Das Serienfinale von „Game of Thrones“ hat im Prinzip eine leicht verständliche Geschichte erzählt. Bei der Masse an Informationen bleiben zum Ende hin trotzdem einige Fragen offen. Wir haben die wichtigsten unbeantworteten Fragen gesammelt und versuchen, euch Antworten darauf zu geben.
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Warum kann Jon Daenerys so leicht töten?
Zu Beginn muss Jon Schnee (Kit Harington) sein Schwert noch ablegen, bevor er Tyrions (Peter Dinklage) Zelle betreten darf. Später ist es den Unbefleckten egal, dass Jon bewaffnet zu Daenerys (Emilia Clarke) vortreten will. Drogon bewacht zwar den Eingang zum Thronsaal, Jon darf trotzdem als Targaryen ungestört passieren. Warum haben die Unbefleckten Jon nicht das Schwert abgenommen? Und warum läuft Daenerys ohne Leibwache durch ein Kriegsgebiet, obwohl sie von so vielen Vertrauten verraten wurde?
Die Antwort darauf dürfte so einfach wie banal sein. Daenerys liebt Jon und es wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, dass er sie töten wird. Die Unbefleckten halten Jon wahrscheinlich für Daenerys‘ engsten Vertrauten, weswegen sie sein Schwert nicht abnehmen. Daenerys wollte den Moment im Thronsaal für sich alleine auskosten - deswegen die fehlenden Bodyguards. Und da Drogon den Eingang bewacht, war sie sich sicher, dass nur Jon in ihre Nähe kommen kann. Zudem ist Daenerys daran gewöhnt, dass alle Männer ihrem Charme erliegen. Wahrscheinlich dachte sie, dass Jon sie im schlimmsten Fall verlassen könnte. Dass er sie ersticht, damit hat Daenerys nicht gerechnet.
Warum hat Drogon den Eisernen Thron verbrannt und nicht Jon?
Als der Drache seine Mutter tot vorfindet, beginnt Drogon aus purer Verzweiflung Feuer zu speien. Doch statt den eigentlichen Mörder von Daenerys zu töten, zerstört er den Eisernen Thron. Doch warum eigentlich? Ist Drogon zu dumm, um die Situation zu begreifen? Wir denken nicht, denn die Bücher schreiben den Drachen eine gewisse Intelligenz zu.
Die Szene lässt bewusst Raum für Interpretation. Wir können nur anhand seiner Gestik und Mimik erahnen, was der Drache wirklich denkt. Da Drogon ihre Leiche beschnuppert und kurz darauf Jon böse anfaucht, könnte Drogon die Zusammenhänge verstehen. Vermutlich spielt er sogar mit dem Gedanken, Jon zu verbrennen. Doch dann lenkt er seinen Strahl aus Frust auf den Thron. Es könnte sein, dass Drogon eine natürliche Hemmschwelle gegenüber Targaryens hat. Oder er denkt, dass Jon ohnehin gegen Feuer resistent ist. Eins ist aber sicher: Drogon scheint die Bedeutung des Throns bei Daenerys‘ Untergang verstanden zu haben, denn warum sonst sollte er ihn so zielgerichtet verbrennen?
Wollte Bran/der Dreiäugige Rabe von Anfang an auf den Thron?
Bran hatte angeblich keine Lust, zu regieren. Deswegen wird er von Tyrion als neuer König von Westeros vorgeschlagen. Brans Antwort auf den Vorschlag lässt Zweifel über seine edlen Intentionen aufkommen. Als Tyrion ihn fragt, ob er die Krone annehmen würde, antwortet Bran folgendes: „Warum hätte ich sonst den weiten Weg auf mich genommen.“
Der Satz impliziert, dass er sehr wohl wusste, dass er am Ende auf dem Thron sitzen wird. Damit hat die Serie angedeutet, das Bran beziehungsweise der Dreiäugige Rabe in die Zukunft sehen kann. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Bran alle Ereignisse bewusst in Kauf genommen hat, inklusive der Tragödie von Königsmund. Da die Wege des Dreiäugigen Raben unergründlich sind, wird das alles seinen Sinn gehabt haben. Wahrscheinlich war das alles vorherbestimmt, damit Westeros in Frieden leben kann. Die Tatsache, dass Bran alles von Anfang an geplant haben könnte, hinterlässt trotzdem einen unangenehmen Beigeschmack.
Wer folgt nach Brans Tod auf den Thron?
Als Daenerys noch auf den Thron wollte, stellte ihre Unfruchtbarkeit eine unüberwindliche Hürde dar. Brans fehlende Zeugungsfähigkeit scheint den Rat jedoch nicht zu stören. Doch warum eigentlich?
