In der zweiten Staffel von „Die Ringe der Macht“ sehen wir die titelgebenden Schöpfungen endlich in Aktion. Doch was können die einzelnen Ringe – gerade im Vergleich zu dem Einen?
– Achtung: Es folgen Spoiler zu Staffel 2, Folge 5 von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“! –
Durch die „Der Herr der Ringe“-Trilogie haben etliche sicherlich ein Gefühl dafür, welch finstere Macht von dem Einen Ring ausgeht. Doch welche Fähigkeiten verleihen eigentlich die anderen großen Ringe, die Elben, Menschen und Zwerge erhalten haben? In Staffel 2 von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ sehen wir jetzt so langsam, aber sicher die titelgebenden Artefakte in Aktion. Doch vermutlich dürfte vielen noch immer unklar sein, was genau sie auszeichnet und wie sie im Verhältnis zum Einen Ring stehen.
Um diesen Fragen nachzugehen, müssen wir zunächst einmal darauf hinweisen, dass sich die in der Amazon-Serie gezeigte Geschichte der Entstehung der Ringe der Macht signifikant von der aus den Werken von J.R.R. Tolkien unterscheidet:
- Im Original schmiedeten die Elben ihre drei Ringe ohne den Einfluss Saurons, nachdem sie seine wahre Identität enttarnt hatten. Er hatte sich zuvor als Annatar, Herr der Geschenke, ausgegeben und mit den Elben unter anderem die sieben Ringe für die Zwerge und neun Ringe für die Menschen geschaffen.
- In „Die Ringe der Macht“ wurden die drei Ringe der Elben als erstes angefertigt, wobei Sauron als Halbrand getarnt entscheidend daran beteiligt war.
- In der Amazon-Serie spielt darüber hinaus das seltene Metall Mithril eine entscheidende Rolle, denn darin soll laut einer Legende das Licht der Bäume Valinors erhalten sein, womit die Elben sich erhoffen, dass Mithril die schwindende Macht der Elben und ihre Lebensenergie gegen das sich in Mittelerde ausbreitende Böse verteidigen kann.
- Diese Mithril-Legende ist eine Erfindung von „Die Ringe der Macht“, im Original wird dem Metall nicht solch eine Macht zugesprochen; doch auch dort wurden die mit Magie hergestellten Artefakte von Seite der Elben aus mit der Intention gefertigt, die Schönheit der Welt zu bewahren, damit sie wie ihre Heimat Valinor aussehe.
Eigentlich sollte erst 007-Legende Sean Connery Gandalf spielen, doch der Plan scheiterte:
Die drei Ringe der Elben
Da die drei Ringe der Elben inzwischen in Staffel 2 von „Die Ringe der Macht“ zum Einsatz kommen, wenden wir uns zunächst ihren Eigenschaften zu:
- In der Serie sind sie offenbar tatsächlich in der Lage, die schwindende Macht der Elben wiederherzustellen, was an dem wieder aufblühenden großen Baum in Lindon ersichtlich ist.
- Galadriel (Morfydd Clark) beschreibt, dass sie durch den Ring prophetische Fähigkeiten erlangt hat, was König Gil-Galad (Benjamin Walker) anschließend für sich selbst bestätigt.
- Círdan (Ben Daniels) demonstriert an Fischen, dass die Ringe wie angekündigt Macht über Lebensformen ausüben. Das kennen wir bereits von dem Einen Ring: Dieser war schließlich in der Lage, den Geist von Lebensformen praktisch zu brechen und sie zum Bösen zu verleiten.
Ab hier folgen die Eigenschaften der Elben- und anderen Ringe, die wir bislang nur aus den Werken Tolkiens kennen (via The Lord of the Rings Wiki):
- In den Büchern zeichnen sich die Elbenringe noch dadurch aus, dass sie nicht den/die Träger*in unsichtbar machen, sondern ihrerseits unsichtbar sein können. So war nur Frodo in Lothlórien in der Lage, Galadriels Ring zu sehen, weil er selbst den Einen Ring trug.
