Unzählige Anspielungen gab es allein auf die vermeintlich große Sauron-Enthüllung am Ende der ersten Staffel von Amazons „Der Herr der Ringe“-Serie, „Die Ringe der Macht“. Es lohnt sich aber auch aus anderen Gründen, die acht Folgen mindestens zweimal anzuschauen. Das geht inzwischen leicht, denn nachdem die Episoden zunächst wöchentlich erschienen sind, ist die komplette Staffel jetzt im Prime-Abo zu haben. Das könnt ihr einmalig 30 Tage lang kostenlos testen.
Das Auge Saurons im Schmiedefeuer
In der letzten Folge der ersten Staffel werden die ersten drei Ringe für die Elben geschmiedet. Dabei hat Halbrand, der als Sauron enthüllt wurde, mit einer Idee bezüglich der Metallverbindung weitergeholfen. Als das Mithril dem flüssigen Edelmetall hinzugefügt wird, sehen wir kurz etwas, das dem Auge Saurons aus den Filmen sehr ähnlich sieht.
Steht Galadriels Spiegel in Lindon?
Wenn wir uns in Lindon aufhalten, fällt oftmals im Hintergrund diese Schale auf. Zum Beispiel in dieser Szene in der fünften Folge, in der Gil-galad Elrond den verwesenden Baum zeigt und ihn erneut nach dem Mithril der Zwerge fragt. In der Serie spielt die Schale bisher noch keine Rolle, doch ähnelt sie sehr stark Galadriels Spiegel, in dem sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sehen kann. Im „Herr der Ringe“-Film schaut Frodo in ihren Spiegel und sieht die Zerstörung des Auenlands. Im Film sieht die Schale aber tatsächlich etwas anders aus, dort ist sie silberner und kleiner als der Sockel, auf dem sie steht. Dennoch ist die Ähnlichkeit kaum übersehbar.
„Lauf schneller“
Eine weitere Szene, die an eine Begebenheit in den Filmen angelehnt ist: Als Galadriel nach dem Orks-Übergriff Adars Verfolgung aufnimmt, flüstert sie ihrem Pferd einen Befehl zu, den wir schon einmal so gehört haben. Sie flüstert ihm „noro lim“ zu, was elbisch ist und soviel heißt wie „Lauf schneller“. Auch Arwen drängt ihr Pferd Asfaloth auf diese Weise zu mehr Eile. Im Buch sagt allerdings der Elb Glorfindel diesen Satz.
Elronds Vater
Wenn Elrond mit Durin über seinen Vater spricht, kommt ein wenig Stammbaum ins Spiel. Earendil, der Seefahrer, spielt eine wichtige Rolle für die Geschehnisse in Mittelerde. Er war es auch, der mit den Adlern gegen Morgoths Drachen zu Felde zog. Eigentlich ein Sterblicher, wurde er gemeinsam mit seiner Frau Elwing von den Valar gestellt, welcher Lebensform sie zugehörig sein wollen. Da sich seine Frau für ein elbisches Schicksal entschied, tat es Earendil ihr gleich. Als Nori (Markella Kavenagh) vom Fremden erzählt, gibt Sadoc (Lenny Henry) zum Besten, dass er noch nie davon gehört habe, dass Sterne auf Mittelerde fallen und zu Personen werden, nur andersherum. Damit bezieht er sich auf Elronds Vater Earendil, der nach wie vor als Held und Stern am Himmel verehrt wird. Elronds Familienverhältnisse sind ausgesprochen komplex. Auch auf Elronds Bruder Elros wird in der Serie verwiesen und er ist auf einem Gemälde in der Halle der Weisheit, die Galadriel in Folge 3 durchwandert, abgebildet. Elros hatte sich anders als Elrond für die Sterblichkeit entschieden und war der erste König Númenors.
Galadriel übernimmt einen Satz von Sauron
Als die geflüchtete Galadriel von einem Boot gerettet und hinaufgezogen wird, begrüßt Halbrand sie mit den Worten: „Der Strom des Schicksals fließt weiter“. Das ist eine schöne Idee, weil dies nahelegt, dass Galadriel dieser Satz derart im Gedächtnis geblieben ist, dass sie ihn viele Jahre später selbst sagt. Und zwar in einem Moment, der stark mit Sauron verknüpft ist. Nachdem sie Frodo in den Spiegel sehen lässt und er ihr den Ring anbietet, was sie zunächst sehr reizvoll findet, entschließt sie sich aber doch, die Prüfung zu bestehen, Galadriel zu bleiben und in den Westen zu gehen. Daraufhin sagt sie zu Frodo: „Am Morgen müsst ihr aufbrechen. Denn nun haben wir uns entschieden und der Strom des Schicksals fließt weiter.“ Im Film kommt dieser Satz in der entsprechenden Szene nicht vor, aber im Buch könnt ihr sie leicht finden.
Auf diese Szene wird noch einmal nahezu wortwörtlich angespielt, nämlich in der letzten Folge, wenn es um Galadriel als Königin an Saurons Seite geht. Dabei fallen fast dieselben Worte wie in Galadriels Monolog, in dem sie Frodo erklärt, was passieren würde, wenn sie den Ring an sich nehmen würde. „Anstelle eines dunklen Herrschers hättest du eine Königin…“.
