Anzeige
Anzeige
  1. Kino.de
  2. Serien
  3. Die Discounter
  4. News
  5. „Die Discounter“ geht dahin, wo es weh tut: Witzigste Folge aller Zeiten hat mein Leben verändert

„Die Discounter“ geht dahin, wo es weh tut: Witzigste Folge aller Zeiten hat mein Leben verändert

„Die Discounter“ geht dahin, wo es weh tut: Witzigste Folge aller Zeiten hat mein Leben verändert

Zwischen urkomischen Situationen und Fremdschammomenten ist es dem Amazon-Hit „Die Discounter“ gelungen, mein Handeln nachhaltig zu beeinflussen.

Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol gekennzeichnet.  Mehr erfahren.

Obwohl „Die Discounter“ mittlerweile in die vierte Staffel geht, hält die Mockumentary-Serie das Level an Humor und Unterhaltung weiterhin aufrecht. Allein das gleicht schon einer Meisterleistung. Doch die aktuellen Folgen – die ihr wie üblich bei Prime Video streamen könnt – beweisen, wie sich der Titel über die Jahre weiterentwickelt hat. Die Episode „Besser jetzt als Peter!“ hat gar etwas geschafft, das bisher keine andere von sich behaupten kann: Ich habe mich mal ganz kräftig selbst hinterfragt.

– Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Autorin wider und nicht zwangsweise die aller kino.de-Redakteur*innen. –

Mit Techtelmechtel zwischen Kühlraum und Kassenband, unterirdischer Arbeitsdisziplin und einem übermäßig zwinkernden Sicherheitschef eroberte Amazons „Die Discounter“ mein Herz im Sturm – und eures vermutlich ebenso. An diesem Erfolgskonzept hat die Comedy-Serie im Doku-Stil bis heute festgehalten. Im Rahmen von Staffel 4 gehen die Serienschaffenden Bruno Alexander, Emil und Oskar Belton nun einen Schritt weiter: Die vierte Episode kommt mit einer ordentlichen Portion Sozialkritik daher. Dabei wird das komödiantische Element keinesfalls geschmälert – und doch hinterließ „Besser jetzt als Peter!“ bei mir ein Gefühl von Unbehagen, das mein Handeln nachhaltig beeinflussen wird.

„Die Discounter“-Hoodie: Feinkost Kolinski

„Die Discounter“-Hoodie: Feinkost Kolinski

Verschiedene Farben verfügbar
Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 16.01.2025 05:49 Uhr

„Die Discounter“ spricht die unbequeme Wahrheit aus

Alles beginnt mit einem Gastauftritt von Fahri Yardim, der mit seinem leer gefahrenen E-Auto auf dem Parkplatz von Feinkost Kolinski gestrandet ist. Während er auf eine volle Batterie wartet, erklärt er Peter (Ludger Bökelmann) – mehr schlecht als recht – den Klimawandel. Der hört davon zum ersten Mal. Wie schockiert er darauf reagiert, dass Samy (David Ali Rashed) und Lia (Marie Bloching) Bescheid wissen, aber tatenlos herumsitzen, war für mich das absolute Highlight der gesamten Staffel. Selten habe ich so gelacht – und mich gleichzeitig so ertappt gefühlt.

Anzeige

Wohl so ziemlich alle Zuschauenden wissen um die schleichende Bedrohung, für die wir selbst verantwortlich sind. Und trotzdem sitze ich hier und schreibe diesen Artikel, und ihr sitzt da und lest ihn – dabei müssten wir eigentlich versuchen, etwas zu bewegen. Tun wir aber nicht. Zumindest nicht so aktiv, wie es notwendig wäre. Im Grunde ist Peters Reaktion darauf die passendste, die ich je gesehen habe.

Einfach genial: „Die Discounter“ decken gesamte Gesellschaft ab

Thorsten (Marc Hosemann) pflichtet Peter sogar bei. Als es jedoch um die Einstellung des Verkaufsschlagers Kratzeis geht, um Plastik einzusparen, hört der Spaß auf. Für Peter ist das Grund genug, auf die Barrikaden zu gehen. Er hat sich mit dem drohenden Schicksal noch nicht abgefunden. Und das ist nicht nur richtig, sondern auch wichtig, wie Pina (Klara Lange) sagt. Doch auch sie findet seinen Weg zu radikal – Klimaschatz müsse sich ihrer Meinung nach an Gesetze halten. Selbst Fahri Yardim, der der Kolinski-Belegschaft vor wenigen Minuten noch einen Vortrag über Verantwortung gehalten hat, rastet aus, als Peter als Klimakleber die Auffahrt zum Supermarkt blockiert.