- Narya, den Círdan besitzt, soll laut den Vorlagen anderen Hoffnung und Widerstandskraft gegen Tyrannei und Verzweiflung verliehen sowie den/die Träger*in vor Ermüdung geschützt haben.
- Galadriels Ring Nenya wird in den Büchern zugeschrieben, für Bewahrung und Schutz zu stehen, was seine Trägerin genutzt hat, um Lothlórien vor dem Einfluss des Bösen zu verteidigen.
- Vilya, der sich in den Händen von Gil-galad befindet, soll der mächtigste der drei Elbenringe sein, allerdings wird im Original nicht genau geklärt, welche Fähigkeiten er besitzt. Man vermutet, dass er heilen und Macht über Elemente ausüben kann; vielleicht greift „Die Ringe der Macht“ dies noch auf.
- Obwohl sie in den Büchern ohne Saurons Einfluss geschaffen wurden, übt der Eine Ring dennoch Macht über sie aus. Deswegen wagten es die Elben nicht, ihre drei Ringe zu nutzen, solange der Feind Mittelerdes seinen Herrscherring besaß.
Die sieben Ringe der Zwerge
Den Ringen der Zwerge, Menschen sowie dem Einen Ring ist gleich, dass sie die Lebensdauer von sterblichen Träger*innen deutlich verlängern. Es steht zu vermuten, dass dies ein eher ungewollter Nebeneffekt der Macht der Artefakte ist, da Sauron beabsichtigt hatte, dass die Ringe nur von Elben getragen werden, die ja ohnehin unsterblich sind. Allerdings wird den sterblichen Ringträger*innen nicht wirklich mehr Leben geschenkt, sondern sie leben einfach länger, was jedoch zu einer zunehmend belastenden Angelegenheit wird. So meinte Bilbo Beutlin (Ian Holm) in „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“, dass er sich fühle, als hätte man zu wenig Butter auf zu viel Brot verteilt.
Mit den sieben Ringen für die Zwergenherrscher wollte Sauron ihren Willen eigentlich brechen und sie sich untertan machen. Das gelang ihm zwar nicht, da sie sich als zu widerstandsfähig erwiesen, doch die Ringe wurden den Zwergen dennoch über Umwege zum Verhängnis. Einen Vorgeschmack davon erhielten wir bereits in „Die Ringe der Macht“:
- Sein Ring der Macht gibt Durin III (Peter Mullan) die Fähigkeit, die gesamte Beschaffenheit des Zwergenreiches Khazad-dûm zu sehen, da diese Ringe offenbar Macht über die Erde verleihen.
- Dies nutzt Durin III, um seinem Volk wieder Zugang zum Tageslicht zu gewähren, indem er riskante Grabungen genau steuert und sie so erfolgreich gestaltet.
- Gleichzeitig wird jedoch auch seine Gier geweckt, was ein neuer Wesenszug beim Zwergenkönig ist. Er kann eben nicht nur das Gestein des Berges sehen, sondern hat auch konstant dessen Schätze vor Augen, die er sich sichern will.
- Das bleibt nicht die einzige Nebenwirkung: Die Ringe werden von einer schaurigen, körperlosen Stimme begleitet, einer Art Flüstern, was Saurons Einfluss darstellen soll.
- Durin III selbst erkennt, dass der Ring ihn belastet, laut seiner Aussage fühlt er sich schwer an, weswegen er ihn sogar ablegt. Dies vergaß er jedoch offenbar kurz darauf, woraufhin er direkt gereizt und misstrauisch einen anderen Zwerg anschrie, den er des Diebstahls seines Rings verdächtigte. Diese zunehmende Abhängigkeit dürfte Fans aus der „Der Herr der Ringe“-Trilogie bekannt sein.
