Nur wer auch „Queen Charlotte“ gesehen hat, versteht die Tragweite hinter Lady Danburys Konflikt mit ihren Bruder Marcus Anderson und der Aussprache mit Violet.
– Achtung, es folgen Spoiler zu Staffel 3 und „Queen Charlotte“ ! –
Zu den großen Enthüllungen in Staffel 3 von „Bridgerton“ gehörte sicherlich auch die Tatsache, dass Lady Agatha Danbury (Adjoa Andoh) einen Bruder hat. Lord Marcus Anderson (gespielt von Daniel Francis) ist ähnlich wie Lord Debling eine eigens für die Netflix-Serie erfundene Figur, weshalb sein plötzliches Auftauchen in den neuen Folgen ziemlich überraschend für Fans war. Lady Danbury schien von diesem Überraschungsbesuch selbst wenig angetan zu sein – vor allem in Anbetracht seines Interesses an ihrer langjährigen Freundin Violet Bridgerton (Ruth Gemmell).
Von Anfang an wird jedoch deutlich, dass es dabei um mehr geht und der Ursprung dieser geschwisterlichen Fehde weit in der Vergangenheit liegen muss. In Folge 6 von „Bridgerton“ Staffel 3 erklärt Lady Danbury schließlich den wahren Grund für ihren Groll gegenüber Marcus. Die ganze Tragweite dessen und Tragik in Lady Danburys Vergangenheit sowie die Bedeutung einer Schlüsselszene mit Violet Bridgerton am Ende von Staffel 3 erschließt sich erst richtig, wenn man den Kontext aus dem „Bridgerton“-Spin-off „Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte“ kennt.
Falls ihr „Queen Charlotte“ noch nicht gesehen habt oder die Details bereits vergessen habt, solltet ihr das Spin-off unbedingt (noch einmal) sehen. Der Trailer gibt euch einen ersten Eindruck zu „Queen Charlotte“ und Lady Danbury in jungen Jahren:
Das ist der wahre Grund für Lady Danburys Abneigung
In Folge 6 der dritten Staffel stellt sich heraus, dass das Zerwürfnis zwischen Lady Danbury und ihrem Bruder Marcus Anderson nicht nur durch die unfaire Erbfolge oder sein Ruf als Wüstling, sondern durch ein einschneidendes Ereignis in der Vergangenheit bedingt ist.
Als Violet auf dem Ball der Mondrichs in Tränen davonstürm, will Marcus ihr nachgehen, wird jedoch von Agatha aufgehalten, die sich um ihre Freundin sorgt und genug von den Avancen ihres Bruders gegenüber Violet hat. Sie stellt ihm die Frage: „Musst du denn alles an dich reißen, was mir am Herzen liegt?“. Marcus reagiert verwirrt und will endlich erfahren, warum seine Schwester so einen Zorn gegen ihn hegt. Er vermutet, dass es an der Erbfolge liegt und daran, dass ihr Vater ihn favorisierte. Lady Danbury stellt jedoch klar, dass ihr das egal sei. Es ginge ihr um viele Dinge, aber vor allem darum, dass Marcus ihre Chance auf Glück vereitelt habe.
Als junge Frau versuchte Agatha, einer arrangierten Ehe zu entkommen. Sie wollte weglaufen, doch Marcus verriet sie an ihren Vater, der sie schließlich zur unglücklichen Ehe zwang. Lady Danbury sieht ihren Jüngeren Bruder also als denjenigen, der ihr die Aussicht auf Freiheit nahm. Daraufhin versucht Marcus, sie zu beschwichtigen und nennt sie bei ihrem Geburtsnamen „Soma“, was sie allerdings noch mehr verärgert, sodass sie im Streit auseinandergehen.
Lady Danburys Konflikt mit Marcus ist durch „Queen Charlotte“ noch bedeutender
Wenn man Lady Danburys Vorgeschichte aus „Queen Charlotte“ kennt, wirkt das Geständnis von Lady Danbury noch tragischer. Durch ihre bisherigen Auftritte in „Bridgerton“ wissen wir zwar, dass sie seit Langem verwitwet ist und keine besonders glückliche Ehe führte, das volle Ausmaß ihres Schicksals wird allerdings erst im Spin-off deutlich. Neben der Vorgeschichte von Königin Charlotte und König George beleuchtet „Queen Charlotte“ auch die Vergangenheit von Agatha Danbury, die für Titel und Einfluss bereits in jungen Jahren einen viel älteren und unattraktiven Mann heiraten musste. Zwar dauerte die unglückliche Ehe nicht allzu lange, da Lord Danbury aufgrund seines hohen Alters bald das zeitliche segnete, doch Agatha bekam nie die Chance auf ein Leben nach ihren Vorstellungen oder wahres Liebesglück.