Bran wird zum einen als Dreiäugiger Rabe vermutlich länger leben als ein normaler Mensch. Der alte Rabe ist, laut eigenen Aussagen, mehr als eintausend Jahre alt geworden. Zum anderen gab es schon immer den Wunsch, dass nicht das Geburtsrecht, sondern die Befähigung den nächsten König bestimmt. Deswegen werden die Lords und Ladys von Westeros in Zukunft die nächsten Könige wählen.
Bran kann seine Kräfte als Dreiäugiger Rabe außerdem an jemand anderen weitergeben und zumindest im Geiste einen Nachkommen zeugen. Und falls seine Herrschaftszeit tatsächlich erfolgreich ist, wird er auch in Zukunft vom Rat gewählt werden.
Welche Lords sitzen im Rat?
Der große Rat, der am Ende Bran zum König wählt, besteht aus den Vertretern folgender Häuser:
- Edmure Tully, Lord von Schnellwasser
- Gendry, Lord von Sturmkap
- Samwell Tarly, Lord von Haus Tarly, das als Vasallen den Tyrells diente
- Arya Stark, Bran Stark und Sansa Stark als Verteter des Nordens
- Asha Graufreud, als Vertreterin der Eiseninseln
- Robin Arryn, Lord von Hohenehr, und sein Berater Yohn Royce
- Ser Brienne von Tarth
- Ser Davos Seewert
- der namenlose Prinz von Dorne
- vier namenlose Lords
Warum darf der Norden unabhängig bleiben und die anderen Königreiche nicht?
Ursprünglich waren es sieben Königslande, nun sind es nur noch sechs, weil Sansa einen unabhängigen Norden durchsetzt. Warum legen die anderen Lords keinen Widerspruch ein? Dorne und die Eiseninseln wollen seit Jahren ihre Unabhängigkeit durchsetzen.
Der Moment ist in der Tat nicht etwas unlogisch. Asha Graufreud hat bereits in der letzten Staffel von Daenerys die Unabhängigkeit zugesichert bekommen. Dass die sonst so dickköpfige Anführerin ihren Anspruch vergessen hat, ist untypisch für sie.
Die Entscheidung ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass sich der Norden seine Unabhängigkeit durch den Sieg über den Nachtkönig erkämpft hat. Vielleicht haben die anderen Königreiche auch verstanden, dass sie stärker im Verbund sind als alleine. Wir haben keine hundertprozentig befriedigende Erklärung für diese Wendung und vermuten, dass Sansa einfach ihr Happy End bekommen sollte.
Wo ist Drogon hin und warum sucht Bran nach ihm?
Nach dem Tod von Daenerys fliegt Drogon mit seiner Mutter in den Klauen in eine unbekannte Richtung davon. Einige Wochen später soll er zuletzt im Osten gesehen worden sein. Wir vermuten, dass Drogon sich in seine Heimat Essos aufgemacht hat, um Daenerys dort ein würdiges Begräbnis zu verschaffen und sich auf Nimmerwiedersehen aus den Angelegenheiten der Menschen zu verabschieden.
Bran kündigt in einer beiläufigen Bemerkung am Ende an, dass er mit seinen Kräften nach Drogon Ausschau halten will. Vielleicht ist Bran einfach nur neugierig und möchte sicher gehen, dass Drogon keine Gefahr mehr für Westeros darstellt. Oder womöglich plant er Drogon auch mit seinen Kräften fernzusteuern und als seinen neuen Lakai zurückzuholen. Wir werden es wohl nie erfahren.
Was hat Brienne ins Buch der Brüder geschrieben?
Nach ihrem schmerzhaften Erlebnis mit Jaime scheint sich Brienne von Tarth aufgerappelt zu haben. Als Kommandantin der Königsgarde hat sie ihre Berufung gefunden und wird zusammen mit Podrick König Bran exzellente Dienste leisten. Wir würden es Brienne nicht verübeln, wenn sie Jaime nach dem Erlebten hasst, doch für solch niedere Regungen ist sie ein viel zu guter Mensch. Als Brienne sich als neue Kommandantin einträgt, hinterlässt sie für Jaime einen höchst lobenden Eintrag im Buch der Brüder.
Sie schreibt zum Beispiel, dass er die Flusslande verteidigt hat, ohne einen einzigen Mann zu verlieren. Dass er sich gegen seine eigene Familie gestellt hat, um das Königreich zu verteidigen. Und schließlich erwähnt sie, dass er gestorben ist, als er seine Königin beschützte. Damit zeigt Brienne, dass sie Jaime verziehen hat und ihn trotz allem als ehrenhaften Ritter ansieht. Jaime hätte sich trotzdem deutlich respektvoller von Brienne verabschieden können, aber so spielt das Leben.
Was soll Tyrions letzter Satz mit dem Esel, der Bienenwabe und dem Bordell bedeuten?
Den Running-Gag gibt es bereits seit der ersten Staffel. Damals wollte Tyrion den Witz erzählen, als er von Lysa Arryn gefangen genommen wurde, bevor er rüde unterbrochen wurde. In der sechsten Staffel versucht er, Missandei und Grauer Wurm mit dem selben Witz aufzuheitern und wird erneut nicht fertig damit.
Nun wiederholt er den Witz im Finale, doch bevor der Zuschauer den Rest hört, gibt es einen Cut. Da es sich um die letzten Worte von Tyrion handelt, wird der Witz trotz der fehlenden Pointe eine wichtige Bedeutung haben. Vielleicht soll der Moment andeuten, dass Tyrion nach dem Erlebten wieder der Alte werden und mehr Lebensfreude entwickeln könnte. Wir würden ihm ein entspannteres Leben wünschen.
Wo ist Goldie/Gilly?
In der vierten Folge setzen Sam und Goldie (im Englischen Gilly) Jon freudig über ihre Schwangerschaft in Kenntnis. Im Finale sehen wir Goldie jedoch nicht wieder. Samwell ist wiederum zum Grandmaster befördert worden und wird Bran künftig in Königsmund bei den Regierungsgeschäften unterstützen. Meister müssen normalerweise Im Zölibat leben, auch wenn sie oft heimlich Geliebte halten. Wir könnten uns jedoch vorstellen, dass Bran eine Ausnahme mit Sam gemacht hat. Goldie wird sich deswegen wahrscheinlich in Königsmund aufhalten und ihr Familienglück mit Sam genießen.
Wo gehen die Unbefleckten und Dothraki hin?
Grauer Wurm und die Armee der Unbefleckten reisen nach eigenen Aussagen nach Naath, eine Insel vor der Küste von Essos. Es handelt sich um Missandeis Heimat, die wegen ihrer Friedfertigkeit oft von Sklavenhändlern heimgesucht wird. Grauer Wurm will damit sein Versprechen aus Folge 2 wahr machen und Missandeis Volk selbst nach dem Tod seiner Liebsten beschützen.
Die Dothraki steigen ebenfalls in die Schiffe. Wahrscheinlich werden sie auf dem Weg in Essos abgesetzt. Dort könnten sie in ihre heimatlichen Steppen zurückkehren und sich neuen Clans anschließen. Zumindest bringen die Dothraki-Krieger spannende Reiseberichte mit.
Warum braucht Bran einen Meister der Flüsterer?
Am Ende sind in Brans königlichem Rat folgende Positionen frei: der Meister der Flüsterer, der Meister des Rechts und der Meister des Krieges. Tyrion suchte für die vakanten Stellen noch nach geeigneten Kandidaten. Aufmerksamen Zuschauern wird die Ironie dieser Situation nicht entgangen sein. Wenn Bran alles weiß und jeden Menschen im Reich bespitzeln kann, warum braucht er dann noch einen Meister der Flüsterer?
Die Antwort darauf könnte recht einfach sein. Vielleicht wird der Aufgabenbereich des Meisters nur verlagert. Auch wenn Bran alles weiß, er drückt sich oft ihn Rätseln aus und spricht ungefiltert, ohne sich um die sozialen Gepflogenheiten zu scheren. Vielleicht wird die Position einfach zur neuen PR-Abteilung umfunktioniert. Bran kann sich zudem nicht um alles kümmern. Der Meister der Flüsterer wird also noch gute Dienste leisten.
Warum gibt es noch eine Nachtwache?
Der Nachtkönig ist tot, die Mauer kaputt und die Wildlinge haben sich mit dem Süden angefreundet. Wozu braucht es da noch eine Nachtwache? Am Ende sehen wir, dass Westeros die Praxis aus unerfindlichen Gründen beibehalten hat. Die Nachtwache wird womöglich als Strafkolonie gebraucht. Die Aussicht im rauen Norden ganz ohne Frauen zu versauern, wird die bösen Buben in Westeros genauso abschrecken wie zuvor.
Früher haben die Männer zumindest das Land beschützt, nun kann man sie für den Bullshit-Job des Jahrhunderts nur bemitleiden. Doch vielleicht hat die Nachtwache in der Zukunft noch einen Zweck. Der Frieden mit den Wildlingen ist womöglich nur von kurzer Dauer und man weiß nie, ob die Weißen Wanderer nicht doch zurückkehren.