- Dass die Ringe der Macht die Zwerge nicht unsichtbar machen, liegt laut der Serie daran, dass sie auf dieselbe Art wie die Elbenringe geschmiedet wurden; in den Vorlagen ist die Widerstandsfähigkeit der Zwerge gegen Saurons Einfluss einfach größer als die der Menschen, weswegen sie nicht in die Unsichtbare Welt gezogen werden.
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Die neun Ringe der Menschen
In „Die Ringe der Macht“ haben wir bislang nur erfahren, dass die Ringe für die Menschen ihre Träger offenbar unsichtbar machen, weil ihnen mehr Mithril beigemischt wurde, weswegen sie eine Verbindung zu der Unsichtbaren Welt herstellen können, was bei den Ringen für die Elben und Zwerge nicht der Fall war. Die folgenden Angaben beziehen sich wiederum auf die Werke Tolkiens:
- Die neun menschlichen Ringträger konnten zunächst Macht und Reichtümer erlangen, sie wirkten gar aufgrund ihrer längeren Lebensspanne unsterblich.
- Doch nach einer Weile verfielen sie der dunklen Macht Saurons, das Leben wurde unerträglich für sie und wenn sie die Ringe aufsetzten, sahen sie Visionen des Dunklen Herrschers.
- Letztlich gelangten sie alle nacheinander unter Saurons Kontrolle.
- Als die Ringgeister, die sogenannten Nazgûl, folgten sie seinen Befehlen, da sie keinen eigenen freien Willen mehr hatten.
- Ihre Macht und ihr Leben war letztlich an Sauron und den Einen Ring gebunden; mit seiner Kraft stieg auch ihre, wenn er an Stärke verlor, erging es ihnen ebenso.
- Die Ringgeister sind konstant unsichtbar, außer für Elben, die in den Unsterblichen Landen waren, Maiar wie Sauron, Zauberer sowie den/die Träger*in des Einen Rings.
Der Eine Ring alias der Herrscherring
Nachdem Sauron die 16 großen Ringe für die Menschen und Zwerge bei den Elben geschmiedet hatte, erschuf er im Geheimen im Schicksalsberg den Herrscherring. Der wird seinem Namen gerecht:
- Der Eine Ring kann Macht über die anderen Ringe ausüben und so auch über ihre Träger*innen.
- Sauron wollte so eigentlich die mächtigen Elben quasi kampflos in die Knie zwingen.
- Um das zu ermöglichen, ließ Sauron, einer der Maiar – also ein mächtiges Geistwesen – einen Großteil seiner Kraft in den Einen Ring fließen.
- Sein eigenes Leben war somit an diesen gebunden, doch der Eine Ring verstärkte auch die Macht Saurons enorm, wenn er diesen trug.
- Der Herrscherring war praktisch unzerstörbar, nur im Feuer des Schicksalsberg, aus dem er gekommen war, konnte er vernichtet werden.
- Der Eine Ring schien auch unabhängig von Sauron dessen Willen verfolgen zu wollen; was durchaus Sinn ergibt, schließlich trug er einen Teil seines Schöpfers in sich.
- Entsprechend war es ihm auch möglich, andere Träger*innen nach und nach zu korrumpieren, was wohl selbst bei mächtigen Wesen wie Gandalf möglich war; zumindest befürchtete er, den Ring für Gutes einsetzen zu wollen, um damit unabsichtlich aber Schreckliches zu verüben.
- Zudem konnte der Herrscherring seine Größe verändern, um von unterschiedlichen Lebewesen getragen zu werden und diese beeinflussen zu können.
- Der Eine Ring machte seine*n Träger*in unsichtbar, sofern sie nicht Sauron waren.
Inwieweit „Die Ringe der Macht“ bei den anderen Ringen der Vorlage folgen wird, erfahrt ihr ab jetzt donnerstags mit einer neuen von insgesamt acht Folgen bei Prime Video.
In Sachen „Der Herr der Ringe“ macht euch so schnell niemand etwas vor? Beweist es uns und stellt euer Mittelerde-Wissen unter Beweis: