Folge 4 von „Die Ringe der Macht“ gab uns einen besseren Einblick in das Königreich Númenor. Dabei spielt auch eine schreckliche Vision eine große Rolle, die nichts Gutes verheißt.
– Achtung: Es folgen Spoiler zu Folge 4 von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“! –
Dass „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ die teuerste Serie aller Zeiten ist, wurde bereits in den ersten Augenblicken von Folge 4 erneut deutlich, die noch dazu dem Titel der Episode, „Die große Woge“, direkt gerecht wurde. Aus der Perspektive der Königin Regentin Míriel (Cynthia Addai-Robinson) sahen wir, wie eine riesige Flutwelle Númenor zerstörte und das Inselkönigreich praktisch verschluckte.
Ein schlimmer Traum von ihr, wie sich direkt nach dieser imposanten Sequenz herausstellte – und doch viel mehr, wie wir im weiteren Verlauf der Folge erfuhren. Denn bei diesem Bild handelt es sich nicht einfach nur um eine vage Angst von Míriel. Das wurde spätestens deutlich, als Galadriel (Morfydd Clark) in einen aus den „Der Herr der Ringe“-Filmen bereits bekannten Palantír blickte und ihrerseits die Zerstörung Númenors durch eine riesige Flutwelle sah.
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Míriel ist offenbar davon überzeugt, dass dies eine Vision der Zukunft ist, die laut ihrer Aussage mit der Ankunft von Galadriel auf der Insel begann und nutzt dies als Kompass für ihre politischen Entscheidungen. Das erklärt ihre Abneigung gegen die Elben, denn die Königin geht offenbar davon aus, dass sie die Zerstörung ihrer Heimat auslösen werden.
Ihr Vorgänger, Tar-Palantir (Ken Blackburn), deutete die Vision offenbar genau andersherum und setzte sich dafür ein, die Vergangenheit wiederaufleben zu lassen und das Bündnis zwischen Elben und Menschen zu erneuern. Dagegen rebellierte das Volk jedoch, wodurch Míriel als Platzhalterin installiert wurde. Entsprechend schien die Haltung Númenors klar zu sein: Das Inselreich wollte die selbstgewählte Isolation aufrechterhalten. Nichts damit zu tun haben wollen, das gilt auch für die Stars in dem folgenden Video, die beispielsweise sogar eine Rolle in den „Der Herr der Ringe“-Filmen ablehnten:
Kann Míriel die Prophezeiung abwenden?
Das änderte sich radikal mit dem Ende der Folge, denn gerade, als Galadriel das Königreich verließ, begannen die Blätter von Nimloth, des Weißen Baums, zu fallen. Dies deuteten Míriel und Co. als untrügliches Zeichen, dass sie auf dem Holzweg waren, da dies als vergießen der Tränen der Valar persönlich, also der Gottheiten der Welt, gilt. Entsprechend folgte die Kehrtwende und Míriel erklärte sich doch dazu bereit, eine Streitkraft mit Galadriel nach Mittelerde zu schicken, um den gemeinsamen Feind in den Südlanden zu bekämpfen.
Doch ist das von Erfolg gekrönt? Kann der Untergang Númenors durch diesen Sinneswandel abgewandt werden? Um diese Frage zu erläutern, müssen wir die Geschichte aus den Werken Tolkiens vorwegnehmen, die sicherlich noch in „Die Ringe der Macht“ ausführlich gezeigt werden wird. Also gilt ab hier eine Spoiler-Warnung für künftige Geschehnisse der „Herr der Ringe“-Serie!
Das wird mit Númenor passieren
Da ihr nun ausreichend gewarnt wurdet, können wir die Frage, ob Númenor noch zu retten ist, mit einer einfachen Gegenfrage beantworten: Was glaubt ihr, warum das mächtigste Königreich der Menschen in den „Der Herr der Ringe“-Filmen nie zu sehen war? Genau, weil es tatsächlich vom Meer verschluckt wurde.
Die Vision des Palantír wird sich in der Serie definitiv noch erfüllen und Sauron dürfte dabei seine schmutzigen Finger im Spiel haben. Er war es schließlich auch in Tolkiens Version der Geschichte, der die Herzen der Einwohner Númenors vergiftete, Zwietracht zwischen ihnen säte und sie gegen die Elben aufhetzte. Da die Serie die Ereignisse des Zweiten Zeitalters komprimiert, wurde offenbar schon Vorarbeit geleistet, denn die Menschen dort sind bereits zumindest skeptisch gegenüber den Elben eingestellt. Der Palantír könnte dabei eine Rolle spielen, immerhin handelt es sich bei den Sehenden Steinen vorrangig um ein Instrument, um Informationen über lange Distanzen auszutauschen. Sauron bewies bereits in den Filmen und Büchern, dass er damit Macht über schwächere Geister ausüben und sie nur das sehen lassen kann, was sie sehen sollen. Statt einer wahren Vision könnte dies also auch nur eine Finte Saurons sein, um durch Angst den Untergang Númenors heraufzubeschwören und überhaupt erst auszulösen.
Da manche Zuschauer*innen vermuten, bei Halbrand (Charlie Vickers) handele es sich in Wahrheit um Sauron in menschlicher Gestalt, ist es vielleicht kein Zufall, dass er in Númenor zurückblieb. Eventuell übt er künftig vor allem auf Pharazôn (Trystan Gravelle) schädlichen Einfluss aus, denn er war es, der den Untergang des Königreichs besiegelte. Der in der Serie aktuelle Berater von Míriel wurde in den Büchern selbst als Thronfolger zum König Númenors und plante, mit einer riesigen Armada die Unsterblichen Lande zu überfallen, da er und etliche andere Menschen neidisch auf die Unsterblichkeit der Elben waren.
Das ließ Illúvatar, der Schöpfergott, allerdings nicht zu, sondern änderte kurzerhand die Geographie der Welt: Aus einer Scheibe wurde eine Kugel, die Unsterblichen Lande konnten künftig nur noch von den Elben und wenigen ausgewählten Individuen erreicht werden (unter anderem Ringträgern wie Frodo und Bilbo) und Númenor wurde komplett vom Meer verschluckt.
Wann genau wir diese Katastrophe in „Die Ringe der Macht“ erleben werden, ist derzeit noch unklar, aber es dürfte wohl noch etwas dauern. Schließlich wurde der zentrale Konflikt, dass die Menschen nach der Unsterblichkeit der Elben trachten, noch nicht einmal etabliert, ganz zu schweigen davon, dass Pharazôn zum König werden und von Sauron korrumpiert werden muss. In Staffel 1 solltet ihr mit diesem großen Ereignis noch nicht rechnen, aber die verbleibenden Folgen von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“, die euch immer freitags bei Amazon Prime Video erwarten, sollten auch so reichlich Unterhaltung bieten.