Warum ist Jon mit den Wildlingen gegangen?
Tormund hat bereits in Folge 4 angebracht, dass Jon den „echten Norden“ in sich trägt. Jon bricht am Ende zwar zur Mauer auf, seine Wacht fortsetzen will er jedoch nicht. Stattdessen verschwindet Jon zusammen mit den Wildlingen hinter die Mauer, um dort ein Leben in Freiheit zu führen. Ein sehr passendes Ende für Jon. Er war ohnehin am glücklichsten bei den Wildlingen, die ihn so akzeptierten wie er ist. Tormund und Geist gehören zudem zu seinen besten Freunden und vielleicht lernt Jon sogar eine neue Frau kennen. Alles in allem war es die beste Entscheidung, die Jon je getroffen hat.
Was wird aus Essos?
Das letzte Mal, als wir Essos in Staffel 6 gesehen haben, hat Daenerys Söldner Dario Naaharis die Regierungsgeschäfte überlassen. Die Serie ließ diesen Handlungsfaden danach einfach fallen. Ob Essos nun friedlich geblieben oder nach Daenerys‘ Weggang ins Chaos gestürzt ist, werden wir wohl nie erfahren.
Wir vermuten, dass die politische Lage nicht unbedingt stabil geblieben ist. Dario ist, wie erwähnt, ein einfacher Söldner und hat demnach nur einen geringen Anspruch auf den Thron. Und die alte Riege der Mächtigen wird sich nach Daenerys‘ Abschied die Hände gerieben haben. Ihr Tod könnte dafür sorgen, dass Essos in die alten Herrschaftsstrukturen zurückfällt. Das sind jedoch nur Spekulationen unserseits, da die Serie diese Frage nicht beantwortet. Wir werden wohl nie erfahren, wie Dario Naaharis auf den Tod von Daenerys reagiert und ob er nicht Rache an den Lords von Westeros üben will.
Was ist westlich von Westeros?
Arya hat im Finale eine der überraschendsten Wendungen vollzogen, als sie ankündigte, in den Westen von Westeros aufbrechen zu wollen. Der Westen gilt in der Welt der Bücher als Terra Incognita. Das heißt, niemand weiß, was sich dort befindet. Und da es neben Westeros und Essos noch andere unentdeckte Kontinente geben soll, ist Aryas Neugier berechtigt. Als aufgeklärte Zuschauer wissen wir natürlich, dass die Welt rund ist und sie auf die östliche Grenze von Kontinent Essos stoßen könnte. Oder vielleicht entdeckt Arya auch einen neuen Kontinent?
Wir waren etwas verblüfft, dass Arya ihre Familie so einfach verlässt, obwohl sie sich die ganze Serie über nach ihren Geschwistern sehnte und auf den Zusammenhalt des Stark-Rudels pochte. Vielleicht hat Arya aber auch zu viel gesehen, um ein einfaches Leben in Winterfell führen zu können. Ihre Tränen am Ende zeigen wenigstens, dass sie sehr betrübt über den Abschied ist. Wahrscheinlich war der Drang nach Abenteuern größer als die Sehnsucht nach der Heimat.
Wo sind Figuren wie Meera, Jaqen H’ghar und Daario Naharis hin?
Ihre Geschichten wurden prinzipiell schon in den vorherigen Staffeln beendet. Und auch wenn wir Jaqen nach wie vor feiern, wäre seine Rückkehr mehr Fanservice als logische Konsequenz. Nichtsdestotrotz hätten die Fans sich sicher gewünscht, dass die Geschichte von manchen Figuren weitergegangen wäre. Hier findet ihr alle anderen Figuren, die wir in Staffel 8 vermissen.
Was ist aus den Prophezeiungen geworden?
Erinnert ihr euch noch an Azor Ahai, die Valonqar-Prophezeiung und die Worte von Mirri Maz Duur? Tja, die meisten sind nur teilweise oder erst gar nicht wahr geworden. Dass „Game of Thrones“ die Prophezeiungen komplett ignoriert hat, kann man der Serie nicht vorwerfen. So ist Daenerys‘ Vision im obigen Video schlussendlich wahr geworden. Auch Melisandres Worte zu Arya haben sich im Endeffekt als prophetisch erweisen. Zudem sind Prophezeiungen eine Sache der Interpretation. Man kann sie auf unterschiedliche Weise deuten und nicht jedes Orakel kennt die absolute Wahrheit.