Es war die letzte Hoffnung für Fans einer der besten Serien der letzten Jahre. Doch auch die 75. Primetime Emmy Awards wurden zu einer reinen Enttäuschung.
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Im Juli 2022 endete nach über sieben Jahren mit sechs Staffeln und 63 Folgen „Better Call Saul“. Das Spin-off von „Breaking Bad“ erfreute sich in dieser Zeit reger Beliebtheit, hierzulande verfolgten etliche Fans die Wandlung von Jimmy McGill zu Saul Goodman (Bob Odenkirk) via Netflix. Und man könnte meinen, dass auch Hollywood an der Serie Gefallen gefunden hat. Satte 53 Mal wurde „Better Call Saul“ für einen Primetime Emmy nominiert; sieben Mal für Beste Dramaserie, Bob Odenkirk wurde sechsmal als Bester Hauptdarsteller und Rhea Seehorn zweimal als beste Nebendarstellerin einer Dramaserie bedacht.
Nur… von diesen 53 Nominierungen gewann „Better Call Saul“ nicht eine. Kein einziger Triumph. Bei 53 Versuchen.
Diese Schmach setzte sich auch bei den diesjährigen 75. Primetime Emmy Awards fort. In den Kategorien Beste Dramaserie und Bestes Drehbuch einer Dramaserie musste sich „Better Call Saul“ der zugegebenermaßen ebenfalls herausragenden Serie „Succession“ geschlagen geben, die mit sechs Trophäen neben dem Serien-Highlight „The Bear“ der Sieger des Abends war. Bob Odenkirk hatte gegen den fantastischen „Succession“-Darsteller Kieran Culkin das Nachsehen, Rhea Seehorn gegen Jennifer Coolidge, die für Staffel 2 von „The White Lotus“ erneut gewann.
Und bei allem Respekt für Jennifer Coolidge, die in ihrer Rolle als verschrobene Tanya einmal mehr zu unterhalten wusste: Rhea Seehorn hätte für ihre Darbietung in der zweiten Hälfte von „Better Call Saul“ die Auszeichnung definitiv mehr verdient gehabt. Was sie als Anwältin Kim Wexler und Freundin von Jimmy McGill in diesen Folgen zeigte, war nichts weniger als eine Meisterleistung, die mehr als eine Nominierung hätte wert sein sollen. Allein diese eine One-Take-Szene, in der sie in einem Bus sitzend zunehmend unkontrollierter in Tränen ausbricht… wie sie dafür nicht mit einem Preis bedachte wurde, wird mir auf ewig unerklärlich bleiben.
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Warum hat „Better Call Saul“ bei all den Emmy-Nominierungen nie gewonnen?
Wer 53 Mal nominiert wird und nie gewinnt, war entweder nicht gut genug, hatte Pech oder wurde nicht ausreichend gewürdigt. Ersteres können wir bei „Better Call Saul“ wohl ausschließen. Bei IMDb kommt die Serie auf eine Wertung von 9,0 und ist auf Platz 29 der besten Serien aller Zeiten. Bei Rotten Tomatoes weist das Werk bei den Kritiker*innen mit 98 % fast eine perfekte Wertung auf. Zumal die immense Anzahl der Nominierungen an sich ja bereits nahelegt, dass hier Qualität vorhanden war.
„Better Call Saul“ hatte zugegebenermaßen in all den Jahren starke Konkurrenz. Dreimal verlor man in der Kategorie Beste Dramaserie gegen „Game of Thrones“, allerdings hatte die Fantasy-Serie da mit den Staffeln 5, 6 und vor allem der finalen achten Staffel ihre Glanzzeit hinter sich gelassen. Die erste Staffel von „The Handmaid’s Tale“ hatte einmal die Nase vorne und dann eben „Succession“ ganze dreimal. Ja… gerade gegen Staffel 8 von „Game of Thrones“ hätte man hier einfach gewinnen müssen.
Bob Odenkirk verlor wiederum gegen Jon Hamm („Mad Men“), Rami Malek („Mr. Robot“), Sterling K. Brown („This Is Us“), Matthew Rhys („The Americans“) und Billy Porter („Pose“), die beiden „Succession“-Stars Jeremy Strong und Kieran Culkin sowie Lee Jung-jae („Squid Game“). Einmal mehr: starke Konkurrenz. Doch dass Odenkirk für seine durch die Bank weg famose und facettenreiche Darbietung in „Better Call Saul“ nicht ein einziges Mal ausgezeichnet wurde, scheint dann doch mehr als unglücklich zu sein.
Vor allem, dass „Better Call Saul“ in all den Jahren nicht ein einziges Mal für seine überragenden Drehbücher ausgezeichnet wurde, kann ich mir einfach nicht erklären. Die Arbeit von Vince Gilligan, Peter Gould und den anderen Autor*innen bestach konstant mit einer nachvollziehbaren, vielschichtigen und mitreißenden Charakterzeichnung, die Entwicklungen der Figuren Jimmy McGill, Kim Wexler und Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks) suchen ihresgleichen und die Souveränität, ruhige Momente zu erlauben und dadurch die Welt atmen zu lassen, sollte mehr Film- und Serienschaffenden ein Vorbild sein.
Gerade mit seiner narrativen Qualität hat „Better Call Saul“ die Messlatte bei meinen Erwartungen derart hochgelegt, dass ich etliche andere Titel damit vergleiche und ich muss feststellen: Kaum ein Werk kann da mithalten. Ich kann definitiv verstehen, dass „Succession“ in seiner finalen Staffel mit den großen Preisen bedacht wird. Aber es war eben auch die letzte Chance für „Better Call Saul“ und dass dieses Meisterwerk bei – ich muss es erneut betonen – satten 53 Nominierungen nicht ein einziges Mal ausgezeichnet wurde, das wirkt nicht mehr wie Pech. Zumal „Better Call Saul“ in dieser finalen Staffel trotz der einmal mehr herausragenden Inszenierung für keinen Emmy in den technischen Kategorien nominiert wurde, was leider die Vermutung untermauert, dass die Serie schlicht nicht ausreichend gewürdigt wurde.
Ich kann nur hoffen, dass „Better Call Saul“ auch ohne diese Preise über die Jahre hinweg als Meilenstein der Serienlandschaft in Erinnerung bleiben wird und die Verantwortlichen wissen, dass es immerhin unzählige Fans gibt, die zu würdigen wissen, was sie da abgeliefert haben. Falls ihr um das „Breaking Bad“-Spin-off bislang einen Bogen gemacht hat, sei es euch hiermit herzlich empfohlen. „Better Call Saul“ könnt ihr aktuell beispielsweise mit einem Angebot von Magenta TV streamen: Dort erhaltet ihr das Standard-Netlix-Abo mit Werbung sowie RTL+ Premium sechs Monate lang ohne Aufpreis.
Falls ihr hingegen ein Fan der Serie seid, dann sollte doch das folgende Quiz kein Problem für euch sein. Oder doch?