Fëanors Eid
In der ersten Folge hält Galadriel einen kurzen Monolog zur Geschichte Mittelerdes und erklärt dabei auch den Tod ihres Bruders. Im Rahmen dessen sieht man mehrere Elben ihre Schwerter zusammenziehen. Diese Szene erinnert stark an den Eid Feanors, den Feanor und dessen sieben Söhne schworen und der sie dazu zwang, jedem, der einen Simaril in Besitz hatte, zu verfolgen, bis sie wieder im Besitz ihres Hauses wären. Dieser Eid führte sogar zu Morden zwischen Elben. Im Rahmen von Galadriels Geschichte passt es sehr gut, dass diese kurze Szene auf den Eid anspielt. Was dabei nicht passt, ist, dass Finrod, ihr Bruder, dabei anwesend ist. Auf Fëanor wird ein weiteres Mal angespielt, wenn Elrond in Eregion dessen Hammer bewundert. Celebrimbor ist vermutlich in dessen Besitz, weil er der Enkel von Fëanor ist.
Schlacht der ungezählten Tränen
Da Amazon keine Rechte an Tolkiens „Silmarillion“ hat, sind einige Ereignisse, die darin geschildert werden, relativ unspezifisch in den Monolog Galadriels am Anfang der Staffel eingearbeitet. Auch wenn es nicht direkt benannt wird, lässt der riesige Berg von Helmen an den gigantischen Berg von Leichen denken, der nach Nranaeth Arnoedlad oder auch der Schlacht der ungezählten Tränen aufgetürmt wurde. Es war die fünfte Schlacht gegen Morgoth, die für unzählige Elben und Menschen mit dem Tod endete.
Krieg des Zorns
Eine weitere nicht weiter spezifizierte kurze Anspielung auf ein wichtiges Kampfgeschehen in Mittelerde im Monolog Galadriels zu Beginn der Serie ist die Szene mit den Drachen. Dies ist ziemlich eindeutig ein Hinweis auf die Große Schlacht am Ende des Ersten Zeitalters, die einige wichtige Konsequenzen mit sich brachte und erfolgreich für Menschen und Elben endete. Dabei schickte Melkor geflügelte Drachen ins Feld, die Earendil mit Adlern bekämpfte. In der Schlacht konnten auch die Orks und die Balrogs nicht standhalten. Melkor wurde in die Leere verbannt, fast seine gesamte Streitmacht vernichtet. Sauron konnte entkommen, wie auch einige Balrogs sich in die tiefsten Tiefen der Erde retten konnten. Die Edain, also die Menschen, die an der Seite der Elben gekämpft hatten, bekamen zum Dank Númenor geschenkt.
Die Ents
Wenn am Ende der ersten Folge der Meteorit, der den Fremden bringt, am Himmel zu sehen ist, werden uns verschiedene Personen gezeigt, die das Ereignis beobachten. Dabei gibt es auch eine kurze Szene, in der ihr drei laufende Bäume sehen könnt. Das können nur Ents sein oder wie die Elben sie nennen, Onodrims. Es handelt sich um baumartige Wesen, die die Wälder von Mittelerde beschützen. Auch in den „Der Herr der Ringe“-Filmen lernen wir einen von ihnen genauer kennen: Baumbart. Er lebt in Fangorn und Gandalf bezeichnet ihn als das älteste Lebewesen von Mittelerde. Während die Ents im Ersten Zeitalter noch zahlreich in Mittelerde umherwanderten, sind sie im Dritten Zeitalter schon ein schwindendes Volk. Das beruht auf dem Mangel an Nachwuchs, der dadurch entstand, dass die Entfrauen und Entmänner sich entfremdeten. Die Entfrauen zogen sich in ein Gebiet südlich des Großen Grünwalds zurück, das Sauron gegen Ende des Zweiten Zeitalters dem Erdboden gleichmachte. Es ist schwer zu hoffen, dass wir von diesen Lebewesen in der zweiten Staffel „Die Ringe der Macht“ mehr sehen werden als diese kurze Momentaufnahme in der ersten Staffel.
Kein Essen bei den Zwergen
Eher witzig ist die Anspielung auf ein verpasstes gutes Essen bei den Zwergen. Denn hier wiederholt sich etwas, das uns schon in den Filmen begegnet ist. Wenn Elrond mit Celebrimbor zu den Zwergen aufbricht, verspricht er ihm „schmetternde Widderhörner, Tafeln voller Pökelfleisch und genug Malzbier, um den Anduin zu fluten.“ Wie wir wissen, kommt es ganz anders und das Zusammentreffen verläuft wesentlich unerfreulicher. Dasselbe machen die Gefährten durch, als sie nach Moria kommen. In ähnlichen Worten verspricht Gimli den Reisenden Malzbier und gutes Essen, doch es stellt sich heraus, dass die Mine zu einem Grab geworden ist und auch in diesem Fall wird es nichts mit den kulinarischen Genüssen.
Der Fremde sagt Gandalfs Spruch
Am Ende macht sich Nori mit dem Fremden, der offensichtlich ein Magier ist, auf einen noch unbekannten Weg. Ob der Fremde sich wirklich als Gandalf entpuppt, halten einige für wahrscheinlicher als andere. Sicher ist, es gibt einige Anzeichen dafür und trotzdem könnte doch noch alles anders kommen. Denn dafür, dass die Sache so klar scheint, äußern sich die Showrunner dazu sehr unkonkret. Auf jeden Fall sagt der Fremde aber zu Nori etwas, das auch Gandalf schon zu einem Hobbit sagte, als es um die Frage des richtigen Wegs ging: Dann solle man immer der Nase folgen. In diesem Punkt sind sich also der Fremde und Gandalf einig, gewiss ist aber trotzdem noch lange nichts.