Als Witwe war Lady Danbury zwar frei, aber einsam. Echte Nähe spürte sie zum ersten Mal mit Lord Ledger, dem Vater der jungen Violet Ledger, die später einmal Lady Bridgerton werden würde. Da Lord Ledger jedoch ebenfalls (lieb- und leidenschaftslos) verheiratet war, ging die Beziehung nicht über eine kurze, geheime Affäre hinaus. Beide wussten, dass eine gemeinsame Zukunft in der Gesellschaft keinen Platz finden würde und gaben ihre Liebschaft, vor allem seiner Tochter Violet zuliebe, auf. Im Gegensatz zu Violet (mehr dazu weiter unten), wusste Marcus natürlich nichts von dieser Beziehung und der Gefühlswelt seiner Schwester, schließlich hatten beide über Jahrzehnte den Kontakt gemieden. Das erklärt auch, warum wir bislang nichts von Marcus Anderson, der in „Queen Charlotte“ wohl ungefähr wie Violet im Teenageralter gewesen sein muss, wussten.
Ihr Bruder will die Angelegenheit jedoch nicht einfach auf sich beruhen lassen und sucht daher in Folge 7 erneut das Gespräch mit Agatha. Diese denkt, Marcus habe sie verraten, um sich bei ihrem Vater beliebt zu machen. Er gesteht jedoch, dass er jung und naiv gewesen sei und lediglich seine Schwester vor Gefahren habe schützen wollen. Marcus erklärt, er hätte Angst um sie allein in einer gefährlichen Welt gehabt, wenn sie weggelaufen wäre. Er habe sich beweisen wollen und sei eingeschüchtert vom Mut seiner Schwester gewesen. Daraufhin gesteht Lady Danbury, dass sie hart zu ihm gewesen sei. Ihr jetziges Leben sei voller Freude und sie hatte Angst, Marcus könne ihr erneut die Freude nehmen. Sie erkennt jedoch seine Reue und aufrichtigen Gefühle für Violet und beide versöhnen sich letztendlich.
Lady Danbury und Violet sprechen endlich über die Vergangenheit
Die Versöhnung zwischen Agatha und Marcus ist zugleich wichtig für eine Schlüsselszene und längst überfällige Aussprache zwischen ihr und Violet. Durch die von Lord Ledger zum Geburtstag gebastelte Papierkrone realisierte Violet nämlich Jahrzehnte später, dass ihr Vater ein Verhältnis mit Agatha hatte. Sie hüllt sich jedoch in Schweigen und vermeidet den Konflikt, wodurch das Unausgesprochene der Vergangenheit seit den Ereignissen in „Queen Charlotte“ zwischen ihnen steht. Die beiden Freundinnen machen in Folge 8 von „Bridgerton“ Staffel 3 endlich reinen Tisch. In diesem Moment wird wenig ausgesprochen, allerdings viel gesagt. Erneut erschließt sich die volle Bedeutung des Gesprächs erst durch die Vorgeschichte aus „Queen Charlotte“.
In besagtem Gespräch gibt Lady Danbury quasi ihre Zustimmung zu einer möglichen Beziehung zwischen Marcus und Violet. Gleichzeitig räumt sie ein, dass Violet ihre Zustimmung nicht braucht. Der folgende Satz von Lady Danbury ist für die Beziehung zu Violet von enormer Bedeutung: „Im Übrigen ist es auch nicht so, als hätte ich Ihre Erlaubnis ersucht“. Violet ist das Thema sichtlich unangenehm. Kein Wunder, denn Agatha spielt eindeutig auf ihre frühere Liebschaft mit Violets Vater an. Sie hatte es bereits vermutet, doch anhand von Violets Reaktion stellt Lady Danbury fest, dass sie Bescheid weiß.
Violet antwortet gleichzeitig verlegen und versöhnlich:
„Ich weiß, dass mein Vater ein guter Mann war und du eine wirklich gute Freundin bist. Und das zu wissen, ist genug.“
Dankbar über ihr Verständnis und ihre loyale Freundin entgegnet Agatha:
„Auch mein Bruder ist ein guter Mann und du eine gute Freundin. Und mehr brauche auch ich nicht zu wissen.“
Nachdem sie sich gegenseitig den Zusammenhalt versichert haben, schwenkt die Kamera kurz auf die von Lord Ledger gebastelte Pappkrone, quasi als Symbol dafür, dass die Vergangenheit nicht vergessen ist, aber trotzdem nach vorne geschaut wird. Das Gespräch zwischen Lady Danbury und Lady Bridgerton ist ein Schlüsselmoment, der ihre Freundschaft emotional weiterentwickelt.
Damit bieten sich durch diese Aussprachen beste Voraussetzung für ein eigenes Spin-off zu Violet Bridgerton, in dem sicherlich auch Lady Danbury und ihr Bruder Marcus wichtige Figuren sein dürften. Davon abgesehen könnte das Trio aus Marcus, Agatha und Violet auch in der bereits bestätigten Staffel 4 von „Bridgerton“ eine wichtige Rolle spielen. Durch Lady Danbury und Lady Bridgerton als enge Vertraute der Königin schließt sich damit quasi der Kreis, der in „Queen Charlotte“ offengelassen wurde. Wir dürfen also gespannt sein, wie sich die Beziehung dieser wichtigen „Bridgerton“-Nebencharaktere in Zukunft entwickeln.
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