
Philipp: Dass „BoJack Horseman“ zu den besten Serien aller Zeiten gehört, werden Fans sicherlich sofort unterschreiben. Was Staffel 5, neben allerlei Humor und wunderbaren Story-Elementen, für mich aber auch so stark machte, war die Folge „Free Churro“. Als ich realisierte, was mir die Folge da gerade zeigt — und was ich jetzt aus Spoiler-Gründen nicht näher beschreibe —, war es um mich geschehen: Diesen Monolog hätte Aaron Sorkin nicht besser hinbekommen.
Daniel: „BoJack Horseman“ bleibt auch in seiner fünften Staffel die beste Netflix-Serie und die klügste, furchtloseste und lustigste Hollywood-Kritik in Bewegtbildform schlechthin. Als bedürfe es noch eines Arguments, BoJacks Staffel 5 zur besten Serienstaffel des Jahres 2018 zu küren, halte ich es dennoch mit meinen Kollegen Andi und Phillipp und bekräftige: Die Episode „Free Churro“ hat mir eine der besten halben Stunden beschert, die ich je vor dem Fernseher verbracht habe. Von meiner verwirrenden Mischung aus Rührung, Kichern und demütiger Ehrfurcht vor den Machern von „BoJack Horseman“ kam ich erst nach fünf kostenlosen Churros wieder runter.
Alle fünf Staffeln bekommt ihr auf Netflix.
Theresa: „Glow“ Staffel 2
In „Glow“ geht es um eine Gruppe junger Frauen, die ein Damen-Wrestling TV-Show auf die Beine stellt. Mit Witz, Charme und viel 80er Nostalgie wird gezeigt, wie die Gruppe immer mehr zu einer Art Familie zusammenwächst und sich den Tücken des Showbusiness und des Lebens stellt. Hier verbindet sich Komödie mit Drama auf nachdenklich-unterhaltsame Weise. Die Serie lässt sich als feministisch bezeichnen, nimmt sich aber selbst nie zu ernst, was ein unglaublich erfrischender und erfreulicher Mix ist. Die zweite Staffel toppt dabei sogar ihren Vorgänger, was sich sehen lassen kann! „Glow“ findet ihr auf Netflix.
Helena: „Westworld“ Staffel 2
Eigentlich dürfte die 2. Staffel hier gar nicht stehen. Denn im Vergleich zur ersten hat sie deutlich an Qualität eingebüßt, wenn nicht die 8. Folge „Kiksuya“ gewesen wäre. Keine andere Serien-Episode hat mich dieses Jahr so berührt. Gerade als ich mich schon ganz abgestumpft von der Gewalt in „Westworld“ wähnte, hat mir Akecheta (Zahn McClarnon) die ganze Tragik seiner fremdbestimmten Existenz bewusst gemacht. Nebenbei wird das Schicksal der Native Americans auf so würdevolle Weise kommentiert, wie es nur selten in US-Medien der Fall ist. Die Serienmacher Jonathan Nolan und Lisa Joy haben mit „Kiksuya“ bewiesen, dass sie ihr Handwerk auf hohem Niveau beherrschen, ganz ohne chronologische Spielereien. Ich hoffe, dass sie sich in der 3. Staffel auf diese Stärke zurückbesinnen, statt krampfhaft dieselben narrativen Gimmicks auszureizen.
„Westworld“ gab es mal auf Sky Ticket, ist dort aber nicht mehr verfügbar. Aktuell könnt ihr die Serie auf Amazon kaufen.
Teresa: „Daredevil“ Staffel 3
Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) ist zurück und startet seine persönliche Vendetta gegen das Helden-Trio um Daredevil, Karen und Foggy. Besonders bei den neuen Figuren um Dex (Wilson Bethel), Sister Maggie (Joanne Whalley) und Ray Nadeem (Jay Ali) wird Charakterentwicklung großgeschrieben und auf visuelle Qualität gesetzt. Vergesst Kilgrave und Jessica Jones, Luke Cage und Iron First, The Punisher und Electra — Daredevil stiehlt allen die Show. Düster und erwachsen, mit Themen wie Verrat und Loyalität, Tod und Leben, Trauer und Freude schafft es „Daredevil“ mit seiner 3. Staffel zur emotionalen Höchstform aufzufahren. Als i-Tüpfelchen trainierte Charlie Cox eine 12-minütige Action-Plansequenz für die 4. Episode „Bloodshot“ ein, die zeigt, wie man Kampfszenen und ansprechende Bilder zu einem homogenen Ganzen verbindet. In allen anderen Marvel-Superhelden-Serien vermisst man diese Liebe fürs das Cineastische teilweise schmerzlich. Bei Netflix könnt ihr euch alle Folgen anschauen.
Kristina: „Fauda“ Staffel 2
Die zweite Staffel „Fauda“ schafft es problemlos noch spannender und mitreißender zu sein als die erste. Auch wenn die Serie ohne palästinensische Mitarbeit entstanden ist, wird der Konflikt fair thematisiert, Motivation und Leben, auch der arabischen Seite, einfühlsam gezeigt. Die Serie findet ihr bei Netflix.
Peer: „Deutschland 1986″
Die Fortsetzung der bei RTL gefloppten, aber international erfolgreichen UFA -Produktion „Deutschland 83“ ist eine wilde Räuberpistole, die das deutsch-deutsche Agentenspiel quer durch Afrika führt. Ein fingerdick aufgetragenes Zeitkolorit (Aids, Tschernobyl, Disco „La Belle“, Apartheid), die wundersam fortschreitende Handlung, ein eigener Ton zwischen historisch präzisem Ernst und Karikatur machen einen Gutteil des Doppelspionage-Spaßes aus. „Deutschland 1986“ wurde von Amazon produziert und ist dort in Prime enthalten.
Marek: „Better Call Saul“ Staffel 4
Jimmy McGill wird endlich zu Saul Goodman. Halleluja. Die vierte Staffel von „Better Call Saul“ hält die Qualität ihrer Vorgänger mühelos und beweist eindrucksvoll, dass sie sich längst von ihrer Mutterserie „Breaking Bad“ gelöst hat und auf eigenen Beinen stehen kann. Dies verdankt sie diesmal nicht nur dem wie immer überzeugenden Bob Odenkirk als Winkeladvokat Jimmy McGill, sondern vor allem seiner Kollegin Rhea Seehorn, die als Kim Wexler ihre abgründige Seite präsentieren darf. Die Beziehung der beiden ist das Herzstück der vierten Staffel und lässt fast vergessen, dass der Handlungsstrang um Mike und Drogenbaron Gustavo Fring nicht so recht in Fahrt kommen mag. Dennoch steigt die Spannung von Folge zu Folge und am Ende werden wir mit einem Finale belohnt, auf das wir in den vergangenen Staffeln vergebens gewartet haben. Auf Netflix könnt ihr euch die gesamte Serie anschauen.