Der gleiche Himmel: Event-Dreiteiler über die Zeit des Kalten Krieges in der heutigen deutschen Hauptstadt.
Groß angelegtes Beziehungs- und Familiendrama vor dem Hintergrund deutsch-deutscher Geschichte in den 70er Jahren.
Es ist schon beachtlich, wie viele Erzählstränge den neuen ZDF-Dreiteiler „Der gleiche Himmel“ durchziehen, der Ende März die Zuschauer ähnlich wie „
Unsere Mütter, unsere Väter“ fesseln soll. Urheber dieses Zeitpanoramas sind wieder UFA Fiction und Beta Film, die mit Hilfe der englischen Drehbuchautorin Paula Milne nun also in den frühen 70er Jahren im geteilten Berlin des Kalten Krieges zum Teil abenteuerlichen Lebenslinien nachspüren. Da ist zum einen ein frisch gebackener DDR-Romeo, passend besetzt mit „
Oh Boy„-Wunder Tom Schilling, der sich an eine geschiedene Mutter in Westberlin heranmachen soll, weil sie im Dienst des britischen Secret Service in einer Abhörstation auf dem Teufelsberg Zugang zu geheimen Informationen hat. Da gibt es die für Olympia trainierende Nachwuchsschwimmerin und ihre ehrgeizige Mutter, die die haarigen Folgen der zur Leistungssteigerung verabreichten „Vitamine“ der sozialen Vor- und Nachteile wegen lieber rasieren wollen, als das Doping abzusetzen. Da ist ein schwuler Physiklehrer, der der latenten Verachtung im Arbeiter-und-Bauernstaat gerne durch Flucht zu seiner Zufallsbekanntschaft im Westen entkommen würde. Da gibt es eifrige und desillusionierte Stasimitarbeiter, frustrierte Ehepaare in West und Ost, verzweifelte Tunnelgräber, undankbare Kinder und ein mauerüberspannendes dunkles Geheimnis, das auf Romeo Schillings zweiter Zielperson lastet, die er herumkriegen muss, nachdem ein Schicksalsschlag seine erste Geheimoperation torpediert hat. Regisseur Oliver Hirschbiegl wendet sich nach seinem Kinofilm „
Elser“ hier wieder dem Fernsehen zu, und versteht es souverän durch die vielen Handlungsverwicklungen zu führen, ohne dass der Zuschauer die Orientierung verliert. Unterstützt wird er von einem hervorragenden Cast mit u.a. Ben Becker, Anja Kling und Jörg Schüttauf, denen es in wenigen Szenen gelingt, ihren Charakteren Glaubwürdigkeit und Tiefe zu verleihen. Eine ganze Zeit und ihre ideologischen Kämpfe werden wieder lebendig vor dem Hintergrund von Willy Brandts Rücktritt, Nixons Watergate-Affäre und dem unvergessenen Fußballspiel BRD - DDR während der WM 1974. Das dramatische und spannende Geschehen nimmt über drei Teile seinen schicksalhaften Lauf - und schreit eigentlich nach einer Fortsetzung als Serie. Denn wenn nach 270 Minuten, alle Figuren und Probleme in Stellung gebracht sind, verraten nur ein paar eingeblendete Textzeilen zum Abspann, wie es wohl weiter gegangen sein könnte. Man darf gespannt sein, ob sich das Publikum mit dieser elaborierten Exposition zufrieden gibt, oder nicht nach mehr verlangt. Vielleicht ist das ja auch der geheime Plan von Sender und Produzenten. Drei lohnende Fernsehabende, die eindrucksvoll zeigen, wie deutsche Mehrteiler und Serien auf internationalem Niveau das Programm bereichern können. uh.