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„Daredevil: Born Again“ zieht Notbremse: Wahres Ausmaß des Marvel-Serien-Chaos enthüllt

„Daredevil: Born Again“ zieht Notbremse: Wahres Ausmaß des Marvel-Serien-Chaos enthüllt
© IMAGO / Everett Collection

Das MCU kommt offenbar nicht zur Ruhe: Die mit großer Spannung erwartete Serie „Daredevil: Born Again“ muss jetzt tatsächlich beinahe völlig bei Null anfangen…

Das Marvel Cinematic Universe (MCU) hatte in den letzten Jahren und Monaten mit einigen Problemen zu kämpfen. An der Filmfront erwies sich der mit großer Hoffnung verbundene „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ als Flop, der eigentlich Phase 5 und die aktuelle Multiversum-Saga mit Kang (Jonathan Majors) als zentraler Bedrohung gebührend einläuten sollte. Zuvor waren schon „Thor: Love and Thunder“ und „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ mit teils harscher Kritik bedacht worden.

Das ist aber kein Vergleich zur Lage der MCU-Serien. Wie chaotisch es hinter den Kulissen zugeht, wird jetzt an „Daredevil: Born Again“ deutlich. Die Serie wird von etlichen Fans mit großer Sehnsucht erwartet, da sie Charlie Cox als Matt Murdock alias Daredevil bereits in drei Staffeln der Netflix-Serie „Marvel’s Daredevil“ kennen- und lieben gelernt haben. Jüngst wurde das Projekt allerdings auf unbestimmte Zeit verschoben und jetzt dürfte klar sein, warum das geschah: Laut The Hollywood Reporter (THR) muss die Produktion quasi von vorne beginnen.

Laut dem gut informierten Branchenmagazin sahen sich die MCU-Verantwortlichen um Marvel-Studios-Präsident Kevin Feige während der durch die Hollywood-Streiks erzwungenen Pause die bisherigen Aufnahmen an – und was sie da sahen, gefiel ihnen anscheinend so gar nicht. Das Ergebnis: Im September wurden die Chef-Autoren Chris Ord und Matt Corman zusammen mit den Regisseuren heimlich von ihren Aufgaben entbunden. Aktuell suche man nach neuem Personal für diese Positionen, um die kreative Ausrichtung der Serie zu ändern.

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Das Problem sei gewesen, dass die bisherige Version von „Daredevil: Born Again“ nicht viel mit der beliebten Netflix-Serie gemein hatte. Ord und Corman sollen eine Gerichtsserie erdacht haben, die Fans liebten beim Vorgänger aber vor allem die Action. Symptomatisch für den Stilbruch: Matt Murdock soll erst in Folge 4 seinen Daredevil-Anzug zum ersten Mal übergestülpt haben. Dass die Marvel Studios diesem Konzept zunächst grünes Licht erteilt hatten und es jetzt komplett überarbeiten, ist allerdings wohl kein Zufall, sondern eher Programm bei der Serien-Sparte des MCU.

Was das Franchise in Zukunft für euch bereithält, verrät euch das folgende Video:

Darum gibt es bei so vielen MCU-Serien Probleme hinter den Kulissen

THR zeichnet in dem Bericht ein wahrlich chaotisches Bild von den Arbeiten an Titeln wie „Secret Invasion“, „She-Hulk: Die Anwältin“ und Co. So habe man beispielsweise nicht auf die in der Branche üblichen Showrunner*innen gesetzt, die quasi als Aufseher*innen die kreative Richtung einer Serie vorgeben und diese in den etlichen Produktionsbereichen durchdrücken. Stattdessen ließ man mehrere Köch*innen an den Brei: Die Autor*innen arbeiteten die Drehbücher aus, anschließend übernahmen aber oftmals Regisseur*innen die kreative Kontrolle – wobei sich auch diese manchmal entmächtigt fühlten, da die Marvel Studios wie bei den Filmen oftmals darauf setzen, mögliche Probleme mit Spezialeffekten in der Postproduktion zu kitten.

