Blutige Anfänger: Neue Vorabendserie über angehende Kommissare der Polizeifachhochschule Halle, die mit echten Mordfällen konfrontiert werden.
Neue Vorabendserie über angehende Kommissare der Polizeifachhochschule Halle, die mit echten Mordfällen konfrontiert werden.
Um sich am ZDF-Vorabend zwischen all‘ den „Sokos“ zu profilieren, braucht eine neue Krimiserie einen originellen Ansatz. Tatsächlich ist die Grundidee von „Blutige Anfänger“ sogar ziemlich schlau. Den Rahmen der Geschichten bildet die Ausbildung an der Polizeifachhochschule in Halle. Im Zentrum steht ein befreundetes Quartett, das gern zur Mordkommission möchte. Da trifft es sich gut, dass die vier bei einem echten Mord zeigen können, was sie drauf haben: In einem Kino wird eine männliche Leiche gefunden. Zufällig war die Clique in der entsprechenden Vorstellung. Als Zeugen werden die zwei jungen Männer und Frauen kurzerhand in die Ermittlungen miteinbezogen, und weil sie sich mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten perfekt ergänzen, sind am Ende auch sie es, die die Tat aufklären.
Ähnlich interessant wie der erzählerische Rahmen der zwölf Episoden ist der produktionelle Hintergrund: „Blutige Anfänger“ ist die erste Serie von Studio.TV.Film. Das vor gut fünfzig Jahren gegründete Unternehmen genießt in der Branche einen ausgezeichneten Ruf, dank Klassikern wie „Löwenzahn“ und „
Siebenstein“ (beide für den Anteilseigner ZDF) allerdings vor allem im Kinderfernsehen. Seit einigen Jahren tummelt sich die Firma auch in anderen Bereichen. Für den Durchbruch außerhalb des Kinderprogramms sorgte 2014 das vielfach ausgezeichnete Kammerspiel-Kinodrama „
Zeit der Kannibalen„. Produzentin Milena Maitz, gemeinsam mit Albert Schäfer Geschäftsführerin von Studio.TV.Film, hat für das „Zweite“ auch schon die die Fernsehfilmreihe „Tonio & Julia“ produziert.
Neben der Suche nach einer ungewöhnlichen Handlungsbasis bestand die größte Herausforderung womöglich in der Zusammenstellung des Ensembles, immerhin müssen die jungen Schauspieler die Serie tragen; gerade im Serienbereich gibt es diverse Beispiele für vielversprechende Ansätze, deren Umsetzung daran scheiterte, dass die Darsteller fehlendes Talent mit Übereifer kompensierten. Die Mitglieder des Titelquartetts sind zum Teil um die dreißig, also älter als ihre Rollen, und vor allem keine „blutigen Anfänger“ mehr. Die größte Erfahrung hat François Goeske, der 2002 mit 13 beim Kinofilm „Das fliegende Klassenzimmer“ erstmals vor der Kamera stand und später Jim Hawkins im ProSieben-Zweiter „Die Schatzinsel“ (2007) gespielt hat. Luise von Finckh war zuletzt in dem Sat.1-Thriller „Das vergessene Dorf“ (2019) zu sehen und hat eine ihrer besten Rollen als schwererziehbares Mädchen in Krimidrama „Polly“ aus der ZDF-Reihe „Kommissarin Lucas“ (2019) gespielt. Jane Chirwa war Hauptdarstellerin der ARD-Vorabendserie „In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte“ (2016 bis 2019), Timmi Trinks gehörte zum Ensemble der Kika-Serie „
Allein gegen die zeit“ (2010 bis 2012). Die schillerndste Figur der Serie wird von Larissa Marolt, 2009 Siegerin des Wettbewerbs „Austria’s Next Topmodel“, verkörpert: Leonie hat sich als wissenschaftliche Hilfskraft in den Dekan (Gedeon Burkhard) verliebt und kann nicht verwinden, dass er sie nur als Affäre betrachtet. Ihre Geschichte zieht sich auch durch die weiteren Folgen; die erste Episode endet mit einem cleveren Cliffhanger.
Ihren Reiz bezieht die Serie (Buch: Heike Brückner von Grumbkow und Jörg Brückner) jedoch aus der Arbeit des Titelquartetts, das im Sinn des „Learning by Doing“ echte Ermittlungen durchführen muss, ohne über entsprechende Erfahrung zu verfügen. Das verleiht den Geschichten eine interessante Form von Authentizität. Auch der Bildgestaltung ist anzusehen, dass sich „Blutige Anfänger“ vom sonstigen Vorabendprogramm absetzen soll. Das Schnitttempo wird nach dem rasanten Auftakt zwar ruhiger, aber kurze Einschübe in Zeitlupe, Zeitraffer oder auch mal in Schwarzweiß sorgen regelmäßig für optische Auflockerung. tpg.