Mit „Breaking Bad“ und „Better Call Saul“ feierte er einen späten Karriereschub. Jetzt ist der Emmy-nominierte Mark Margolis im Alter von 83 Jahren gestorben.
Die meisten Kinofans dürften ihn das erste Mal so richtig im Jahr 1983 beim unsterblichen Gangsterepos „Scarface“ von Regisseur Brian De Palma bemerkt haben: Obwohl der Filmklassiker von Al Pacinos überbordender Energie lebt, konnte Mark Margolis die wenigen Minuten als Alberto, Handlanger von Drogenbaron Alejandro Sosa (Paul Shenar), nutzen, um sich auf ewig in das Gedächtnis zahlloser Filmfans zu brennen. Das war Margolis‘ große Stärke: Er brauchte keine Hauptrolle, nicht einmal eine größere Nebenrolle, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Nun ist er am vergangenen Donnerstag, den 3. August 2023, im Alter von 83 Jahren nach kurzer Krankheit im Mount-Sinai-Krankenhaus in New York gestorben, wie sein Sohn Morgan wissen lässt (via The Hollywood Reporter).
Margolis war ein Ausnahmetalent. Kein Wunder, der 1939 in Philadelphia, Pennsylvania, geborene Schauspieler erhielt bereits mit 19 Jahren einen Job als persönlicher Assistent von Stella Adler, einer legendären Schauspielerin und Schauspiellehrerin, die am Actors Studio das viel zitierte Method Acting lehrte. Zusätzlich zum Unterricht bei Adler, die er als großen Einfluss bezeichnete, ließ er sich von Lee Strasberg, Vater des US-amerikanischen Method Acting, und Barbara Loden ausbilden. Margolis lernte also von den Besten.
Am Theater verdiente er sich seine Sporen, erste TV- und Filmauftritte folgten ab 1952, so richtig durchstarten konnte Margolis aber erst ab Ende der 1970er-Jahre mit Nebenrollen in Krimis und Thrillern wie dem eingangs erwähnten „Scarface“. In der Folge porträtierte er überwiegend Bösewichte. Während sich manche in eine Rolle gezwängt fühlen würden, sah der jüdische Schauspieler darin jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung (via Forward):
„Man spielt Schurken nicht so, als wären sie Schurken. Man spielt sie so, als wüsste man ganz genau, woher sie kommen. Was man hoffentlich auch tut.“
Eine Herangehensweise an dieses, wenn man so will, Typecasting, das Margolis 2012 eine Emmy-Nominierung für seine Rolle als Don Hector Salamanca in „Breaking Bad“ bescherte. Die ursprünglich als kleiner Cameo-Auftritt gedachte Rolle wurde für die Netflix-Serie „Better Call Saul“ ausgebaut.
Eine ganz besondere Verbindung hatte Margolis mit dem gefeierten Filmemacher Darren Aronofsky („The Whale“): Angefangen bei dessen Filmdebüt „Pi – System im Chaos“, spielte Margolis bis auf „Mother!“ und „The Whale“ in jedem Film von Aronofsky mit. Darauf angesprochen, hatte er eine verschmitzte Antwort parat:
„Er (Darren Aronofsky, Anm. d. Red.) glaubt, er habe eine Verpflichtung! Ich habe mit ihm bei seinem ersten Film, dem 60.000-US-Dollar-Film ‚Pi‘, angefangen, als er noch unbekannt war. Ich bin ihm drei Monate lang hinterhergelaufen, weil er mich ständig darüber angelogen hat, wann ich mein Geld bekommen würde. Schließlich drohte ich damit, seine Mutter anzurufen, die als Handwerkerin am Film mitgewirkt hat. Dann hat er mich endlich bezahlt.“
„Every Last Secret“, einer der letzten Filme des 2022 verstorbenen Ray Liotta, ist der letzte Film von Margolis, der seine Ehefrau Jacqueline, seinen Sohn Morgan, seinen Bruder Jerome sowie drei Enkelkinder hinterlässt.
Mark Margolis ist tot: Kollegen verabschieden sich
„Ich bin sehr traurig, dass ich heute vom Tod eines Freundes erfahren musste. Mark Margolis war ein wirklich guter Schauspieler und ein liebenswerter Mensch. Außerhalb des Sets war er humorvoll und einnehmend, am Set (im Fall von ‚Breaking Bad‘ und ‚Your Honor‘) einschüchternd und beängstigend. Seine ruhige Energie täuschte über seine schelmische Natur und seinen neugierigen Geist hinweg… Und er liebte es, einen guten Witz zu erzählen. Ich vermisse ihn jetzt schon. Ruhe jetzt, Mark, und danke für deine Freundschaft und dein außergewöhnliches Werk.“
„Eine starke Leinwandpräsenz! Mark [Margolis] brachte mich im Van auf dem Weg zu Drehort mit seinen Witzen und Kommentaren zum Lachen; und ich hoffe bloß, dass ich die Hälfte seiner Energie und Konzentration habe, wenn ‚Action!‘ gerufen wird. Danke, Mark, und herzliches Beileid an deine Familie.“
„Es ist so traurig, zu erfahren, dass Mark Margolis gestorben ist. Ein phänomenaler Schauspieler. Ein lustiger Kerl. Ruhe in Frieden. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“
„Wir sind zutiefst erschüttert, dass wir Mark Margolis verloren haben. Mark war brillant, lustig, ein Geschichtenerzähler mit einer Million Geschichten. Ich vermisse ihn jetzt schon.“
Mit folgendem gemeinsamen Tweet verabschiedeten sich die offiziellen X-Accounts von „Breaking Bad“ und Better Call Saul“:
„Wir schließen uns Millionen von Fans an und trauern um den ungemein talentierten Mark Margolis, der mit seinen Augen, einer Glocke und wenigen Worten Hector Salamanca zu einer der unvergesslichsten Figuren in der Geschichte des Fernsehens gemacht hat. Wir werden ihn vermissen.“
Darren Aronofsky zitierte Margolis‘ Rolle aus „Pi“:
„‚Sobald man seine wissenschaftliche Strenge verliert, ist man kein Mathematiker mehr, sondern ein Numerolog!‘ Mark Margolis – Legende!“