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„Würde ich dem Publikum nicht antun“: Neue „Dexter“-Serie hintergeht uns & wiederholt fatalen Fehler

„Würde ich dem Publikum nicht antun“: Neue „Dexter“-Serie hintergeht uns & wiederholt fatalen Fehler
© Paramount

Der berüchtigte Serienkiller Dexter Morgan ist noch nicht tot – und das ist ein riesiger Fehler, denn damit kopiert sich das Franchise selbst.

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Mit dem vorgetäuschten Serientod der Hauptfigur hatte „Dexter“ die Sympathien des Publikums zum Finale weitestgehend verspielt. Mit dem Spin-off „New Blood“ gelobte Serienschöpfer Clyde Phillips Wiedergutmachung. Daran hielt er sich – bis heute. Denn die erste Episode des neuen Ablegers „Original Sin“ bestätigt, was ich aufgrund des offiziellen Trailers bereits befürchtet hatte: Dexter Morgan (Michael C. Hall) ist noch am Leben. Und das ist der größte Fehler des gesamten Serienkiller-Franchises.

– Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wider und nicht zwangsweise die aller kino.de-Redakteur*innen. –

– Achtung: Es folgen Spoiler zu „Dexter“, „Dexter: New Blood“ & „Dexter: Original Sin“ –

Dexter lebt – und das ist „unehrlich“

Wir erinnern uns: Jahre nachdem Dexter Morgan seinen eigenen Tod vorgetäuscht und sich unter neuer Identität in Iron Lake abgesetzt hat, nimmt Harrison (Jack Alcott) die Verfolgung auf – mit Erfolg. Einigen Anlaufschwierigkeiten zum Trotz finden Vater und Sohn wieder zueinander. Doch der Familienfrieden ist nur von kurzer Dauer, denn Harrison kann seine moralischen Wertevorstellungen nicht mit denen von Dexter vereinen. Schlussendlich sieht er sich gezwungen, seinen eigenen Vater zu erschießen. Wie Clyde Phillips damals im Interview mit Deadline zu Protokoll gab, sollte das tatsächlich das Ende des sogenannten Bay-Harbour-Metzgers sein:

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„Dexter ist tot. Das würde ich dem Publikum nicht antun. Es wäre unehrlich. An diesem Punkt steht außer Frage, ob dies das Ende von Dexter ist. Dexter ist tot.“

Fast drei Jahre später beweist uns „Dexter: Original Sin“ das genaue Gegenteil. Direkt in der ersten Szene des Spin-offs wird klar: Nein, Dexter ist nicht tot. In der Notaufnahme sind medizinische Fachkräfte damit beschäftigt, den Serienkiller zu reanimieren. Obwohl sein Herzschlag kurz aussetzt, gelingt es ihnen, den moralischen Mörder zurück ins Leben zu holen. Das freut nicht nur das Personal, sondern auch Dexter – mich aber nicht.

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Neue „Dexter“-Serien brechen wichtigstes Versprechen

Versteht mich bitte nicht falsch: „Dexter“ hat – sofern ich das Ende ignoriere – einen festen Platz unter meinen Lieblingsserien. „New Blood“ ergänzte diesen Titel wunderbar um den Werdegang von Harrison. Auch Dexters Vorgeschichte als Ableger zu adaptieren, ist meiner Meinung nach völlig legitim. Die erste Episode mit dem Titel „Wie alles anfing…“ hat mich durch zahlreiche Anekdoten und eine interessante Erzählweise sogar durchweg 50 Minuten bestens unterhalten. Trotzdem fühle ich mich verraten.

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Hatte Clyde Phillips offenbar die Stimmen der Fans erhört und uns mit „New Blood“ ein deutlich würdigeres Ende des Bay-Harbour-Metzgers beschert, zerstört er mit Dexters Reanimation in „Original Sin“ nun seine eigene Wiedergutmachung. Damit hintergeht er nicht nur das Publikum, sondern auch sich selbst. Denn wie das obige Zitat offenbarte, hatte er selbst mit dem Leben des Serienkillers abgeschlossen. Was hat ihn dazu bewogen, dermaßen zurückzurudern?

