George R. R. Martin hat mit seiner Romanreihe „Das Lied von Eis und Feuer“ eine beeindruckend dichte Welt geschaffen, in der es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt. „Game of Thrones“ hievte die Geschichte vom Kampf um den Eisernen Thron schließlich im Jahre 2011 eindrucksvoll auf die Fernsehbildschirme und trat ein weltweites Phänomen los.
Doch auch wenn Westeros inzwischen massentauglich geworden ist, gibt es viele Dinge, die weiterhin für Verwirrung sorgen oder die Zuschauer schlichtweg falsch verstanden haben. Wir wollen an dieser Stelle versuchen, mit einigen weit verbreiteten Missverständnissen aufzuräumen.
Targaryans sind (eigentlich) nicht immun gegen Feuer
Eines der bekanntesten Bilder der Serie hat ihren Ursprung im Finale der ersten Staffel: Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) geht ins Feuer und kehrt unversehrt mit drei lebendigen Drachen daraus zurück. Ihr Beiname als „Die Unverbrannte“ rührt aus diesem Ereignis, dass sie in Staffel 6 noch einmal wiederholt, als sie alle Khals der Dothraki in deren Tempel niederbrennt. Sie selbst entsteigt den Flammen ohne Probleme, was George R. R. Martin jedoch nicht gefallen dürfte.
Die Show erweckt nämlich den Eindruck, dass alle Targaryens immun gegen Feuer sind, was der Autor selbst widerlegte. Dass Daenerys mit ihren Dracheneiern die Flammen überstand, war ein einmaliges Wunder, das sich nicht beliebig wiederholen lässt, weil es auch von Blutmagie abhängig war. Targaryens haben eine höhere Toleranz gegen Hitze, aber es gibt in der Geschichte genug Beispiele, in denen sie dennoch durch Feuer zu Tode kamen.
Der Unterschied zwischen Weißen Wanderern und Wiedergängern
Es hat sich eingebürgert, die Bedrohung jenseits der Mauer schlicht als Weiße Wanderer zu bezeichnen, was jedoch nicht ganz korrekt ist und zu einigen Missverständnissen führte. Zum einen gibt es die Weißen Wanderer, womit die blauäugigen, mythischen Kreaturen gemeint sind. Sie sind größer und stärker als Menschen, haben weiße, mumienhafte Haut und dünnes, weißes Haar.
Im Gegensatz dazu existieren allerdings noch die Wiedergänger, die mit ihnen nicht gleichzusetzen sind. Bei ihnen handelt es sich um wiederbelebte Menschen, also eher klassische Zombies, die von den Weißen Wanderern wiederbelebt wurden. Und dann gibt es natürlich noch den Nachtkönig, den ihr hier seht, der wiederum noch über den Weißen Wanderern steht und diese erschaffen hat.
Westeros ist größer als man meinen mag
Vor allem aufgrund der vermeintlich schnellen Reisen aus Staffel 7 und 8 denkt so mancher vielleicht, dass bei Westeros jeder Ort nah beim anderen liegt. In Wirklichkeit hat der Kontinent jedoch die Ausmaße von Südamerika. Um von Königsmund nach Winterfell zu kommen, benötigten die Lennisters in der allerersten Folge der Serie gut drei Monate; was zum Teil aber auch an der Größe der Reisegruppe lag. Von der Mauer im Norden bis zur Südküste von Dorne sind es wiederum fast 5.000 Kilometer.
Charaktere reisen nicht zu schnell
Da wir gerade bei der Logistik sind: Der wohl größte Kritikpunkt vieler in Staffel 7 war, dass die Charaktere zu schnell von einem Ort zum anderen reisen. Hier wird fehlende Logik unterstellt, dabei wird ein wichtiger Punkt außer Acht gelassen.
„Game of Thrones“ gibt dem Zuschauer in späteren Staffeln schlicht keine Relation, wie lange die Figuren wirklich unterwegs sind. Auch wenn wir einzelne Charaktere in einer Folge an mehreren Orten sehen, können dazwischen Monate vergangen sein, ohne dass wir es mitbekommen. Die Show bewegte sich mit schnellen Schritten auf das Ende zu und zeigte uns deswegen im Gegensatz zu früher nicht mehr, wie Charaktere wirklich von A nach B kommen. Davon kann man halten, was man will, wirklich unlogisch muss es dadurch aber nicht gleich zwingend sein.
Personen sterben nicht einfach nur aus Unterhaltungszwecken
„Game of Thrones“ ist vor allem durch seine horrende Todesrate populär geworden. Viele Zuschauer fürchten konstant um das grausame Ableben ihrer Lieblingsfigur und unterstellen der Serie deswegen, sie sei nur auf den Schockeffekt aus. Das stimmt allerdings nicht.
George R. R. Martin mag zwar ein Händchen für besonders grausame Tode haben, aber er bringt seine Charaktere nicht leichtfertig um. Die Tode haben vielmehr die Aufgabe, die Handlung voranzubringen. Nehmen wir die Hinrichtung von Ned Stark (Sean Bean): Sie kostete uns zwar die vermeintliche Hauptfigur der ersten Staffel, trat aber den Krieg der Fünf Könige los, der wiederum viele weitere Handlungen hervorbrachte. Genauso verhält es sich mit einem Großteil der Tode in „Game of Thrones“.
Es sterben gar nicht so viele Hauptfiguren
Machen wir direkt beim Sterben weiter, immerhin ist das die Paradedisziplin von „Game of Thrones“. Die Annahme, dass Hauptcharaktere am laufenden Band den Löffel abgeben, hält sich hartnäckig – ist jedoch kaum haltbar.
Angesichts der Figurenfülle drängt sich der Eindruck vielleicht auf, aber allzu viele wichtige Personen sterben gar nicht bei „Game of Thrones“. Zumindest wenn man sie in Relation zu den Toden der vielen Nebencharaktere setzt. Die fünf wichtigsten Figuren – Cersei (Lena Headey), Jaime (Nikolaj Coster-Waldau), Tyrion (Peter Dinklage) und Daenerys sowie Jon Schnee (Kit Harrington) – hielten allesamt bis zu letzten Staffel durch, einige erwischte es erst dort in der letzten oder vorletzten Episode. Von den anfangs stark gebeutelten Starks überlebten zudem erstaunlich viele sogar das Serienende.
„Ein Lennister begleicht stets seine Schuld“
Dieser Ausspruch (im Original: „A Lannister always pays his debts“) dürfte jedem Fan der Serie geläufig sein, immerhin wird er zigfach zitiert. Viele halten ihn deswegen für das Hausmotto der Lennisters, was aber überraschenderweise falsch ist.
Der offizielle Wahlspruch lautet nämlich „Hört mich brüllen!“ („Hear me roar!“). Zugegeben: Im Vergleich mit dem vermeintlichen Motto wirkt dies doch recht langweilig…
„Wir säen nicht“
Auch das Hausmotto der Graufreuds sorgt gerne für Verwirrung. Theon und Co. geben häufiger den Spruch zum Besten: „Was tot ist, kann niemals sterben.“ (Im Original: „What is dead may never die.“) Viele denken deswegen gerne, dass diese Worte auch zu den Graufreuds gehören. Dabei lautet ihr offizielles Motto: „Wir säen nicht.“ („We do not sow.“) Damit betonen die Graufreuds ihren Ruf als Plünderer, die sich lieber Dinge stehlen, als sie mühsam selbst herzustellen. Ihr vermeintlicher Spruch gehört hingegen zur Religion des Ertrunkenen Gottes, die auf den Eiseninseln dominant ist. Kein Wunder also, dass es hier zu Verwechslungen kommt.
Die Königsgarde und die Goldröcke sind nicht dasselbe
Es gibt in Königsmund neben der Königsgarde auch die Goldröcke, die in der Serie gerne miteinander verwechselt werden. Die Königsgarde beschützt den König auf dem Eisernen Thron und dessen Familie, während die Goldröcke die offizielle Stadtwache von Königsmund sind und auf den Straßen für Ordnung sorgen.
Das Missverständnis basiert auf der Entscheidung der Serien-Verantwortlichen, die Königsgarde ebenfalls mit einer goldenen Rüstung darzustellen. In den Büchern tragen sie über dieser eigentlich noch einen weißen Umhang, der den Machern jedoch optisch nicht gefiel, weswegen man ihn kurzerhand wegließ.
Westeros besteht nicht nur aus sieben Königreichen
Häufig ist in „Game of Thrones“ von den Sieben Königslanden die Rede, weswegen einige davon ausgehen, dass Westeros aus sieben Königreichen basiert. Das stimmt jedoch nicht, vielmehr gibt es inzwischen neun Regionen.
Der Begriff Sieben Königslande stammt aus der Zeit, als Aegon Targaryen Westeros eroberte, das damals tatsächlich aus sieben unabhängigen Königreichen bestand: Die Königreiche des Nordens, von Berg und Grünem Tal, der Inseln und der Flüsse, vom Stein, der Sturmlande, der Weite sowie Dorne.
Inzwischen gibt es jedoch neun Regionen: Der Norden, das Tal von Arryn, die Eiseninseln, die Flusslande, die Westlande, die Kronlande, die Sturmlande, die Weite und eben Dorne.
Die größte Flotte aller Zeiten
Es war einer der Treppenwitze aus Staffel 7: Euron Graufreud und seine größte Flotte aller Zeiten. Die wollte der König der Eiseninseln unbedingt bauen, was ihm tatsächlich auch gelang. Nur wie, fragten sich viele Zuschauer. Schließlich bestehen die Eiseninseln aus kargem Fels. Große, üppige Wälder wachsen dort nicht.
Viele haben die größte Flotte Westeros deswegen als Logikfehler abgetan, dabei liefert das Hausmotto der Graufreuds eine gute Antwort auf ihr Holz-Problem: „Wir säen nicht.“ Die Bewohner der Eiseninseln ernten lieber direkt, was genau genommen bedeutet, dass sie plündern. Mit Überfällen auf Fischerdörfer kann man durchaus einiges an Holz zusammentragen, vor allem wenn man gezielt danach sucht.