Die erste Staffel von „Ringe der Macht“ ist nun vorüber. Zeit also, das Gesehene Revue passieren zu lassen und die Serie für das zu zelebrieren, was sie ist: ein wunderbarer Einstieg.
– Dieser Artikel spiegelt die Meinung des Autoren wider und nicht zwangsweise die aller kino.de-Redakteur*innen. Es folgen Spoiler! –
Die Erwartungen waren hoch: Seit der Ankündigung der ersten Serie im „Der Herr der Ringe“-Universum waren sie alle vertreten – die Frohen, die Zweifler*innen, die Ängstlichen und die Hoffnungsvollen. Weil ich grundsätzlich mit negativen Einstellungen vor einem Start nicht viel anfangen kann, gehörte ich zu den Hoffnungsvollen. Dass die Schöpfer Patrick McKay und J.D. Payne mit ihrem Ansatz und ihrer Rückenstärkung des Tolkien Estate den richtigen Ansatz für die Rückkehr nach Mittelerde finden. Und ich gehörte auch zu den Frohen, denn was kann es Besseres geben, als neue Geschichten aus dem riesigen Epos Tolkiens erfahren zu dürfen?
Nun, nach acht Folgen, bin ich sehr erleichtert, auch weiterhin zu den Frohen gehören zu können. Die erste Staffel von „Die Ringe der Macht“ hat mich in ihrem Ansatz, in ihren Geschichten und in ihren Figuren in den Bann gezogen. Das Konzept der Einführung – die erste Staffel als Prolog sozusagen – funktioniert in dem Sinne, als dass wir die unterschiedlichen Schauplätze und Personen mit ihren ersten Motivationen kennenlernen und ein erstes fragmentiertes Bild von der großen Geschichte bekommen.
Bei fünf geplanten Staffeln braucht es eben Spielraum für die Entfaltung der Geschichte(n). Die Zeit, die durch die um die 40 Stunden Spielzeit zur Verfügung stehen – wenn wir einmal davon ausgehen, dass uns pro Staffel jeweils acht Folgen à eine Stunde erwarten werden – können die Serien-Macher eben anders füllen, als es Peter Jackson mit zwölf Stunden in den Extended Versionen von „Der Herr der Ringe“ vermochte. Und so gesehen haben wir mit Staffel 1 von „Die Ringe der Macht“ die „Gefährten“ bekommen und sind vorbereitet, was die weitere Reise anbelangt.
Was uns in der zweiten Staffel der Serie erwarten dürfte, verraten wir euch im Video:
Endlich mal wieder seichte(re) High Fantasy
Obwohl ich einem „House of the Dragon“ durchaus etwas abgewinnen kann, war es für mich entspannend, mit „Ringe der Macht“ mal wieder in Fantasy-Gefilde abdriften zu können, in denen ich nicht in jeder etwas angespannten Situation mit dem nächsten Mord rechnen musste und mir nicht aufgerissene und en detail gezeigte Wunden in jeder Folge präsentiert wurden. Auch wenn sich „Ringe der Macht“ gegenüber „Der Herr der Ringe“ den (traurigerweise) aktuelleren Sehgewohnheiten doch schon mehr annäherte, was die expliziten Gewaltdarstellungen anbelangt, waren sie in Konfliktsituationen nicht Hauptaugenmerk.
Vielmehr durften wir auch mal wieder blühende Landschaften, eindrucksvolle Hallen aus Stein und mächtige Stadtstaaten sehen und selbst die Umwandlung der Südlande in die trostlose Einöde von Mordor war inszenatorisch beeindruckend. Zwerge, Elben, Trolle, Orks, Hobbits, ein Balrog, gepaart mit Mystik, Magie, leichtem Humor, den Schatten, der Düsternis, aber auch dem Licht – all das hielt das Erbe Tolkiens nicht nur hoch, sondern wurden ihm auch noch gerecht.
Während ich hier nun viele weitere Worte über den passenden, klangvollen Soundtrack von Bear McCreary, mehr noch über das Szenenbild und über die vielen passenden und ineinandergreifenden Handlungsentwicklungen verlieren könnte, möchte ich vielmehr noch einmal die Figuren und deren Darsteller*innen hervorheben.
Das sanft zuckende Mienenspiel
Meine Kollegin Kristina lobte in ihrer ersten Einschätzung nach den ersten beiden Folgen „Galadriels sanft zuckende Mienenspiel“, was mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf ging. Die Darstellung von Morfydd Clark bringt die Figur der jungen Galadriel, die wir eben als gefestigte Elbin in „Der Herr der Ringe“ kennenlernten, auf den Punkt und fügt ihr die eben auch noch vorhandene Unsicherheit hinzu, sodass ich jetzt schon erahne, dass wir eine beeindruckende Charakterentwicklung sehen werden.
Auch die Freundschaft zwischen Elrond und Durin IV. war ein absolutes Highlight der ersten Staffel, in ihrer humorvollen, aber auch gebrechlichen Art, ebenso wie jeder Auftritt der doch so konträren, aber in ihrer Absicht auch ähnlichen Figuren Elendil und Adar. Gleichgültig ist mir dabei niemand und ich gehe fest davon aus, dass Figuren, die bislang nur angerissen wurden, in den nächsten Staffeln auch mehr Präsenz bekommen werden. Das ist eben das Los, aber auch das Gute in einer seriellen Aufmachung. Es muss nicht alles gleich in Staffel 1 passieren.
Auch ohne Cliffhanger – eh ein überschätztes und nerviges Mittel zum Aufrechterhalten der Spannung – warte ich nun gespannt auf die Staffel 2 von „Ringe der Macht“, die für mich nicht schnell genug kommen kann, aber vermutlich ihre Zeit brauchen wird. Und so hoffe ich, dass sich die Serien-Macher auf ihrem Weg treu bleiben, Amazon auch weiterhin die nötigen Gelder zur Verfügung stellt und wir baldigst nach Mittelerde zurückkehren dürfen.
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Und wer sich jetzt noch fragt, wie man selbst in „Die Ringe der Macht“ passen würde, kann sich durch unser Quiz eine Antworten holen: