Die neue Serie „Boom Boom Bruno“ ist beim Finale angelangt. Das Ende wirft die Frage auf, ob das Projekt nach den sechs Folgen abgeschlossen ist oder noch mehr kommen könnte.
„Boom Boom Bruno“ ist Polizist. Und ein echter Mann. Also tut er, was echte Männer tun müssen: Saufen, nicht weinen, im Stripclub abhängen und Zoten reißen. Auf seiner Wache benimmt er sich wie ein Wild-West-Sheriff und sieht auch so aus. Bruno Klöpel (Ben Becker) lässt sich nicht einschüchtern, auch nicht von seinem „Pimmelkrebs“. Dann wird ihm der junge Polizist Mark (Vincent zur Linden) zugeteilt und beide sind fortan ein Team.
Das Finale von „Boom Boom Bruno“: Kommt noch eine zweite Staffel?
Die letzten beiden Folgen gehören zu den besten der Serie, denn hier zeigen alle beteiligten Schauspieler*innen noch einmal richtig, was sie draufhaben. Das Ende könnte als solches auch stehenbleiben. Wie es im Leben der beiden Polizisten weitergeht, bleibt dann unserer Fantasie überlassen. Allerdings sollten alle Beteiligten den Showdown am Schluss überlebt haben und eine zweite Staffel ist in dieser Hinsicht in jedem Fall möglich. Wie das praktisch aussehen könnte, ist aber die Frage, denn die Serie lebt von der Unterschiedlichkeit der beiden Protagonisten, die nun ihren ersten gemeinsamen Fall abgeschlossen und sich dabei sehr viel näher kennengelernt haben. In der Konsequenz sind dadurch einige Angelpunkte, die die Beziehung von Bruno und Mark ausgezeichnet haben, wie zum Beispiel Brunos Homofeindlichkeit, weggefallen. Eine weitere Staffel müsste die beiden als schon eingeschworenes Team zeigen, die einen neuen Kriminalfall behandeln. Damit bestünde aber die Gefahr aus einem recht einzigartigen Projekt eine recht gewöhnliche Kriminalserie zu machen.
Bisher ist zu einer zweiten Staffel noch keine offizielle Mitteilung zu finden. Nach der Ausstrahlung der letzten beiden Folgen am 21. Dezember 2023 könnte sich das ändern. Wir rechnen allerdings erst 2024 mit einer diesbezüglichen Entscheidung und halten euch dazu hier auf dem Laufenden.
Darum geht’s in der Serie
Mark ist schüchtern, schwul, nicht geoutet und sehr tapfer, denn Bruno will ihm beibringen, ein echter Mann und guter Polizist zu werden, wozu auch ein regelmäßiger Schluck aus dem Flachmann gehört, von schwulenfeindlichen, sexistischen oder einfach nur superdummen Sprüchen ganz zu schweigen. Ein Dreamteam also, das jetzt auch noch einen Mord ausgerechnet in der Drag-Queen-Szene aufklären soll. Aber das klappt besser als gedacht.
So verdammt gut in so vieler Hinsicht! Lasst euch das nicht entgehen
Für Bruno ist die Welt klar in zwei Geschlechter geteilt: Männer gehen in den Puff und Frauen arbeiten dort. So einfach ist die Sache. Aus seinem neuen Kollegen Mark will er nicht nur einen guten Polizisten machen, sondern auch einen echten Mann. Genderdebatten interessieren ihn genauso wenig wie eine tote Drag-Queen. Mark versucht sich bestmöglichst damit zu arrangieren und bemüht sich sehr, keinen Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass er heterosexuell ist, nuckelt brav am Flachmann und lässt sich erklären, wie man Katzen gegen den Strich bürstet und wofür ein „Büchsenöffner“ beim ersten Date nützlich ist.
Auch wenn Menschen wie Bruno sicherlich nicht mehr die Mehrheit in der Männerwelt sind, so sind sie doch nicht ausgestorben und wenn man sich die erstarkenden Männerbewegungen genauer ansieht, stellt man fest, dass patriarchales, sexistisches Denken immer noch kultiviert und fortgepflanzt wird. Die Serie und das sensible Spiel von Vincent zur Linden verdeutlicht mit viel Leichtigkeit und Humor, wie schwierig es ist und wie viel Mut es immer noch erfordert, sich in einem heterosexuell dominierten Umfeld zu outen. Auch der behandelte Kriminalfall schlägt in diese Kerbe.
Wer mit pädagogischem Zeigefinger-TV nichts anfangen kann, muss sich aber überhaupt nicht vor dieser Serie fürchten. Es werden im Laufe der sechs Folgen viele wichtige queere Themen angesprochen, aber das geschieht so organisch im Verlauf der Geschichte, dass es niemals aufgesetzt wirkt, sondern einfach authentisch. Dazu gehören auch die echten Drag-Queens, die für die Produktion gecastet wurden (mehr zu Cast und Team lesen).
Absolut faszinierend ist auch Ben Beckers Bruno-Darbietung, denn auch wenn sein Seriencharakter klingt wie ein stereotypisches Abziehbild, verleiht er ihm sehr viel emotionale Tiefe,. Man spürt, dass dieser harte Mann letztlich ein einsames, armes Schwein ist, das sich nach Liebe und Anerkennung sehnt. Entsprechend gelingt es ihm auch wunderbar überzeugend darzustellen, wie sich in ihm eine Wandlung vollzieht, wie er (gezwungenermaßen) seine Homofeindlichkeit reflektiert und eine neue Haltung entwickelt.
Homophobie ist ein dummes Wort, weil es suggeriert, Menschen hätten eine Krankheit, die sie Homosexualität fürchten ließe. Die Serie bringt die Botschaft deutlich in die Welt: Homofeindlichkeit ist eine Einstellung, die sich ändern lässt. Sogar bei hartgesottenen Kerlen wie Bruno Klöpel. „Boom Boom Bruno“ ist ein wirklich sehr gelungener Beitrag zur queeren Repräsentanz im Mainstream-TV und dazu eine spannende und unterhaltsame Kriminalgeschichte.
Episodentitel und Ausstrahlungstermine
- Ab dem 7. Dezember 2023 um 20:15 Uhr startet „Boom Boom Bruno“ auf Warner TV Serie
- Nach der linearen Ausstrahlung stehen euch die Episoden auch im Stream in den Mediatheken der entsprechenden Anbieter zur Verfügung
- Die erste Staffel wird in Doppelfolgen immer donnerstags ab 20:15 Uhr ausgestrahlt
- Ihr könnt den Staffelpass für die Serie für 14,99 Euro erwerben
Episoden | Ausstrahlungstermin auf Warner TV Serie |
(1) „It’s a Man’s World“ / (2) „Titten, Trophäen und schrille Tanten“ | 7. Dezember ab 20:15 Uhr (Bei Amazon Kaufen oder Leihen) |
(3) „Love is in the Air“ / (4) „Sturer Bock“ | 14. Dezember ab 20:15 Uhr |
(5) „Lonesome Cowboy“ / (6) „Vier Fäuste für ein Hallelujah“ | 21. Dezember ab 20:15 Uhr |
Das Jahr geht mit dieser Serie sehr gut zu Ende. Wisst ihr schon, was uns 2024 im Filmbereich erwartet? Dann beweist das mal im Quiz: