Das Ende der zehnten Staffel war nicht leicht zu schlucken und ein harter Brocken für die Fans. Die Zukunft des Gruberhofs ist bedroht. Wir blicken auf die sieben Folgen zurück und spekulieren, wie es weitergehen könnte.
„Der Bergdoktor“ hat 2008 beim ZDF eine neue Sender-Heimat gefunden und konnte in den letzten vier Jahren traumhafte Quoten erzielen. Auch wenn die zehnte Staffel im Schnitt leicht hinter der letzten zurückblieb, schalteten immer noch zwischen 6 und 7 Millionen am Donnerstagabend den Fernseher an. Dabei ist die Sendung nicht nur für das ältere Publikumssegment ein Hingucker, sondern auch die Altersgruppe zwischen 14 und 19 Jahren verfolgt die Geschehnisse in Ellmau - fast konnte diese Altersgruppe die Millionenmarke knacken. Die neuen Folgen starten am 04. Januar 2018 mit dem Winterspecial „Höhenangst“.
„Der Bergdoktor“: Die Perle unter den Heimatserien?
Fragt man sich, warum das Format auch unter Jugendlichen so beliebt ist, findet man schnell ein ganzes Dutzend Gründe. Die Heimat-Arzt-Serie ist ein ganz besonders Juwel des Genres und zwar aufgrund des gelungenen Gesamtpakets. Wer mit Heimatserien vornehmlich schöne Landschaft und gefühlsduselige Dialoge mit schlichtem Humor verbindet, dürfte auch gegenüber dem „Bergdoktor“ seine Vorurteile haben. Es ist aber jedem zu empfehlen, diese zumindest einmal zu prüfen. Zwar ist die Handlung der Serie in einen idyllischen Landschaftsrahmen gepackt, aber die Geschichten haben es in sich. Dr. Martin Gruber ist der Sherlock Holmes unter der Ärzten oder auch die sehr, sehr deutsche Antwort auf „Dr. House“. Seit der ersten ZDF-Staffel hat er unzählige Leben gerettet, weil er semiotisch arbeitet, also die Zeichen sieht und liest. Wer hätte nicht gerne genau so einen Arzt? Einer, der sich Zeit nimmt und seine Verordnungen nicht an der Pharma-Industrie, sondern am Patienten ausrichtet. Einer, der recherchiert, während die anderen den Patienten schon aufgegeben haben, oder mit ihrem Urteil zufrieden sind, ob es stimmt oder nicht. Ein Arzt, der die gesamte Person und ihren individuellen Hintergrund sieht, der helfen will und dafür auch eine Verabredung mit der Liebsten sausen lässt.
Das detektivische Lösen der medizinischen Fälle ist definitiv ungewöhlich für Serien aus diesem Genre, aber auch die Charaktere und ihr Leben entsprechen selten dem Klischee, das man in diesem Umfeld erwartet. Und das begann schon in der ersten Folge, als die kleine Lilli nach dem Tod ihrer Mutter Sonja erfährt, dass diese mit beiden Gruber-Brüdern ein intimes Verhältnis hatte und Hans gar nicht ihr richtiger Vater ist, sondern Martin. In Ellmau ist die Welt nicht einfach in Ordnung, alle haben ihre Brüche, Schwierigkeiten und Probleme und oftmals werden diese sehr sensibel und außergewöhnlich natürlich in Szene gesetzt und behandelt. Oft steht am Ende Versöhnung und Verständnis, aber nicht unbedingt ein klassisches Happy-End.
Zuletzt kann man in die Waagschale werfen, dass die Schauspieler als Ensemble und individuell hervorragende Arbeit leisten. Die Dialoge wirken nie gekünstelt, die Darsteller immer echt und natürlich. Ganz besonders möchte man hier die Leistung von Ronja Forcher hervorheben, die Hans und Martins Tochter Lilli spielt und mit der Serie erwachsen wurde. In jeder Staffel gibt es großartige Szenen mit ihr, sie ist ein kompetentes Kind und sendet damit eine großartige Botschaft in die Welt: Kinder können auch schwierige „Erwachsenen-Probleme“ verstehen – man sollte sie nie belügen. Ronja Forcher wurde die Schauspielerei schon in die Wiege gelegt, der Vater Reinhard Forcher stand auf der Bühne des Tiroler Landestheaters, wo auch seine Tochter schon mit sechs Jahren die Bretter, die die Welt bedeuten, kennengelernt hat. Seit sie ein Baby ist, kennt sie sogar auch Hans Sigl, den Bergdoktor. Der hat damals ebenfalls in Tirol gespielt und seine spätere Serien-Tochter schon als Baby in den Armen getragen. Eventuell ist es auch diese persönliche Vertrautheit, die man beim Schauen der Serie so authentisch spüren kann.