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Böse Zungen könnten behaupten, es gehe um den Profit – den letzten Cent aus einer einst erfolgreichen Serie zu pressen. Andererseits könnte man vermuten, dass Dexters Reanimation lediglich dazu dient, seine Vorgeschichte glaubwürdig in Szene zu setzen. Immerhin erklärt er anfangs: „Es ist wirklich so, wie man sagt. Dein ganzes Leben zieht vor deinem inneren Auge vorbei.“ Das bedeutet noch nicht, dass er den Vorfall tatsächlich überlebt. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass Clyde Phillips Dexter ein drittes Mal den Serientod bescheren wird.

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Zwei große Indizien sprechen dafür, dass dem Killer noch eine lange Zukunft bevorstehen dürfte. Zum einen fallen die Buchstaben n, c und y im Wort „Emergency“ aus, als die Kamera sich darauf fokussiert. Übrig bleibt der Schriftzug „emerge“, was zu Deutsch so viel bedeutet wie „sich befreien“, „sich erheben“ oder „überwinden“. Zum anderen ist bereits ein drittes Spin-off mit dem Titel „Dexter: Resurrection“ in Arbeit, was mit „Wiederauferstehung“ übersetzt werden kann. Und dafür wird Michael C. Hall vor der Kamera stehen.

„Lass mich sterben“: Dexters Wunsch hätte die Serie gerettet

Eigentlich wäre es doch so einfach gewesen, an dem Schauspieler festzuhalten, ohne Dexter von den Toten zurückzuholen. Er hätte schlichtweg regelmäßig seinem Sohn Harrison als ratgebende Vision erscheinen können – so wie einst Harry (James Remar) und Debra (Jennifer Carpenter) Dexter zur Seite standen. Stattdessen fürchte ich, dass „Original Sin“ und „Resurrection“ eine der für mich emotionalsten Szenen des „Dexter“-Franchises kaputt machen werden: den Abschiedsbrief von Dexter an Hannah (Yvonne Strahovski), dessen Zeilen wir hören, während Harrison nach dem vermeintlichen Todesschuss Reißaus nimmt. Darin hieß es:

„Ich würde alles dafür geben, dich und Harrison wiederzusehen, ihn lächeln zu sehen, ihn zu umarmen. […] Aber wir wissen beide, dass – mit mir in der Nähe – ein normales Leben für Harrison nicht möglich sein wird. Die Entscheidung fällt mir nicht leicht. Manchmal wünschte ich, der Hurrikan hätte mich mit sich genommen, mich von der Last meines Dranges befreit. Stattdessen hat er mir gezeigt, dass ich sie ganz allein tragen muss. Das ist mein Schicksal. Wenn Harrison also keine dunklen Neigungen zeigt, bitte ich dich: Lass mich sterben. Damit mein Sohn leben kann.“

Und ja, Harrison leidet selbst unter einem dunklen Begleiter. Trotzdem ist sein Wertekompass deutlicher ausgerichtet als der von Dexter. So wie wir den Jungen kennengelernt haben, wäre es ihm gut möglich, den Drang zu Morden zu unterdrücken. Also, wieso kann Clyde Phillips Dexter nicht einfach sterben lassen? Ich hoffe darauf, eine Antwort in „Original Sin“ oder spätestens „Resurrection“ zu erhalten. Momentan habe ich aber Angst, dass aus der Schadensbegrenzung von „New Blood“ ein Totalschaden wird. Gewissheit kann uns aber wohl nur die Zeit geben. Wenn ihr euch selbst ein Bild machen wollt, könnt ihr die neueste Serie ab sofort wöchentlich auf Paramount+ streamen. Den Dienst könnt ihr sieben Tage kostenlos testen. Ob ihr euch ebenso die Originalserie noch einmal anschauen solltet, verrät euch unser Quiz:

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