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Dieses Durcheinander führte dazu, dass etliche verantwortliche Personen mitten in Produktionen von Serien das Handtuch warfen und gingen. Besonders schlimm soll die Situation bei „Secret Invasion“ gewesen sein. Zunächst waren die Drehbücher ein Jahr lang von „Mr. Robot“-Autor Kyle Bradstreet ausgearbeitet worden, Marvel entschied sich dann aber doch für eine andere Ausrichtung und feuerte ihn. Anschließend übernahmen „Broken City“-Autor Brian Tucker sowie die beiden Regisseure Thomas Bezucha („Lass ihn gehen“) und Ali Selim („The Looming Tower“).

Deren Zusammenarbeit verlief allerdings offenbar nicht harmonisch und soll von Machtkämpfen um die kreative Richtung dominiert gewesen sein, bevor es im Sommer 2022 während der Dreharbeiten zum Knall kam; was genau vorfiel, konnte THR nicht berichten. Jonathan Schwartz, Produzent und hochrangiges Mitglied von Marvels Kreativkomitee, musste das Schiff jedenfalls wieder auf Kurs bringen, was dazu führte, dass ein Großteil des „Secret Invasion“-Teams bis September ausgetauscht wurde.

Dass sich solch ein Chaos negativ auf die jeweiligen Titel auswirkt, ist kein Wunder und an „Secret Invasion“ deutlich zu sehen: Das Serienfinale erhielt eine vernichtende Wertung von gerade einmal 7 % positiven Kritiken bei Rotten Tomatoes. Auch insgesamt lässt sich feststellen, dass die Aufrufzahlen der MCU-Serien nach einem starken Start mit unter anderem „WandaVision“ (4,8 Milliarden gestreamte Minuten) und „Loki“ (5,2 Milliarden gestreamte Minuten) zuletzt mit „Secret Invasion“ (2,8 Milliarden gestreamte Minuten) enorm eingebrochen sind, wie aus Schätzungen der darauf spezialisierten Quoten-Firma Nielsen hervorgeht.

Das will das MCU bei seinen Serien ab jetzt besser machen

Es ist aber Besserung in Sicht, denn die Verantwortlichen haben ihre Lektion wohl gelernt. Dabei half unter anderem die ebenfalls durchaus unnötig chaotische Produktion von „She-Hulk“. Hier war Serienschöpferin und -autorin Jessica Gao zunächst an die Seitenlinie beordert worden, nachdem Regisseurin Kat Coiro an Bord kam. Gao beaufsichtigte letztlich allerdings die Postproduktion der Serie, was normalerweise ein*e Showrunner*in tun würde. Das Ergebnis überzeugte intern offenbar, was unter anderem dazu führt, dass Marvel jetzt tatsächlich Showrunner*innen mit der kreativen Leitung der Serien beauftragen will. Zudem sollen auf Managementebene extra Serien-Verantwortliche benannt werden, damit diese nicht wie bisher sowohl Serien- als auch Film-Produktionen beaufsichtigen müssen.

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Zusätzlich sollen die Serien selbst künftig anders strukturiert werden. Anstatt so viele Mini-Serien zu drehen, die teils gefühlt nur zu den Auftritten der Hauptfiguren in kommenden Filmen hinführen, sollen die Serien mehrere Staffeln erhalten. Dadurch erhoffen sich die Verantwortlichen, dass die Titel in den Augen des Publikums aufgewertet werden und die Zuschauer*innen über mehrere Staffeln die Charaktere kennen- und lieben lernen; wie es Netflix ja bei Daredevil bereits gelang. Es scheint also, als haben die Marvel Studios länger als drei chaotische Jahre gebraucht, um zu erkennen, dass Serien aus einem guten Grund praktisch in der ganzen Branche so produziert werden, wie sie produziert werden. Hoffen wir einfach, dass die kommenden Titel auf Disney+ von diesem Sinneswandel qualitativ profitieren werden.

Ob ihr euch im MCU wirklich gut auskennt, beweist euch das folgende Quiz:

MCU-Filmquiz: 48 Titel, 48 Fragen – Wie gut schneidet ihr ab?

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