Der Bergdoktor: Die finale Folge von Staffel 10 - Was geschieht mit dem Gruberhof? (kleine Spoiler!)
Die Geschichte zwischen Anne Meierling und Martin Gruber begann schon in der sechsten Staffel. Auch dieser Handlungsstrang ist ein Beweis für den anspruchsvollen Ansatz der Serie, menschliche Probleme nicht außen vor zu lassen, sondern angemessen zu behandeln. Annes Vater war der Bauer Arthur Distelmeier, der stark mit seinem Alkoholproblem zu kämpfen hatte. Dass Alkohol nicht nur das Problem der Menschen ist, die ihn trinken, sondern auch das der Angehörigen von Trinkern, hat „Der Bergdoktor“ sehr gut gezeigt und aufgearbeitet. So bedroht der Alkoholismus des Vaters Annes Beziehung, aber auch ihre Existenz, als der Vater den Hof anzündet. Letztendlich führt dieser Brand auch dazu, dass sich Martin in die Versicherungsangestellte Rike verliebt hat und Anne verlässt. Aber Lisbeth sieht vor allem die neue Chance für den Gruberhof, kann Hans überzeugen und Anne zieht auf den Gruberhof und bringt die Felder mit, die sie noch aus der Konkursmasse retten konnte. Martin passt Annes Einzug auf dem Gruberhof gar nicht und Hans ärgert sich über seinen Bruder. Nach einigem Hin und Her und Schlichtungsversuchen von Lilli, verlässt Martin vorerst den Hof.
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Anne fühlt sich immer noch zu Martin hingezogen und wäre gerne wieder mit ihm zusammen gekommen, aber Martin gibt sich erst nicht interessiert. Dann kommen sich die beiden doch wieder körperlich nah und hier wäre die Chance für das Happy-End: Anne und Martin werden wieder ein Paar und leben gemeinsam auf dem Gruberhof. Das wäre aber zu einfach gewesen. Martin will Bedenkzeit und wird zwischenzeitlich von Hans „gebeten“ die Finger von Anne zu lassen. Der Hof läuft gut und sie sind ein prima Team geworden - er will nicht, dass Martin all das kaputt macht. Martin belächelt dies zunächst, kann aber das Problem nicht von der Hand weisen, zumal er sich auch seiner Gefühle für Anne nicht wirklich sicher ist. Diese macht sich aber große Hoffnungen. Ein klärendes Gespräch der beiden führt nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Martin sagt, sie würden sich nicht gut tun. Gut, denkt der Zuschauer, schade, aber vielleicht tatsächlich besser so für beide. Dann folgt das dramatische Ende: Anne kommt zum Essen, aber nur um eine folgenschwere Nachricht zu überbringen: Sie will sich auf eigene Füße stellen und die Zusammenarbeit mit den Grubers auf der Stelle beenden, denn - so sagt nun sie - die Grubers und sie tun sich nicht gut.
Hier seht ihr den Trailer zur zehnten Staffel
Wie geht es in der nächsten Staffel weiter?
Man kann die Reaktion verstehen, aber was wird nun aus dem Gruberhof? Hans und Lisbeths erschrockene Blicke sind nun das Letzte, was der Zuschauer am Ende der Staffel zu sehen bekommt. Wenn Anne ihre Felder mitnimmt, hat der Gruberhof eigentlich keine Zukunft mehr. Was soll dann geschehen? Es könnte sein, dass sich Anne von Hans und Lisbeth noch einmal umstimmen lässt, schließlich können die beiden nichts dafür, dass Martin ihre Liebe nicht erwidert. Die Grubers könnten ihre Felder verpachten und nach einer anderen Einnahmequelle suchen. Wird es Schuldzuweisungen geben? Werden sich die Brüder, die sich gerade mal wieder zusammengerauft haben, an diesem Punkt wieder entzweien? Was sind eure Vermutungen? Hinterlasst sie doch zur Diskussion für die anderen in den Kommentaren.