Im Grunde zeigt mir die Episode damit: Umweltschutz geht für viele Menschen nur so weit, wie es bequem ist und das eigene Leben nicht einschneidend beeinflusst – und doch ist jeder Schritt besser, als nichts zu tun. Trotzdem muss ich lernen, darüber hinauszugehen. Bricht die Klimakatastrophe über uns herein, interessiert sich niemand mehr für Thorstens schwarze Zahlen; und Pina wird sich in einer gesetzlosen Welt wiederfinden, in der Menschen um Ressourcen kämpfen.

Anzeige

Dass sich Peter aus Widerstand auf den Parkplatz klebt, dabei aber die leere Klebstoffflasche in den Busch wirft, führt mir vor Augen, dass wir oft vermutlich gar nicht wissen, welchen Schaden wir mit regelmäßigen Routinen und Gewohnheiten anrichten. Schließlich erklärt er ausgerechnet Luisa Neubauer, Deutschlands bekanntester Klimaaktivistin, dass das 1,5-Grad-Ziel in den letzten zwölf Monaten überschritten wurde – und lässt sich von ihr eine Zigarette anstecken… Das zynische Augenzwinkern dieser Folge? Für mich absolut geniale Perfektion!

Ich brauche den Diskurs – und zwar besser jetzt als Peter!

Derweil outet sich Jonas (Merin Sandmeyer) als Verschwörungsideologe und versucht Lia mit einer abstrusen Beweisführung auf seine Seite zu ziehen – in meinen Augen ein besonders schlauer Schachzug, ausgerechnet dem Publikumsliebling dieses Gedankengut anzulasten. Egal, wie fundiert und wissenschaftlich Lia ihm den Sachverhalt erklärt; Jonas bleibt überzeugt, dass sie einfach nur eine „Maniorette“ sei. Obwohl es ihr schwerfällt, entkräftet sie geduldig jedes seiner Argumente, bis er gesteht, wieso er sich in diese Gedanken flüchtet: „Weil sich das einfach für mich besser anfühlt. Weil man den Klimawandel einfach nicht anfassen kann.“

Anzeige

Erneut hält mir die Comedy-Serie hier den Spiegel vor. Ich bewege mich in meiner eigenen Komfortzone – zwar ausschließlich fleischfrei mit Bus und Bahn, aber viel zu selten nutze ich die Möglichkeit auf einen Diskurs oder lasse es von vornherein sein, damit die Stimmung bei der nächsten Familienfeier nicht kippt. So rettet man aber nicht die Umwelt. Und deshalb nehme ich Peters Abschlussmonolog zum Anlass, mir nicht länger auf die Zunge zu beißen. Falls auch ihr seinen Anflug von Weisheit mit in die Weihnachtsfeiertage nehmen wollt, hier noch einmal Peters Worte im Detail:

„Anstatt endlich mal loszulegen, suchen die einen Gründe, warum man nichts tun kann, und die anderen suchen Ausreden, warum es nicht so schlimm ist. Ich mein, wir haben unser Haus angezündet. Und anstatt es zu löschen, gehen wir einfach eine rauchen. Manche Leute denken, beim Klimaschutz geht es darum, dem Klima einen Gefallen zu tun. Aber das ist doch Schwachsinn. Bei der Klimakrise geht es gar nicht ums Klima, es geht um uns. Das Klima, das kommt ohnehin klar. Nur wir kommen nicht ohne einen gesunden Planeten klar. Und es ist auch echt verdammt naiv, davon auszugehen, dass wir in der Welt der eskalierenden Klimakatastrophen so was wie sichere Demokratien oder lang anhaltenden Frieden haben können. Wenn uns das Klima um die Ohren fliegt, können wir alle bis drei zählen, bis der Rest auch zusammenbricht. Aber wir können das schaffen und das finde ich einfach nur radikal hoffnungsvoll.“

Amen! Besser kann man es wohl nicht sagen. Danke, „Die Discounter“, dass ihr mich wachgerüttelt habt!

Anzeige